Söldner von Theodul

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Beim Söldner von Theodul, auch «Theo» genannt († nach 1588), handelt es sich um die Überreste eines zwanzig- bis dreißigjährigen Mannes in eleganter Kleidung, der auf dem oberen Theodulpass in etwa 3000 Metern Höhe am Fuss des Matterhorns, in den Gletscher stürzte.

1985 aperte der Leichnam mitsamt seinen Ausrüstungsgegenständen und Kleidern aus.[1] Zu diesen zählten eine Radschlosspistole[2], ein Degen sowie zahlreiche Messer, was zu der Annahme führte, bei dem Mann habe es sich um einen Söldner gehandelt. Schlussendlich wurde er aufgrund seines hochwertigen Waffeninventares in Kombination mit der kostbaren Bekleidung und dem üppig gefüllten Münzbeutel jedoch als verunglücktes Mitglied der Oberschicht gedeutet[3].

Der Entdecker übergab Schädelfragmente, Waffen, Münzen und eine Reihe von kleineren Gegenstände dem Matterhorn Museum Zermatlantis, in das die sterblichen Überreste und die Fundstücke zurückkehren sollen (Stand: Januar 2016). Besitzer der Fundstücke ist das Geschichtsmuseum Wallis. Es bewahrt den überwiegenden Teil von ihnen in seinem Sammlungszentrum auf. Von Februar 2014 bis Februar 2015 wurde «Theo» zu einer Ausstellung in Bozen gebracht.

Nicole Reynaud Savioz analysierte 2015 die Reste von Tierknochen am Fundort, von denen zwischen 1985 und 2013 252 Fundstücke geborgen wurden.[4] Dabei gelang es Reynaud Savioz, die nicht leicht zu unterscheidenden Knochen, die bis dahin einem Pferd zugewiesen worden waren, als Maultierknochen zu identifizieren. Das Tier lässt sich allerdings nur in das 15./16. Jahrhundert datieren, kann also nicht mit dem Söldner unmittelbar in Zusammenhang gebracht werden.[5]

Die Prägedaten der zwölf Münzen, die der Mann bei sich führte, liegen zeitlich zwischen 1578 und 1588.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nicole Reynaud Savioz: Le col du Théodule, emprunté par les hommes et les mulets, in: Revue d’Archéologie Suisse 4 (2023) 22–25 ([Abbildung der aufgefundenen Artefakte]). (academia.edu)
  • Sophie Providoli, Patrick Elsig, Philippe Curdy (Hrsg.): 400 Jahre im Gletschereis. Der Theodulpass bei Zermatt und sein «Söldner», Verlag hier + jetzt, Baden 2016.
  • Amelie Alterauge, Sophie Providoli, Negahnaz Moghaddam, Sandra Lösch: Death in the Ice: Re-investigations of the Remains from the Theodul Glacier (Switzerland), in: Journal of Glacial Archaeology 2.1 (2015) 35–50. (online, PDF)
  • Werner Meyer: Der Söldner vom Theodulpaß und andere Gletscherfunde aus der Schweiz, in: Frank Höpfel, Werner Platzer, Konrad Spindler (Hrsg.): Der Mann im Eis. Bericht über das internationale Symposium in Innsbruck 1992. (= Veröffentlichungen der Universität Innsbruck, 187). Eigenverlag der Universität, Innsbruck 1992, S. 321–333.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gletscherarchäologie. Geschichte aus dem Tiefkühler, in: Neue Zürcher Zeitung, 6. November 2015.
  2. Der Edelmann im Gletschereis Wer der «Walliser Ötzi» ist. Abgerufen am 19. Juli 2017.
  3. Der Edelmann im Gletschereis Wer der «Walliser Ötzi» ist. Abgerufen am 19. Juli 2017.
  4. Nicole Reynaud Savioz: Maultiere und Felsenpferde: die Tierknochenreste vom Theodulpass, in: Sophie Providoli, Patrick Elsig, Philippe Curdy (Hrsg.): 400 Jahre im Gletschereis. Der Theodulpass bei Zermatt und sein «Söldner», hier + jetzt, Baden 2016, S. 71–82, hier: S. 71.
  5. Zur Rolle der Maulesel am Pass vgl. Sophie Providoli, Nicole Reynaud Savioz, Josefine Jacksch: Le col du Théodule, emprunté par les hommes et les mulets, in: arCHaeo Suisse 04 (2023) 22–25 (academia.edu).
  6. Albert Hafner: Geschichte aus dem Eis – Archäologische Funde aus alpinen Gletschern und Eismulden, in: Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern 66 (2009) 159–171, hier S. 161 (doi:10.5169/seals-324110#165).