Rieme (Adelsgeschlecht)

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Wappen derer von Rieme
Ruine der Allerburg: Sitz der Adelsgeschlechtes Rieme

Rieme oder Riemen ist der Name eines alten niedersächsischen Adelsgeschlechts im südwestlichen Harzvorland und im Untereichsfeld.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Adelsgeschlecht der Familie Rieme (sie nannten sich nicht „von“) war frühzeitig im Ellertal im südwestlichen Harzvorland und im späteren Untereichsfeld belehnt. Sie wechselten in den ersten Jahrhunderten mehrfach ihren Namen bzw. waren unmittelbar stammesverwandt mit denen von Minnigerode, von Bockelnhagen und von Esplingerode.

Sie wohnten auf der Allerburg, zu deren Gerichtsbezirk die Orte Silkerode, Bockelnhagen, Weilrode, Zwinge, Kirchdorf, Mönherode, Hochstedt, Besselhagen und Neue Hof gehörten. Eine erste Erwähnung erfolgte im Jahr 920 mit Burckhard Rieme oder Corregia in die Zeit des Königs Heinrich I.

Die Lehnsherrschaft war schon im 14. Jh. umstritten, zunächst zwischen den Grafen von Hohnstein und Kurmainz, wobei erstere die Burg den Landgrafen von Hessen als Oberlehnsherren auftrugen. Nach dem Aussterben des Grafengeschlechtes ging das Erbe an die Grafen von Schwarzburg-Sondershausen.[1]

Die Familie konnte ihren Einfluss ausdehnen und weitere Besitzungen über ihren Gerichtsbezirk hinaus erwerben. Sie waren besonders mit dem benachbarten Kloster Pöhlde verbunden, machten dem Kloster viele Schenkungen und zahlreiche Familienmitglieder wurden dort bestattet. Nach dem Aussterben des Familienzweiges kamen die Güter und alle damit verbundenen Rechte an die von Minnigerode.

1355 und 1393 wird aber nochmals mehrfach der Edelknecht Hans Ryme von der Allerburg als Zeuge oder Vermittler in Urkunden erwähnt.[2] Im 16. Jahrhundert wurde eine Grabplatte von Heidenreich IV. Rieme von Allerberg gefunden und in die Mauer der Kirche in Kirchdorf eingefügt.[3][4]

Wappen derer von Rieme in Siebmachers Wappenbuch von 1884

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wappen zeigt in Rot zwei gestürzte silberne Angelhaken. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein natürlicher Pfauenstoß.

Vertreter des Adelsgeschlechtes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grabplatte des Heidenreich Rieme (gest. 1300) in der Kirchenruine Kirchdorf bei Silkerode

Bei Johann Georg Leuckfeld werden folgende Mitglieder der Familie Rieme nach Generationen aufgelistet:

  • Burckhard Rieme (920, 931), mit seinen Söhnen Bernhard Rieme († 987) und Heimbert (Marschall im Kloster Pöhlde, † 992)
  • Heidenreich I. († 1006) mit seinen Söhnen Heidenreich II. (1032, 1054, † 1066) und Burckhard (im Kloster)
  • Caspar, Melchior (1126), Baltasar und Oswald († 1114)
  • Meino († 1129), Ritter
  • Johann I. († 1160) und Penceslaus (1143), Penceslaus begründete in Bockelnhagen das Geschlecht derer von Bockelnhagen
  • Heidenreich III. (1226, † 1236) und Johann (1126), Johann begründete nach dem Ort Mingerode das Geschlecht derer von Minnigerode
  • Hermann († 1264) und Gerhard (1254, 1271 und 1285 Verkauf von Lehnsgütern an das Kloster Katlenburg; 1259 Ministerialer am Stift Quedlinburg)
  • Heidenreich IV. (Ritter, schenkte 1294 sein Erbe im Westeröder Feld dem Kloster Pöhlde; trat 1295, 1298 als Zeuge auf; † 1300) und Siegfried
  • Johann II., Heidenreich V. († 1352), Gangloff († 1309), Mechthild und Beata[5] (im Kloster Gandersheim)
  • Heidenreich VI. (1336) mit Sohn Heiso (1353, 1384)
  • Johann III. (1338) mit Sohn Johann IV. als Alleinerbe aller Riemeschen Güter, † 1376

Weitere Vertreter der Familie nach Johann Wolf:

  • Wasmut Rieme (1373), auf dem Westergericht zu Duderstadt[6]
  • Hermann Rieme (1389 und 1411) Richter (Gogräfe) am Landgericht Bernshausen[7][8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Georg Leuckfeld: Antiqvitates Poeldenses. Oder Historische Beschreibung des vormahligen Stiffts Voelde, Praemonstratenser Ordens, Worinnen von dieses Closters Nahmen, Stifftungs-Zeit, Landes-Gegend ... Aus raren Archiven und Schriften zusammen getragen und ... erläutert. Wolfenbüttel 1707; (über das Adelsgeschlecht Rieme S. 130–136) Bayerische Staatsbibliothek München
  • Johannes Letzner: Dasselische und Einbeckische Chronica, Erfurt 1596, 4. Buch Seiten 172–177 eingeschränkte Vorschau
  • Otto Posse: Die Siegel des Adels der Wettiner Lande. Band II, Verlag Wilhelm Baensch Dresden 1906, Seiten 49–54

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gutsarchiv Bockelnhagen in deutsche-digitale-bibliothek.de
  2. Registereintrag Rieme von der Allerburg: Hans, in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe (Zugriff am 4. Juli 2017)
  3. Landesarchiv Sachsen-Anhalt: H 30, Nr. 738 Ein Beitrag zur Geschichte der Freiherren von Minnigerode von O. von Dassel, Sonderabdruck aus den Familiengeschichtlichen Blättern, Jg. 1908, Nr. 1, 1908 (Akte), Benutzungsort: Wernigerode
  4. O. v. Dassel und August Freiherr v. Minnigerode-Allerberg: Grabstein des Edlen Rieme v. Allerburg vom Jahre 1300 an der Kirchenruine der Wüstung Kirchdorf bei Bockelnhagen (Prov. Sachsen). Beiträge zur Geschichte der Freiherren von Minnigerode FB6 In: Familiengeschichtliche Blätter vol. 3 (1908/09) p. 12–14
  5. Johann Wolf: Eichsfeldisches Urkundenbuch nebst der Abhandlung von dem Eichsfeldischen Adel. Göttingen 1819 (Abhandlung von dem Eichsfeldischen Adel, als Beitrag zu dessen Geschichte. Seite 56)
  6. Johann Wolf: Geschichte und Beschreibung der Stadt Duderstadt: mit Urkunden und drei Kupfern. Rosenbusch, Göttingen 1803. Seite 309 Online bei Google Books
  7. [1] auf der Internetseite von kulturerbe.niedersachsen
  8. Johann Wolf: Politische Geschichte des Eichsfeldes mit Urkunden erläutert. Göttingen 1793, Seite 135, 136

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Rieme (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien