Saarbrücker Hefte

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Saarbrücker Hefte

Beschreibung Die saarländische Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft
Fachgebiet Kultur, Gesellschaftspolitik
Sprache Deutsch
Verlag Blattlaus Verlag, Saarbrücken (Deutschland)
Hauptsitz Saarbrücken
Erstausgabe 1955
Erscheinungsweise halbjährlich
Herausgeber Saarbrücker Hefte e. V.
Weblink saarbrueckerhefte.de
ISSN (Print)

Saarbrücker Hefte – Die saarländische Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft ist eine der ältesten noch aktiven saarländischen Zeitschriften. Sie verfolgt das Ziel, die kulturelle und politische Debatte im Saarland zu beleben. Sie erscheint zweimal jährlich, wird im Abonnement vertrieben, in den regionalen Buchhandlungen und online verkauft.

Die Saarbrücker Hefte veröffentlichen Originalbeiträge, die sich mit Politik, Geschichte, Kunst, Kultur und Lebenswelten in Saarbrücken, dem Saarland und dem Saar-Lor-Lux-Raum befassen. Es erscheinen Reportagen und Dokumentationen, Kommentare, Fachaufsätze, Kritiken und Analysen. Die Hefte richten sich an eine kulturell und politisch interessierte Leserschaft.

Ausrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hefte verstehen sich als kritischer Beobachter der aktuellen gesellschaftlichen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen im Saarland und der länderübergreifenden Region.

Ein Schwerpunkt ist die Erinnerung an die demokratischen und fortschrittlichen Traditionen, Persönlichkeiten und Bewegungen, die für ein kosmopolitisches Saarland stehen.

Neben der Vergangenheitspolitik stehen Umweltthemen, Stadtentwicklung, Verkehrspolitik, aktuelle Entwicklungen des Sozialen- und Gesundheitsbereichs im Mittelpunkt der Hefte. Eine Galerie ist traditionell Teil jeder Ausgabe – darin werden die Arbeiten saarländischer Künstler präsentiert. Auch literarische Erstveröffentlichungen und Bücherbesprechungen finden regelmäßig Platz in den Heften.

Wichtige Aufsätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Julian Bernstein wurde 2018 für seinen Text „Historiker als Mythenproduzenten“[1] über die NS-Vergangenheit des früheren saarländischen Ministerpräsidenten Röder mit dem „Alternativen Medienpreis“ prämiert.[2]
  • Hans Horch über die Familie Röchling und die politische Kultur im Saarland.[3]
  • Josef Reindl über die Industriekultur im Saarland.[4]
  • Erich Später über die NS-Vergangenheit von Heinrich Schneider[5] und Franz Josef Röder[6], sowie über die Justizpraxis des Stellvertretenden CDU-Landesvorsitzenden Erwin Albrecht.
  • Bombenanschlag auf die Ausstellung „Vernichtungskrieg – Verbrechen der Wehrmacht“[7], der im Jahr 1999 verübt wurde.
  • Wilfried Voigt über die Skandale der CDU-Politikerin Annegret Kramp-Karrenbauer.[8] Zuletzt recherchierte er die Umstände der Ermordung von Samuel Kofi Yeboah[9][10] in Saarlouis 1991, zudem wurde eine Chronik rechter Gewalt seit dieser Zeit im Saarland veröffentlicht.
  • Geschichte des deutschen Kolonialismus im Saarland.[11][12]
  • Corona-Leugner Szene im Saarland.[13][14]

Röder-Debatte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Saarbrücker Hefte initiierten eine Debatte[15][16] zur NS-Vergangenheit des ehemaligen saarländischen CDU-Ministerpräsidenten Franz Josef Röder an und spielten in der umfassenden, öffentlich ausgetragenen Auseinandersetzung eine wesentliche Rolle.

Gründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte der Saarbrücker Hefte begann im Jahr 1955, als das Saarland noch eine autonome, mit Frankreich verbundene Republik war. Der erste Präsident des saarländischen Landtags, Bürgermeister der Landeshauptstadt, Widerstandskämpfer und Sozialdemokrat Peter Zimmer schrieb in seinem Geleitwort zum Heft Nummer 1:[17]

„Als der Wunsch an mich herangetragen wurde, die Stadt Saarbrücken möge die Herausgabe einer repräsentativen Zeitschrift für das Saarland und seine Nachbarräume ermöglichen, habe ich mit Freuden meine Unterstützung zugesagt. Saarbrücken, die Hauptstadt des Saarlandes ist zugleich der Repräsentant unserer Heimat, ist seit alter Zeit ihr wirtschaftliches und kulturelles Zentrum. Daraus erwächst die Pflicht, ein so ernsthaftes Vorhaben wie die Saarbrücker Hefte in jeder Weise zu fördern. Dass die Zeitschrift gegenwartsbetont sein soll, will mir besonders gefallen, besitzen wir doch eine aufstrebende Universität, ein führendes Theater, ein gut ausgestattetes Museum, beachtliche vor- und frühgeschichtliche Sammlung, eine Kunstschule, ein Konservatorium, Volkshochschulen und andere Bildungsstätten von Bedeutung: Kräfte an allen Orten, die bereit und fähig sind, dem kulturellen Wollen unserer Heimat Ausdruck zu geben. Ich wünsche der Zeitschrift, die vor […] vielseitigen Aufgaben gestellt ist, guten Erfolg im Saarland und bei allen, die es schätzen.“

Finanzierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste Herausgeber war das Saarbrücker Kultur- und Schulamt, bzw. der damalige städtische Konservator Dieter Heinz.[18] Im Jahr 1989 übernahm dann der gemeinnützige Verein ‚Saarbrücker Hefte e.V.’ die Publikation und machte daraus „Die saarländische Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft“. Bis 2006 wurden die Hefte aus dem städtischen Haushalt und zuletzt aus dem persönlichen Verfügungsfond der Oberbürgermeisterin Charlotte Britz gefördert. Nach 65 Jahren stellten der Oberbürgermeister Uwe Conradt und eine Mehrheit im Stadtrat aus CDU, der Grünen und der FDP die städtische Förderung der traditionsreichen Zeitschrift ein[19][20].

Abonnements, Verkauf und Anzeigen bilden neben privaten Spenden und geringen, anderweitigen öffentlichen Zuwendungen die Finanzierungsgrundlage der Saarbrücker Hefte. Die Hefte fühlen sich verpflichtet die veröffentlichten Beiträge zu honorieren.

Derzeitige Pläne sehen eine weitere Professionalisierung der redaktionellen Arbeit und des Erscheinungsbilds der Saarbrücker Hefte vor. Die bisherigen Ausgaben sollen der Öffentlichkeit in einem Digitalarchiv zur Verfügung gestellt werden.

Wahrnehmung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt kaum saarlandverbundene Autoren, die noch nichts für die Hefte geschrieben haben. Dementsprechend werden die Hefte in saarländischen Medien stark wahrgenommen. Sie sind „ein Exot in der leider überschaubaren regionalen Medienlandschaft und gerade deswegen unverzichtbar“[21], „die einzige ernstzunehmende Kulturzeitschrift des Landes“, sie sind „die Saarbrücker Debatten-Beleber“[22], „sie haben sich dem Ziel verschrieben gegen den Filz anzuschreiben“, sie „geben unbequemen Meinungen den Raum“, sie „stellen verstaubte Überlieferungen und Interpretationen in Frage“. Betroffene Personen und Institutionen titulierten sie schon mal als „Saarlandleaks“ und „die grüne Enthüllungsplattform“.[23]

Redaktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit ihrer Gründung werden die Hefte von einer ehrenamtlichen Redaktion geleitet. Der Redaktion gehören (Stand 2021) an: Bernhard Dahm, Klaus Gietinger, Sadija Kavgić (v.i. S.d.P.), Dietmar Schmitz (Vereinsvorsitzender), Wilfried Voigt, Laura Weidig.

Redakteure bisher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marlene Apmann, Georg Bense, Julian Bernstein, Peter Bierbrauer, Mirka Borchardt, Dirk Bubel, Bernhard Dahm, Ilka Desgranges, Angela Fitz, Yvonne Fleischhut, Klaus Gietinger, Harald Glaser, Mechthild Grandmontagne, Jörg W. Gronius, Hans Horch, Achim Huber (v.i.S.d.P.), Sadija Kavgić (v.i.S.d.P.), Eberhard Knödler-Bunte, Hermann Kotthoff, Eva Labouvie, Uwe Loebens (v.i.S.d.P), Mazhar Mohammad, Bernd Nixdorf, Josef Reindl, Dietmar Schellin, Dr. Armin Schmitt, Dietmar Schmitz, Peter Schmitt-Egner, Ralph Schock, Iris Schumacher, Herbert Temmes (v.i.S.d.P.), Elisabeth Thalhofer, Laura Weidig, Dr. Herbert Wender (v.i.S.d.P.), Reinhard Wilhelm, Wilfried Voigt.

Autoren und Autorinnen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jürgen Albers, Konstantin Ames, Arnfrid Astel, Lothar Baier, Georg Bense, Micha Brumlik, Jo Enzweiler, Klaus Gietinger, Jörg W. Gronius, Alfred Gulden, Ludwig Harig, Eugen Helmlé, Reinhard Klimmt, Ivica Maksimovic, Till Neu, Stefan Ripplinger, Rolf Sachsse, Dagmar Schlingmann, Ralph Schock, Volker Schütz, Sikander Singh, Delf Slotta, Erich Später, Wilfried Voigt, Alena Wagnerová, Rena Wandel-Hoefer, Reinhard Wilhelm.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Julian Bernstein: Historiker als Mythenproduzenten. In: Saarbrücker Hefte. Abgerufen am 26. Mai 2021.
  2. Preisträger 2018. Abgerufen am 24. Mai 2021.
  3. Hans Horch: Röchlings Verbrechen oder: Der deutsche Imperialismus vor Gericht. 2004, abgerufen am 26. Mai 2021.
  4. Josef Reindl: Das Elend (mit) der Industriekultur. Hrsg.: Saarbrücker Hefte e.V. Nr. 112. Pfau-Verlag, Saarbrücken 2015, ISBN 978-3-89727-531-7, S. 7–21.
  5. Erich Später: Das Wort des Führers ist unser Befehl: Heinrich Schneider, ein deutscher Patriot. Hrsg.: Saarbrücker Hefte e.V. Nr. 89. Pfau-Verlag, Saarbrücken 2003, S. 95–104.
  6. Erich Später: Der Landesvater. Die NS-Vergangenheit Franz-Josef Röders. Hrsg.: Saarbrücker Hefte e.V. Pfau-Verlag, Saarbrücken 2014, ISBN 978-3-89727-516-4, S. 7–14.
  7. Erich Später: Die Bombe in der Saarbrücker Volkshochschule. Hrsg.: Saarbrücker Hefte e.V. Nr. 119. Blattlaus Verlag, Saarbrücken 2019, ISBN 978-3-945996-28-7, S. 8–14.
  8. Wilfried Voigt: Gretel hat nichts mehr zu lachen. Von alten und neuen Lasten der AKK. Hrsg.: Saarbrücker Hefte e.V. Nr. 120. Blattlaus Verlag, Saarbrücken 2019, ISBN 978-3-945996-30-0, S. 7–21.
  9. Wilfried Voigt: Klima der Angst. Hrsg.: Saarbrücker Hefte e.V. Nr. 122. Blattlaus Verlag, Saarbrücken 2020, ISBN 978-3-945996-37-9, S. 7–21.
  10. Wilfried Voigt: Klima der Angst. In: Saarbrücker Hefte. Abgerufen am 26. Mai 2021.
  11. Mehrere Autoren: Kolonialausstellung Saarbrücken 1913 Der Mythos Paul von Lettow-Vorbeck Völklingens koloniales Erbe. Hrsg.: Saarbrücker Hefte e.V. Nr. 122. Blattlaus Verlag, Saarbrücken 2020, ISBN 978-3-945996-37-9, S. 27–40.
  12. Tobias Kessler: Als das Saarland Afrikaner ausstellte. In: Saarbrücker Zeitung. 17. Februar 2021, abgerufen am 26. Mai 2021.
  13. Klara-Katharina Bost: Sie sind eins, sie gehören zusammen. Hrsg.: Saarbrücker Hefte e.V. Nr. 121. Blattlaus Verlag, Saarbrücken 2020, ISBN 978-3-945996-34-8, S. 31–35.
  14. Peter König: „Saarbrücker Heft“ u. a. über Grenzschließungen, Impfgegner und die spanische Grippe. In: Saarländischer Rundfunk. Abgerufen am 30. Juli 2020.
  15. Röders braune Spuren – die NS-Vergangenheit des früheren saarländ. MP Franz Josef Röder. Heinrich-Böll-Stiftung Saar, 5. August 2016, abgerufen am 24. Mai 2021.
  16. Johannes Jolmes: Saarland: Der „Landesvater“ war ein Nazi. In: ardmediathek.de. ARD - Panorama, 9. August 2018, abgerufen am 24. Mai 2021.
  17. Peter Zimmer: Zum Geleit. Hrsg.: Kultur- und Schulamt der Stadt Saarbrücken. Nr. 1. Buchdruckerei und Verlag Karl Funk, Saarbrücken 1955, S. 3.
  18. SR Retro – Hüben und Drüber. In: Saarländischer Rundfunk. 7. Januar 1965, abgerufen am 26. Mai 2021.
  19. Tobias Kessler: „Saarbrücker Hefte“ sehen sich vor dem „finanziellen Aus“. In: Saarbrücker Zeitung. 14. Mai 2020, abgerufen am 26. Mai 2021.
  20. Stephan Deppen, Daniel Dresen: Keine Förderung für die „Saarbrücker Hefte“. In: Saarländischer Rundfunk. 16. Dezember 2020, abgerufen am 26. Mai 2021.
  21. Silvia Buss: Ein Exot, aber unverzichtbar. In: arbeitskammer.de. Arbeitskammer des Saarlandes, abgerufen am 24. Mai 2021.
  22. Tobias Kessler: Die Saarbrücker Debatten-Beleber. In: saarbruecker-zeitung.de. 20. Januar 2020, abgerufen am 24. Mai 2021.
  23. Paul Burgard: Ach du liebe Zeit... Hrsg.: Historischer Verein für die Saargegend e.V. Nr. 52, 2018.