Rudolf Chambers Lehmann

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Rudolf Chambers Lehmann

Rudolph Chambers Lehmann (* 3. Januar 1856 in Eccleshall; † 22. Januar 1929 in High Wycombe) war ein englischer Schriftsteller deutscher Abstammung. Als Schriftsteller wurde er vor allem durch seine drei Jahrzehnte währende Tätigkeit als Hauptautor von Punch und als Gründungsredakteur der Zeitschrift Granta bekannt. Er war zudem Politiker der Liberalen Partei, der von 1906 bis 1910 dem Unterhaus angehörte. Darüber hinaus war er ein renommierter Rudertrainer, der in England, Deutschland und den USA aktiv war.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lehmann wurde in Ecclesall in der Nähe von Sheffield geboren.[1] Sein Vater war der in Hamburg geborene Augustus Frederick Lehmann, ein Kaufmann und Stahlfabrikant, dessen Brüder Henri und Rudolf beide bekannte Maler waren. Alle drei Brüder wurden in Norddeutschland geboren. Seine Mutter, Nina Chambers[2], war die Tochter des schottischen Schriftstellers und Naturforschers Robert Chambers. Zu ihrem gesellschaftlichen Umfeld gehörten Charles Dickens,[3] George Eliot, Robert Browning, Lord Leighton und andere bekannte Persönlichkeiten.[4] Lehmann war ein enger Freund von Wilkie Collins.[5]

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lehmann besuchte die Highgate School und das Trinity College in Cambridge. 1876 war er Präsident der Cambridge Union Society. Er war auch Ruderer und Kapitän des First Trinity Boat Club, obwohl er zwei Jahre lang im Trial-Achter mitruderte, schaffte er es nicht in den Cambridge-Achter. Bei der Henley Royal Regatta belegte er in jedem Rennen, an dem er teilnahm, den letzten Platz, vom Besucherrennen 1877 bis zum Wyfolds-Rennen 1888.[1]

Lehmann wurde am 6. November 1875 am Inner Temple und am 21. April 1880 zum Anwalt zugelassen, wo er für kurze Zeit im südöstlichen Bezirk Londons tätig war, bevor er eine literarische und politische Karriere einschlug.[6]

Schriftsteller[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im April 1889 gründete Lehmann mit anderen die Redaktion der Studentenzeitschrift Granta und sein erster Beitrag für Punch erschien in der Ausgabe vom 14. Dezember 1889, ein Dialog mit dem Titel „Among the Amateurs“.[6] Es folgten weitere Beiträge in Punch, wie die Serie „Modern Types“ und Parodien bekannter zeitgenössischer Autoren[7] unter dem Titel „Mr. Punch's Prize Novels“, und innerhalb von vier Monaten wurde er in die Redaktion berufen und schrieb regelmäßig Beiträge, die sich über dreißig Jahre lang, von 1889 bis 1919, in Punch wiederfanden. Von August bis Anfang November 1894 schrieb er vielleicht die erste Serie von Sherlock-Holmes-Parodien in Punch; sie wurden 1901 in einem Buch mit dem Titel The Adventures of Picklock Holes gesammelt.[6]

Lehmann schrieb auch Verse, meist leichte, und wurde als „Poet Laureate of Rowing“ bezeichnet.[8] Er versuchte sich als Texter in Werken wie His Majesty, einer Ballad Opera im Stil von Gilbert und Sullivan, mit Musik von Alexander Mackenzie, einem Libretto von F. C. Burnand und zusätzlichen Texten von Adrian Ross, die 1897 am Savoy Theatre aufgeführt wurde.[9][10] 1901 war er Herausgeber der Daily News.

Rudolf Chambers Lehmann (Vanity Fair, 1895)

Rudertrainer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1891 bis 1903 war Lehmann Trainer in Oxford und Cambridge, in der Regel als Finishing Coach für den einen oder den anderen, 1892 jedoch für beide.[11] Außerdem trainierte er zu verschiedenen Zeiten Leander Club, Harvard, Yale, den Brasenose College Boat Club, das Trinity College Dublin und den Berliner Ruderclub.[8] Er war Hon. Sec. (Ehrensekretär) der Amateur Rowing Association von 1893 bis 1901[12] und Kapitän des Leander Club in den Jahren 1894 und 1895. Er galt als Autorität auf dem Gebiet des Ruderns, worüber er ein Buch, The Complete Oarsman, schrieb und der Hauptautor von Rowing (1898) in der Reihe The Isthmian Library war.[11]

Lehman war ein Gegner internationaler Ruderwettbewerben und der olympische Bewegung, da er deren Kommerzialisierung voraus sah.[13]

Öffentliche Ämter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1901 war er High Sheriff von Buckinghamshire. Er war Friedensrichter in der Grafschaft.[1] 1906 wurde Lehmann zum Mitglied des Parlaments für Harborough gewählt und hatte den Sitz bis 1910 inne.[14][8]

Privatleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lehmann lebte mit seiner Familie in Bourne End, Buckinghamshire, in einem großen Haus namens Fieldhead.[1]

Lehmann starb 1929 im Alter von 73 Jahren in High Wycombe. Er war mit der Amerikanerin Alice Marie Davis (1873–1956) verheiratet. Seine Kinder waren Helen Lehmann (1899–1985), die Schriftstellerin Rosamond Lehmann (1901–1990), die Schauspielerin Beatrix Lehmann (1903–1979) und der Schriftsteller und Verleger John Lehmann (1907–1987).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Rudolf Chambers Lehmann – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Rudolf Chambers Lehmann. In: Cambridge Alumni Database. University of Cambridge, abgerufen am 20. Dezember 2023 (britisches Englisch).
  2. Lehmann, Rudolph Chambers (M). In: DIGITAL VICTORIAN PERIODICAL POETRY. Abgerufen am 20. Dezember 2023 (englisch).
  3. Charles Dickens: Charles Dickens as editor : letters written by him to William Henry Wills / edited by Rudolph Chambers Lehmann. Hrsg.: Loughborough University. Smith, Elder,, 1912 (lboro.ac.uk [abgerufen am 20. Dezember 2023]).
  4. Lost Houses: Woodlands, Muswell Hill. In: Hornsey Historical Society. 17. Oktober 2021, abgerufen am 20. Dezember 2023 (britisches Englisch).
  5. 1908 - Memories of Half a Century. In: The Wilkie Collins Pages. Paul Lewis, abgerufen am 22. Dezember 2023.
  6. a b c R. C. Lehmann - The Arthur Conan Doyle Encyclopedia. Abgerufen am 20. Dezember 2023.
  7. Philip Waller: Literary Advice and Advisers. In: Oxford Academic. Mai 2008, abgerufen am 20. Dezember 2023 (britisches Englisch).
  8. a b c Poughkeepsie Regatta · Rudolph C. Lehmann · Marist Archives and Special Collections Exhibits and Collections. Abgerufen am 20. Dezember 2023.
  9. Clifton Coles: His Majesty - Introduction. In: The Gilbert and Sullivan Archive. 26. Juli 2019, abgerufen am 20. Dezember 2023 (britisches Englisch).
  10. His Majesty - Review of Opening NIght. In: The Gilbert and Sullivan Archive. Abgerufen am 20. Dezember 2023.
  11. a b A Sonnet To R.C. Lehmann. In: Hear The Boat Sing. 31. Mai 2010, abgerufen am 20. Dezember 2023 (britisches Englisch).
  12. 1948 Olympics And The Thin Green Line, Part 1. In: Hear The Boat Sing. 25. Juli 2012, abgerufen am 20. Dezember 2023 (britisches Englisch).
  13. Lehmann, Rudolph Chambers. River & Rowing Museum, Henley, Thames, abgerufen am 20. Dezember 2023 (englisch).
  14. Men and Matters in England---By R.C. Lehmann, M.P. In: The New York Times. 30. September 1906, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 20. Dezember 2023]).