Roland Juno-60

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Roland Juno-60
Allgemeines
Hersteller JapanJapan Roland Corporation
Typ Analogsynthesizer
Zeitraum 1982–1984
Preis 3200 DM (1982)
Technische Daten
Polyphonie ja, 6 Stimmen
Multitimbralität nein
Oszillatoren 6 DCOs, 1 LFO
Klangsynthese analog subtraktiv
Filter Hochpass und Tiefpass
Envelope vierstufig (Attack, Decay, Sustain, Release)
Effekte Chorus, Pitch-Bender
Eingabe und Ausgabe
Klaviatur 61 Tasten
Pedale Hold-Pedal
Ext. Synchr. DCB
Tonausgabe Mono, Stereo und Kopfhörer

Der Roland Juno-60 ist ein analoger Synthesizer des japanischen Unternehmens Roland Corporation. Er wurde von 1982 bis 1984 angeboten und verfügte als erstes Roland-Instrument über Digitally Controlled Oscillators (DCOs), dt. digital gesteuerte Oszillatoren, die eine verbesserte Frequenzstabilität boten. Der Juno-60 fand umfassende Verwendung im Synthpop der 1980er-Jahre.

Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende der 1970er-Jahre begann sich abzuzeichnen, dass die aufkommende Digitaltechnik auch in der Entwicklung neuer Synthesizer Einzug halten würde. Mit dem Fairlight CMI und Synclavier waren bereits zwei umfangreiche Systeme auf dem Markt, die sich der FM-Synthese zur Klangerzeugung bedienten und dadurch unter anderem ein deutlich umfangreicheres Tonspektrum sowie verbesserte Stimmstabilität boten. Roland verfügte jedoch über keine entsprechende Technologie – der von CEO Ikutarō Kakehashi angestrebte Kauf der Exklusivrechte an der von John Chowning entwickelten, einfachen FM-Synthese scheiterte zugunsten des Konkurrenten Yamaha Corporation.[1]

Als Reaktion darauf konstruierte Roland mit dem Juno-6 einen eher traditionellen Synthesizer, nutzte jedoch zur Klangerzeugung erstmals die selbst entwickelten digital gesteuerten Oszillatoren (DCOs). Durch die im Gegensatz zu vorangegangenen Synthesizern nun digital gesteuerte Stimmung entfiel das große Problem der Stimmstabilität insbesondere bei Liveauftritten bzw. Transport des Instruments fast vollständig, nur die Feinabstimmung musste jedoch auch weiterhin manuell vorgenommen werden.[2] Nur wenige Monate später erschien mit dem Juno-60 eine verbesserte Variante, die einen Patchspeicher hinzufügte, wodurch insgesamt 56 frei konfigurierbare Presets abgespeichert werden konnten. Dies vereinfachte den Gebrauch insbesondere live weiterhin, da das zeitaufwendige Einstellen der einzelnen Parameter beim Klangwechsel entfiel. Außerdem wurde das von Roland entwickelte Digital-Control-Bus-System eingebaut, dass jedoch nur von einigen Roland-Geräten unterstützt wurde und einfache, mit den Grundfunktionen von MIDI vergleichbare Funktionalität bot.

Der Juno-60 wurde bis Februar 1984 produziert, als Nachfolger erschien direkt im Anschluss der Roland Juno-106.

Das Instrument[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klaviatur und Bedienung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Juno-60 ist mit einer 61-tastigen Klaviatur ausgestattet und deckt insgesamt fünf Oktaven ab. Zudem kann durch einen Kippschalter eine Oktavierung der Klaviatur um je eine Oktave nach oben oder nach unten vorgenommen werden, was ein noch umfangreicheres Klangspektrum ermöglicht. Es steht zudem ein konfigurierbarer Arpeggiator zur Verfügung, der auch extern über Steuerspannung synchronisiert werden kann.

Bei der Ausstattung handelt es sich um ein typisches Beispiel für Synthesizer der frühen 1980er-Jahre. Die Oszillatorsteuerung (Sägezahnschwingung und Rechteckschwingung mit Sub-Oszillator und Rauschgenerator), Filtersteuerung (Hochpassfilter und Tiefpassfilter mit LFO), Verstärker und ADSR-Hüllkurvengenerator sind von rechts nach links auf der Stirnseite angeordnet.

Die Steuerung für den Patchspeicher befindet sich ganz rechts, es stehen insgesamt 56 Patches zur Verfügung, die frei konfiguriert werden können. Zudem besteht die Möglichkeit, Patches auf eine handelsübliche Kompaktkassette auszulagern und später wieder einzuspielen.

Auf der Rückseite befinden sich sowohl Ausgänge für Mono- als auch Stereoton. Die Signalstärke ist in drei Stufen regulierbar. Zudem ist ein Kopfhöreranschluss vorhanden. Der Master Pitch des Gerätes kann ebenfalls dort durch einen Drehregler reguliert werden.

Effekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das E-Piano verfügt über einen vollständigen Hüllkurvengenerator, bei dem alle vier ADSR-Teile stufenlos reguliert werden können. Zudem ist ein Chorus-Effekt mit zwei auswählbaren Stufen verbaut. Der Anschluss eines Sustain-Pedals ist ebenfalls möglich. Es steht außerdem ein Pitch-Bender zur Verfügung, dessen Intensivität und Umfang reguliert werden können.

Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insbesondere im Synthpop der 1980er-Jahre sowie im entstehenden Chicago House gehörte der Juno-60 für viele Musiker zum Standardrepertoire und ist auf vielen einschlägigen Produktionen aus dieser Zeit zu hören. Prominente Nutzer des Juno-60 waren unter anderem John Foxx, a-ha, Billy Idol, A Flock Of Seagulls, Eurythmics und Berlin[3] sowie Wham![4] und Cyndi Lauper[5]. In der Gegenwart setzen Künstler wie The Weeknd[6] und Metronomy[7] den Juno-60 in ihren Kompositionen ein.

Im Frühjahr 2021 veröffentlichte Roland offiziell eine digitale Nachbildung des Juno-60 im Format Virtual Studio Technology (VST).[8] Bereits vorher erschien eine Nachbildung des Juno-6 mit erweiterten Funktionen von Arturia.[9] Roland bot außerdem mit dem JU-06A ein auf Digitaltechnik basierendes, in Haptik wie Funktionalität teilweise verändertes Remake an.[10]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gordon Reid: The History Of Roland: Part 2. soundonsound.com, abgerufen am 26. April 2022.
  2. Ein Interview mit den legendären Entwicklern. roland.com, abgerufen am 26. April 2022.
  3. Yousif Nur: The Story of the Synth that Changed Pop Forever. vice.com, abgerufen am 26. April 2022.
  4. Rachel Aroesti: Still saving us from tears: the inside story of Wham!'s Last Christmas. theguardian.com, abgerufen am 26. April 2022.
  5. Gaby Alter: Classic Tracks: Cyndi Lauper’s “Girls Just Wanna Have Fun”. mixonline.com, abgerufen am 26. April 2022.
  6. Was ist das für ein Sound? 10 ikonische Tracks und die zugehörigen Synthesizer. Google Arts & Culture, abgerufen am 26. April 2022.
  7. Dirk Heilmann: Metronomy Forever – Joe Mount im Gespräch über Synth, Sounds und Ironie. keyboards.de, abgerufen am 26. April 2022.
  8. Dave Turner: ROLAND HAS RECREATED THE JUNO-60 AS A SOFTWARE SYNTHESISER. mixmag.net, abgerufen am 26. April 2022.
  9. Jun-6 V - Instant analog love. arturia.com, abgerufen am 26. April 2022.
  10. Timm Brockmann: TEST: ROLAND JU-06A VS ROLAND JUNO-60 SYNTHESIZER. amazona.de, abgerufen am 26. April 2022.