Richard Maria Steininger

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Richard Maria Steininger (* 3. März[1] 1792 in St. Wendel; † 14. Januar 1861 in Trier) war ein deutscher Theologe und Domherr in Trier.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Steininger, der ältere Bruder des Geologen Johannes Steininger, besuchte von 1806 bis 1809 die Sekundarschule in Trier,[2] trat anschließend in das dortige Priesterseminar ein und erwarb 1811 den Titel eines Bachelier en lettres. Nach der Priesterweihe, die ihm Bischof Charles Mannay am 11. März 1815 in St. Johann (bei Saarbrücken) spendete, wurde er noch im selben Jahr zum Professor für Exegese und 1816 zum Subregens des Priesterseminars ernannt, ein Amt, das er bis zu seiner Berufung zum Domkapitular im Jahre 1846 innehatte. Letztere Berufung fand der Presse zufolge „allgemeinen Beifall“, nachdem Steininger „über zwanzig Jahre als Lehrer der Exegese im hiesigen Priesterseminar still und segensreich gewirkt“ habe.[3] Bereits 1839 war Steininger bei der Suche nach einem Nachfolger für den verstorbenen Trierer Bischof Joseph von Hommer in die engste Wahl gekommen. Er war einziger und insbesondere von den älteren Kapitularen unterstützter Gegenkandidat des vom Domkapitel schließlich gewählten, aufgrund fehlender Bestätigung durch die preußische Regierung aber erst 1842 geweihten Wilhelm Arnoldi. Der unterlegene Steininger wurde in diesem Zusammenhang zwar als ein „überaus frommer und römisch-katholisch gesinnter Priester“ beschrieben, die Majorität des 12-köpfigen Wahlgremiums habe aber befürchtet, dass er „nach einem lange Jahre durchlebten, sehr einsamen Leben die Kraft und Gewandtheit nicht habe, die in dieser Zeit von einem Bischof geforderten Pflichten genügend zu erfüllen.“[4] Steininger, der auch als Gelehrter hohes Ansehen genoss und eine vielbeachtete Bearbeitung des Codex Simeonis nach einer im Trierer Domschatz aus dem 10./11. Jahrhunderts überlieferten Handschrift dieses griechischen Lektionars vorgelegt hat,[5] wurde nach seinem Tod im Kreuzgang des Trierer Doms bestattet. Seine wertvolle Bibliothek hat er dem dortigen Priesterseminar vermacht.[6]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Codex Sancti Simeonis exhibens Lectionarium Ecclesiae Graecae DCCC circiter annorum vetustate insigne. Trier 1834 (online bei Google Books).

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Julius Bettingen: Geschichte der Stadt und des Amtes St. Wendel. St. Wendel 1865, S. 625–627.
  • Max Müller: Die Geschichte der Stadt St. Wendel von ihren Anfängen bis zum Weltkriege. St. Wendel 1927, S. 670–673.
  • Hans Klaus Schmitt: Stammtafel des St. Wendeler Bürgergeschlechts Steininger. In: Heimatbuch des Landkreises St. Wendel 11 (1965/1966), S. 67–72, S. 70 Nr. 18.
  • Josef von Hommer 1760–1836. Meditationes in vitam meam peractam. Eine Selbstbiographie. Hrsg., übers. u. komm. von Alois Thomas (= Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte. Bd. 25). Gesellschaft für Mittelrheinische Kirchengeschichte, Mainz 1976, S. 474 f. (Anm. 477) (online bei dilibri Rheinland-Pfalz).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Abweichende, wohl unzutreffende Angaben finden sich mit 3. Februar bei Saarland Biografien und Rheinland-Pfälzische Personendatenbank (s. Weblinks) bzw. mit 4. März bei Historische Forschungen Roland Geiger.
  2. Die verschiedentlich vorgetragene Behauptung, Steininger habe das Progymnasium in St. Wendel besucht, kann so nicht stimmen: Erste höhere Lehranstalt vor Ort war eine von Johannes Schué seit 1820 betriebene Privatschule, die in das 1824 gegründete, öffentliche Lyceum in St. Wendel überging, welches schließlich erst 1855 zum Progymnasium erweitert wurde. Zutreffend wohl der bei Müller: Geschichte (s. Literatur) S. 671 zitierte Nekrolog von 17. Januar 1861, wonach Steininger „(i)n seiner Heimat“, also in St. Wendel, „mit den erforderlichen Elementarschulkenntnissen ausgestattet“ wurde.
  3. Kölnische Zeitung. Nr. 317 vom 13. November 1842, S. (2) unter Trier, 10. Nov. (online bei Zeitungsportal NRW).
  4. Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland 3 (1839), S. 647 (online bei Google Books).
  5. S. Schriften. – Vgl. Georg Bärsch: Der Moselstrom von Metz bis Coblenz, ein geographisch-historisch-statistisch-topographisches Handbuch für Reisende und Einheimische. Carl Troschel, Trier 1841, S. 546 f. (online bei Google Books).
  6. Franz Rudolf Reichert: Bestandsentwicklung und Bestandsstruktur der Bibliotheken von Priesterseminaren – paradigmatisch demonstriert an der Bibliothek des Trierer Priesterseminars. In: Bibliothek und Buchbestand im Wandel der Zeit. Bibliotheksgeschichtliche Studien (= Buchwissenschaftliche Beiträge aus dem Deutschen Bucharchiv München. Bd. 8). Hrsg. von Franz A. Bienert und Karl-Heinz Weimann. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1984 ISBN 3-447-02455-0, S. 65–82, S. 74 (als Vorschau online bei Google Books).
  7. Karl Pretzsch: Verzeichnis der Breslauer Universitätsschriften 1811–1885. Breslau 1905, S. 340 Nr. 82 (online bei Internet Archive); Steiniger war zum Zeitpunkt der Verleihung bereits verstorben (ebda. Anm. 1).