Roza Bal

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Roza-Bal-Grabstätte

Roza Bal (persisch Roza, Kaschmiri Bal, deutsch Heiliger Schrein[1]) ist der Name eines Schreins, der sich in der Khanyar-Straße im Stadtteil Khanyar von Srinagar in Kaschmir, Indien, befindet. Der Schrein enthält die Gräber von zwei muslimischen Heiligen – Yuz Asaf und Mir Sayyid Naseeruddin, einem Nachkommen von Mūsā al-Kāzim. Teilweise wird in der Anlage auch das Grab von Jesus von Nazaret verehrt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schrein wird in der 1747 veröffentlichten Waqi'at-i-Kashmir (Geschichte von Kaschmir) von Muhammad Azam, einem lokalen Schriftsteller aus Srinagar, erwähnt.[2]

Vormals wurde das Grab von Angehörigen der Ahmadiyya-Familie (bekannt seit Ghulam Ahmad, * 1835)[3] bewacht, bis es zu Spannungen mit den Behörden kam. Das Grab wurde einem muslimischen Verein übergeben.[4]

Gebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Grabmal selbst besteht aus einem rechteckigen niedrigen Gebäude auf einer Erhöhung, umgeben von Geländern an der Front. Es hat drei Bögen an der Front, durch die man eintreten kann, und vier Bögen an der Seite. Im Inneren befindet sich eine Steinmetzarbeit, von der gesagt wird, dass sie Füße mit Kreuzigungsmalen zeige. Der Körper ist nach der jüdischen Tradition ausgerichtet bestattet und nicht nach den Regeln des Islam. Doch das Gebäude beherbergt auch die Grabstätte eines lokalen muslimischen Heiligen, Mir Sayyid Naseeruddin, der im Einklang mit den islamischen Richtungen beigesetzt wurde.

Identifizierung der beiden Heiligen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Yuz Asaf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Persischen wird in der Geschichte von Kaschmir das Heiligtum als das Grab eines ausländischen Prinzen identifiziert: Yuz Asaf. Yuz Asaf ist ein arabischer Name für Siddhartha in der arabischen Version der Legende von Barlaam und JosaphatBalahwir wa-Yuzasaf.[5][6]

Mirza Ghulam Ahmad behauptet, dass Yuz Asaf in Wirklichkeit Jesus von Nazareth sei. Dieser Ansicht sind auch die Ahmadiyya. Die heutigen Aufseher des Schreins, sunnitischer Abstammung, lehnen diese Ansicht ab. Es sei „Blasphemie gegenüber dem Islam“, zu glauben, Jesus sei irgendwo begraben.[7][8][9][10][11]

Ein Gerichtsverfahren (bekannt unter: Das Siegel der Gerechtigkeit des islamischen Mullah Fazil) von 1770[12] kommt zu dem Schluss, dass Yuz Asaf in der Regierungszeit von Raja Opadatta (49–109 AD), der viele Tempel baute, ins Tal kam. Nach seinem Tod sei er in Kyanyar am Ufer eines Sees beigesetzt worden.

Fida Hassnains Übersetzung der Legende von Barlaam und Josaphat, die sich Ghulam Ahmads Übersetzung anschließt, teilt das Wort Yuzasaf in zwei Worte auf: Yuz Asaf. Yuzasaf ist abgeleitet vom sanskritischen Wort Bodhisattva. Dieses Wort wurde in persischen Texten des 6. oder 7. Jahrhunderts zu Bodisav geändert und dann in einem arabischen Dokument des 8. Jahrhunderts zu Budhasaf und Yudasaf. Die arabische Schreibweise für „b“ ( ﺑ ) ändert sich durch einen zusätzlichen Punkt zu „y“ ( ﻳ ).

Einem Aufsatz (1960) von David Marshall Lang zufolge sei die Verbindung des Buddhisten Yuzasaf mit Kaschmir teilweise auf einen Druckfehler in der arabischen Version Baalham und Josaphats von Mumbai zurückzuführen, worin der Sterbeort Buddhas Kaschmir (arabisch: كشمير) ist, anstelle von Kushinagar (Pali: كوشينر), dem traditionellen Sterbeort Buddhas.[13]

Mir Sayyid Naseeruddin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

871 Anno Hegirae (1466/67 n. Chr.) wurde dort Syed Nasir-ud-Din begraben, der von lokalen Muslimen als Sufi-Heiliger verehrt wurde,[14] obwohl andere historische Daten darauf hinweisen, dass er nur ein langjähriger Hausmeister des Schreins gewesen sei. Das Grab wurde zuvor von lokalen Nachkommen der Weisen gepflegt. Es wird gegenwärtig von einem Verwaltungsrat, bestehend aus Sunniten, verwaltet. Sahibzada Basharat Saleem, ein ehemaliger, inzwischen verstorbener Hausmeister, behauptete, Ahnentafeln zu besitzen, die ihn als einen direkten Nachfahren der dort begrabenen Weisen bezeichnen.

Mediale Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Thriller The Rozabal Line von Ashwin Sanghi wird spekuliert, dass Jesus die Kreuzigung möglicherweise überlebt haben, nach Indien gereist und möglicherweise in Kaschmir begraben worden sein und eine Abstammungslinie in der Region hinterlassen haben könnte.

Im Jahre 2003 strahlte die BBC eine Dokumentation aus, die einen Abschnitt über die Geschichte von Yuz Asaf enthielt. Der Titel lautete Did Jesus Die? („Starb Jesus?“).[15][16]

Im Jahr 2006 veröffentlichte das ZDF in der Sendereihe Terra X eine Folge mit dem Titel Der Fall Jesus. In dieser Dokumentation wurde ebenfalls auf die Hypothese des Roz Abal als Jesusgrab eingegangen und Fida Muhammad Hassnain, ein führender Vertreter dieser Hypothese, interviewt.[17]

2010 wurde versucht, DNS aus dem Grab zu extrahieren, um die Identität der dort beerdigten Männer und/oder den ungefähren Zeitpunkt ihres Todes festzustellen. Dadurch könnten auch Ansprüche auf Nachkommenschaft geklärt werden.[18]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mark Bothe: Die „Jesus-in-Indien-Legende“: Eine alternative Jesus-Erzählung? GRIN, München, 2011, ISBN 978-3-656-05035-3.
  • Fida Mohamad Hassnain, Suzanne Olsson: Roza Bal, The Tomb of Jesus. Booksurge in USA, Gulshan Pub. in Indien 2008, ISBN 978-1-4196-9758-6. (Untersucht die Geschichte des Grabes und dessen Verbindung zu Jesus als Yuz Asaf).
  • Suzanne Olsson: Jesus in Kashmir, The Lost Tomb. Booksurge USA, 2005, Gulshan Publishing, Indien.
  • Fida Mohamad Hassnain: A search for the historical Jesus. Gateway, Bath, 1994, ISBN 0-946551-99-5.
  • Fida Mohamad Hassnain: The fifth Gospel. Dastgir Publications, Srinagar (Kashmir), 1988.
  • Hazrat Mirza Ghulam Ahmad: Jesus in Indien: eine Darstellung von Jesu Entrinnen vom Tode am Kreuz und seine Reise nach Indien. Verlag Der Islam, Frankfurt am Main, 2. Auflage, 2005, ISBN 978-3-921458-39-6.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Roza Bal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Sam Miller: Tourists flock to 'Jesus's tomb' in Kashmir. BBC, 27. März 2010; (englisch).
  • The Tomb of Jesus Website. The Online Centre for “Jesus in India” Studies, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. Juli 2008; abgerufen am 17. Juli 2016 (Website untersucht die Theorie von Jesus in Indien.).
  • Govind Bhattacharjee: Christ’s India Connection. In: The Statesman. 25. Dezember 2017; (englisch).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Roza-Bal-Schrein in Kaschmir: Das Grab Jesu oder nur ein Mythos? - Idealism Prevails. Abgerufen am 6. Juni 2020.
  2. TheIndianTrip: Top things to do in Srinagar - Roza Bal. Abgerufen am 5. Juni 2020 (englisch).
  3. Ahmadiyya, Die | Religionen im Gespräch. Abgerufen am 8. Juni 2020.
  4. Jesus starb in Indien. Abgerufen am 8. Juni 2020.
  5. Bothe: Die „Jesus-in-Indien-Legende“, S. 80: „Jedoch sprechen eingehende Untersuchungen dafür, dass in Yuz Asaf nicht Jesus gesehen werden darf […], was dazu führte, dass Josaphat zusammen mit Barlaam 1583 in den kirchlichen Heiligenkalender aufgenommen wurde.“
  6. Robert Volk: Die Schriften des Johannes von Damaskos, Band 6/1: Historia animae utilis de Barlaam et Ioasaph (spuria): Einführung. de Gruyter, Berlin, 2009, ISBN 978-3-11-019462-3, S. 157: „Hier liegt also ein in vorislamischer Zeit als künftiger Buddha verehrter Heiliger begraben, der der Legende nach aus dem Westen gekommen …“
  7. Mirza Ghulam Ahmad: Masih Hindustan-mein. 1899.
  8. Günter Grönbold: Jesus in Indien. Das Ende einer Legende. Kösel-Verlag, München 1985, ISBN 3-466-20270-1.
  9. Norbert Klatt: Jesus in Indien: Nikolaus Alexandrovitch Notovitchs „Unbekanntes Leben Jesu“, sein Leben und seine Indienreise (= Orientierungen und Berichte 13). Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Stuttgart, 1986, S. 24.
  10. Wilhelm Schneemelcher, James Clarke (Hrsg.): New Testament Apocrypha, Band 1: Gospels and Related Writings. John Knox Press, Westminster, 1991, ISBN 0-664-21878-4, S. 87: „Günter Grönbold book Jesus in Indien. Das Ende einer Legende (1985) is a devastating assessment of these fantasies.“
  11. Sameer Arshad: Tomb Raider: Jesus buried in Srinagar? (Memento des Originals vom 10. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/articles.timesofindia.indiatimes.com Times of India, 8. Mai 2010: „One of the caretakers of the tomb, Mohammad Amin, alleged that they were forced to padlock the shrine […] He believed that the theory that Jesus is buried anywhere on the face of the earth is blasphemous to Islam.“
  12. Mark Bothe: Die "Jesus-in-Indien-Legende" – Eine alternative Jesus-Erzählung? GRIN Verlag, 2011, ISBN 978-3-656-05035-3, S. 53.
  13. TheIndianTrip: Top things to do in Srinagar - Roza Bal. Abgerufen am 5. Juni 2020 (englisch).
  14. Bothe: Die „Jesus-in-Indien-Legende“: „In the year 871 A.H. Syed Nasir-ud-Din, a descendent of Imam Musa—Raza was also buried besides the grave of Yuz— Asaph.“
  15. Did Jesus die? BBC Four, 3. Dezember 2003, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Dezember 2003; abgerufen am 17. Juli 2016 (englisch).
  16. Did Jesus die? BBC Four/Video auf der Tomb of Jesus Website, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Januar 2012; abgerufen am 17. Juli 2016 (englisch).
  17. „Der Fall Jesus“: Ein Film im ZDF bietet die neuesten Thesen und Legenden um den Galiläer an. Tagesspiegel, 22. Januar 2006, abgerufen am 5. April 2023.
  18. DNA Project Outline,obtain DNA from the Tomb of Jesus, Family of Jesus, Roza Bal,Yuz Asaf,rozabal. Jesus-kashmir-tomb.com, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. März 2010; abgerufen am 7. Juni 2010.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jesus-kashmir-tomb.com

Koordinaten: 34° 5′ 39,1″ N, 74° 48′ 58,7″ O