Sühnestein Selow

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Sühnestein Selow

Als Sühnestein von Selow wird ein Sühnestein bezeichnet, der sich im Ort Selow (Ortsteil der Gemeinde Klein Belitz) an der Landstraße L 131 im Amt Bützow-Land befand. Der aus Granit gefertigte Stein erinnerte an die Ermordung des Lübecker Kaufmanns Hermann Lameshovet im Jahr 1399. Der historische Stein steht heute im Heimatmuseum Bützow der Stadt Bützow.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Sühnesteine oder Mordwange werden Gedenksteine bezeichnet, die an der Stelle eines verübten Mordes errichtet wurden. Es wird angenommen, dass nach dem Gerichtsurteil der Mörder für das Aufstellen des Sühnesteins verantwortlich gemacht wurde. Das Errichten von Sühnesteinen war vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit üblich. Im norddeutschen Raum sind die Sühnesteine flach und hoch gestaltet. Häufig zeigen sie Kreuzigungsszenen mit speziellen Inschriften.[2]

Hermann Lameshovet war ein Lübecker Kaufmann. Weshalb er an diesem Ort erschlagen wurde, ist nicht überliefert. Bis 1972 stand der Sühnestein auf der Selower Feldmark (Erbpachthufe Nr.3, nahe bei dem Bauerhof) an seinem ursprünglichen Standort. Dann wurde er bei Feldarbeiten umgestoßen und dabei beschädigt.[1][3]

Erscheinungsbild[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der aus hellem, quarzreiche Granit hat am Kopf zwei ohrenförmige Ansätze. Die Hauptseite des Steines war nach Norden gerichtet. In der Rundung des Kopfes ist Christus am Kreuze erhaben ausgehauen. Auf der Vorderseite kniet in der Mitte eine männliche Figur, ohne Waffen und Schmuck, die ihre Hände betend zum Kruzifix emporhebt.[1] Vor dem Mann ein schräg gestelltes Wappenschild mit 3 Lammköpfen.[3]

Inschrift[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Inschrift ist in gotischen Minuskeln:[1][4]

aṅo • dṅi • mo • ccoc • ic • in • die • bṫi • viti • obiit • mar | hermannus • lameshovet
(Anno domini MCCCIC in die beati Viti martiris obiit Hermannus Lameshovet)

Die Inschrift Übersetzt:

Im Jahre des Herrn 1399 am Tage des heiligen Vitus (15.Juni) starb Herman Lameshovet

Dazu, über der Figur im geschlungenen Bande steht zweimal das Spruchband (Vorderseite und der Rückseite je einmal):

miserere • mei • deus

Das Spruchband Übersetzt:

Erbarme dich meiner, Gott.

Nachbildung des Sühnesteins[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 2017 würde eine originalgetreue Nachbildung des Gedenksteins an der Landstraße L 131 zwischen Selow und Klein Belitz aufgestellt.[5]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Christian Friedrich Lisch: Denkstein von Selow. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Band 10. Schwerin 1845, S. 371 (lbmv.de).
  • Henning Müller: Denkmal? Denk mal!: „Denkmale, Gedenksteine, Grenzsteine und Wegweiser in Mecklenburg-Vorpommern“. CW Nordwest Media, Grewesmühlen 2019.
  • Friedrich Schlie: Denkstein in Selow. In: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. Bärensprung Verlag, Schwerin 1901, S. 107 (Digitalisat).
  • Kirchengemeinde Neukirchen (Hrsg.): Was man über Selow erzählen kann. Der Selower Sühnestein. Pro Literatur Verlag, Neukirchen 2008, S. 56.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sühnestein Selow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Gudrun Schützler – Amt Bützow-Land: Mord am Straßenrand. 2017.
  2. Henning Müller: Denkmal? Denk mal!: „Denkmale, Gedenksteine, Grenzsteine und Wegweiser in Mecklenburg-Vorpommern“. CW Nordwest Media Grewesmühlen, 2019.
  3. a b Georg Christian Friedrich Lisch: Denkstein von Selow. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Band 10. Schwerin 1845, S. 371–372.
  4. Friedrich Schlie: Denkstein in Selow. In: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. Bärensprung Verlag, Schwerin 1901, S. 107.
  5. Ralf Badenschier: Selow - Sühnestein ist zurück. In: Schweriner Volkszeitung / Bützower Zeitung. 2017 (svz.de).

Koordinaten: 53° 55′ 20,1″ N, 11° 58′ 21,1″ O