Rzepowo (Czaplinek)

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Rzepowo (deutsch Reppow) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört zur Gmina Czaplinek (Landgemeinde Tempelburg) im Powiat Szczecinecki (Neustettiner Kreis).

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt in Hinterpommern, in der Pommerschen Schweiz, inmitten der Pommerschen Seenplatte, zwischen dem Zetzin- und dem Dratzigsee, am Reppowsee, etwa zehn Kilometer nordöstlich von Falkenburg (Złocieniec), 45 Kilometer westsüdwestlich von Neustettin (Szczecinek), 65 Kilometer südöstlich von Köslin (Koszalin) und 185 Kilometer ostnordöstlich von Stettin.

Der Reppowsee wird von der aus Richtung Tempelburg (Czaplinek) und Heinrichsdorf (Siemczyno) kommenden Drage durchflossen, die bei Reppow den Reppowsee verlässt, in Richtung Teschendorf (Cieszyno) fließt und weiter südlich in den Crossinsee mündet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wohnhäuser nahe Dorfmitte

Reppow – wie auch Warlang, Blumenwerder und Heinrichsdorf – war früher eine westpreußische Enklave und kam erst 1818 zu Pommern. Im Mittelalter (1321) hatte das herzoglich pommerschen Land Belgard bis zu dem westlich von Reppow in die Drage mündenden Grenzfließ gereicht, früher auch Herzogenfließ genannt, wo die Neumark begann, so dass das Land nördlich der Drage, also Reppow und Warlang, zu Pommern gehörte.[1]

Reppow war einst Stammsitz eines Zweigs der Familie von der Goltz, die in dieser Gegend Landgüter besaß und sich nach dem Ort von der Goltz-Reppow nannte – wie etwa der General und Militärschriftsteller Hans Freiherr von der Goltz-Reppow. Durch einen Erbrezess der Goltze, die in diesem Raum weilten, seit Familienmitglieder im 13. Jahrhundert mit der Entwicklung der Stadt Dramburg beauftragt worden waren, kam 1620 Arnold von der Goltz (* 14. Februar 1570; † 1630) in den Besitz von Reppow.[2][3] Die Reppowschen Güter hatte 1676 Georg Wilhelm von der Goltz seinem Vetter Balthasar von der Goltz (1610–1688) abgekauft.[4]

Anfang des 19. Jahrhunderts war die Ergiebigkeit landwirtschaftlicher Nutzflächen in dieser Gegend noch erheblich durch Überschwemmungen beeinträchtigt. Um die Ertragsfähigkeit des Agrarbodens zu verbessern, leitete die preußische Regierung Entwässerungsmaßnahmen ein und legte deren Durchsetzung in die Hände eigens für diesen Zweck gegründeter regionaler Genossenschaften. So wurden 1856 Eigentümer betroffener Grundstücke in der Genossenschaft zur Entwässerung der Grundstücke an dem Dratzig-, Reppow- und Sareben-See vereinigt.[5] Um die landwirtschaftliche Nutzbarkeit von Feuchtgebieten entlang der Alten Drage (Rest des alten Flussbetts nach Begradigung) durch Entwässerung zu verbessern, wurde 1896 ein Meliorationsgebiet ausgewiesen und die Genossenschaft zur Regulierung der Alten Drage zwischen Teschendorf und Reppow gebildet, zu deren Mitgliedern auch Eigentümer betroffener Grundstücke in der Gemeinde Reppow sowie der Gutsbesitzer des Orts zählten.[6]

Um das Jahr 1896 befand sich das Rittergut Reppow im Besitz der Familie von Arnim, die es an einen Hell verpachtet hatte.[7] Der Gutsbezirk Reppow wurde 1903/08 in den Gemeindebezirk Reppow eingegliedert.[8]

Die Gemeindefläche von Reppow war Anfang der 1930er Jahre 13,5 km² groß, und auf ihr standen 45 bewohnte Wohnhäuser an drei verschiedenen Wohnorten:[9]

  • Reppow
  • Winkel
  • Winkelmühle

Um 1933 gab es in dem Dorf einen Gasthof, eine Mühle und verschiedene Handwerksbetriebe.[10]

Bis 1945 bildete Reppow eine Landgemeinde im Landkreis Neustettin in der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Das Dorf war dem Amtsbezirk Heinrichsdorf zugeordnet.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee die Region. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Reppow zusammen mit Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Von der polnischen Verwaltungsbehörde wurde das Dorf nun unter der Ortsbezeichnung „Rzepowo“ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus dem Kreisgebiet vertrieben, und im Dorf siedelten sich Polen an.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1783 adliges Dorf und Vorwerk nebst einer Mahl- und Schneidemühle sowie einer evangelischen Kirche, dem Rittmeister v. d. Goltz gehörig, 15 Feuerstellen (Haushaltungen), im Netzedistrikt, Westpreußen[11]
1818 172 Dorf und Papiermühle, 158 bzw. 14 Einwohner[12]
1825 184 Dorf, mit dem Vorwerk Winkel und einer Papiermühle, zum Kreis Dramburg gehörig[13]
1852 337 Dorf[14]
1864 361 am 3. Dezember, im Gemeinde- und Gutsbezirk zusammen[15]
1867 360 am 3. Dezember, davon 252 im Gemeindebezirk und 108 im Gutsbezirk[16]
1871 362 am 1. Dezember, davon 105 im Gemeindebezirk (sämtlich Evangelische) und 257 im Gutsbezirk (Evangelische und Katholiken).[16]
1875 333 davon 108 im Dorf und 225 auf dem Rittergut[17]
1885 359 am 1. Dezember, davon 132 im Gemeindebezirk (sämtlich Evangelische) und 227 im Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[18]
1910 375 am 1. Dezember[19][8]
1925 361 darunter 350 Evangelische und eine katholische Person[9][20]
1933 326 [20]
1939 330 [20]

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bis 1945 anwesenden Dorfbewohner waren mit wenigen Ausnahmen evangelisch. Die evangelische Dorfkirche war eine Filiale der Pfarrei Heinrichsdorf.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Reppow, Dorf mit Rittergut, Kreis Neustettin, Provinz Pommern, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Reppow (meyersgaz.org).
  • Julius Theodor Bagmihl: Pommersches Wappenbuch, Band 5, Stettin 1855, 1–9 (Google Books).
  • Friedrich von der Goltz: Nachrichten über die Familie der Grafen und Freiherrn von der Goltz. R. Schultz & Comp., Straßburg 1885, S. 71–75 (Google Books).
  • Hans Moderow, Ernst Müller: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Auf Grund des Steinbrück'schen Ms. bearbeitet. 2. Teil: Ernst Müller: Der Regierungsbezirk Köslin. Sannier, Stettin 1912.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Arthur Zechlin: Der Neustettiner Kreis, in: Baltische Studien, Jahrgang 36, Stettin 1886, S. 1–54, insbesondere S. 40 (Google Books).
  2. Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Deutsch-Croner Kreises. Thorn 1867, S. 242 (Google Books).
  3. Friedrich von der Goltz: Nachrichten über die Familie der Grafen und Freiherrn von der Goltz. R. Schultz & Comp., Straßburg 1885, S. 72–73 (Google Books).
  4. Friedrich von der Goltz: Nachrichten über die Familie der Grafen und Freiherrn von der Goltz. R. Schultz & Comp., Straßburg 1885, S. 166 (Google Books).
  5. Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten. 1856. Nr. 1 bis incl. 65". Berlin 1856, S. 125–128 (Google Books).
  6. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Köslin, Nr. 8, 25 Februar, Köslin 1887, S. 39–42 (Google Books).
  7. C. Leuchs: Adressbuch aller Länder der Erde der Kaufleute, Fabrikanten, Gewerbetreibenden, Gutsbesitzer etc. Band 12: Pommern, Nürnberg 1896, S. 331 (Google Books).
  8. a b Landkreis Neustettin - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  9. a b Die Gemeinde Reppow im ehemaligen Kreis Neustettin in Pommern (Gunthard Stübs und die Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  10. Klockhaus' Kaufmännisches Handels- u. Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 A, Berlin 1935, S. 1099 (Google Books).
  11. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Zweiter Theil welcher die Topographie von West-Preussen enthält. Anhang (mit neu beginnender Seitenzählung): Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, Marienwerder 1789, S. 193 (Google Books).
  12. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 4: P–S, Halle 1823, S. 137, Ziffer 1287–1288 (Google Books).
  13. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 324, Ziffer 25 (Google Books).
  14. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.), Berlin 1856, S. 507 (Google Books).
  15. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin (6. Kreis Neustettin). Berlin 1866, S. 26–33, Ziffer 182–183 (Google Books).
  16. a b Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 98–99, Ziffer 89 (Google Books), und S. 104–106, Ziffer 216 (Google Books).
  17. Oskar Brunkow: Die Wohnplätze des Deutschen Reiches, Teil I: Königreich Preussen, Band 4: P–Z, Berlin 1880, S. 112 (Google Books).
  18. Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Aufgrund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer Quellen. Band IV: Provinz Pommern, Berlin 1888, S. 110–111, Ziffer 93 (Google Books), und S. 116–117, Ziffer 230 (Google Books).
  19. Reppow, Dorf mit Rittergut, Kreis Neustettin, Provinz Pommern, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Reppow (meyersgaz.org).
  20. a b c Michael Rademacher: Neustettin. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.

Koordinaten: 53° 36′ N, 16° 6′ O