Richard Günther (Mediziner)

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Richard Günther (* 21. Februar 1911 in Zeitz; † 8. Dezember 1980 in Neukirchen, Oberbayern) war ein deutscher Mediziner und Nationalsozialist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Günther betätigte sich bereits früh nationalsozialistisch, er war Träger des Goldenen HJ-Ehrenzeichens. Er trat zum 1. November 1931 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 684.617)[1] und erhielt das Ehrenzeichen des NS-Studentenbundes. Er studierte Medizin an den Universitäten Würzburg, Königsberg und Berlin, das er 1936 abschloss. Im selben Jahr wurde er approbiert. Sein Medizinalpraktikum absolvierte er danach an der „Poliklinik für Erb- und Rassenpflege“ beim Kaiserin Auguste Victoria Haus in Berlin-Charlottenburg unter Eduard Schütt, wo er nach Ausbildungsende als Assistenzarzt tätig wurde.[2] Zuletzt war er unter Schütt Oberarzt.[3]

Im Oktober 1939 wechselte er an das Hauptgesundheitsamt nach Wien.[2] In diesem Rahmen leitete er am Erbgesundheitsamt zunächst die Referate „Eheberatung“ und „Ausmerzende Maßnahmen“.[4] Ab Juni 1940 war er zusätzlich an der Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Geisteskranke Am Steinhof tätig.[2] Dort war er als „Landesobmann für die erbbiologische Bestandsaufnahme für die Koordination von Zwangssterilisierungen“ zuständig. Zudem war er Beisitzer am Erbgesundheitsobergericht Wien.[4]

Ab März 1941 leitete er zusätzlich die Abteilung „Erb- und Rassenpflege“ im Hauptgesundheitsamt der Gemeindeverwaltung des Reichsgaus Wien als Nachfolger Arend Langs. Er war staatlich anerkannter Rassengutachter.[3] Er wurde 1942 zum Obermedizinalrat ernannt.[2] Als Nachfolger Hermann Vellguths leitete er zudem das Rassenpolitische Amt der NSDAP in Wien.[5]

Mitte November 1944 meldete er sich zum Kriegsdienst in der Waffen-SS.[2] Von 1945 bis 1947 befand sich Günther in amerikanischer Internierung.[3] Danach war er als Allgemeinmediziner in Bayern tätig.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
  • Herwig Czech: Erfassen, begutachten, ausmerzen: Das Wiener Hauptgesundheitsamt und die Umsetzung der „Erb- und Rassenpflege“ 1938 bis 1945. In: Heinz-Eberhard Gabriel, Wolfgang Neugebauer (Hrsg.): Vorreiter der Vernichtung? Eugenik, Rassenhygiene und Euthanasie in der österreichischen Diskussion vor 1938. Zur Geschichte der NS-Euthanasie in Wien. Teil III; Böhlau, Wien 2005, ISBN 3-205-77122-2.
  • Eberhard Gabriel: 100 Jahre Gesundheitsstandort Baumgartner Höhe: Von den Heil- und Pflegeanstalten am Steinhof zum Otto-Wagner-Spital. Facultas Universitätsverlag, Wien 2007, ISBN 978-3-7089-0061-2.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/12490073
  2. a b c d e f Eberhard Gabriel: 100 Jahre Gesundheitsstandort Baumgartner Höhe: Von den Heil- und Pflegeanstalten am Steinhof zum Otto-Wagner-Spital. Wien 2007, S. 195.
  3. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main 2007, S. 209.
  4. a b Herwig Czech: Erfassen, begutachten, ausmerzen: Das Wiener Hauptgesundheitsamt und die Umsetzung der „Erb- und Rassenpflege“ 1938 bis 1945. In: Heinz-Eberhard Gabriel, Wolfgang Neugebauer (Hrsg.): Vorreiter der Vernichtung? Eugenik, Rassenhygiene und Euthanasie in der österreichischen Diskussion vor 1938. Zur Geschichte der NS-Euthanasie in Wien. Teil III; Böhlau, Wien 2005, S. 37.
  5. Herwig Czech: Erfassen, begutachten, ausmerzen: Das Wiener Hauptgesundheitsamt und die Umsetzung der „Erb- und Rassenpflege“ 1938 bis 1945. In: Heinz-Eberhard Gabriel, Wolfgang Neugebauer (Hrsg.): Vorreiter der Vernichtung? Eugenik, Rassenhygiene und Euthanasie in der österreichischen Diskussion vor 1938. Zur Geschichte der NS-Euthanasie in Wien. Teil III; Böhlau, Wien 2005, S. 28.