Samosely

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Zwei Samosely (2007)

Samosely (ukrainisch самосели, belarussisch самасёлы/Samasjoly, russisch самосёлы/Samosjoly, — „Selbstsiedler“) sind illegale Bewohner der 30 Kilometer-Sperrzone rund um die am stärksten kontaminierten Gebiete in der Nähe des Kernkraftwerks Tschernobyl in Belarus und der Ukraine.

Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zone umfasst eine Reihe von verlassenen Städten und Dörfern, deren gegenwärtige Bevölkerung aus Menschen besteht, die sich entweder weigerten, das Gebiet zu räumen, oder sich heimlich in der relativ ungeschützten Region wieder ansiedelten, nachdem sie abgesperrt wurde. Die Mehrheit der Samosely sind ältere Leute, die sich in der Gegend vor der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl niederließen, obschon einige der Samosely unzufriedene Ansiedler von außerhalb der Region sind. Als die Bevölkerung evakuiert wurde, sagte man ihnen anfangs, sie könnten in ein paar Tagen zurückkehren, und viele wurden in den Gebieten, in die sie von der Regierung umgesiedelt wurden, diskriminiert. Ab dem Jahr 2009 wird angenommen, dass weniger als 400 Samosely der früheren Bevölkerung von schätzungsweise über 10.000(Quelle?) übrigblieben. Die meisten sind in der Stadt Tschornobyl selbst konzentriert, ungefähr die Hälfte der Bevölkerung verteilte sich in anderen Dörfern in der gesamten Zone.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Ukraine wurde die Zahl der Samosely im Jahr 2020 auf 120 geschätzt,[1] gegenüber 197 im Jahr 2012, 328 im Jahr 2007 und 612 im Jahr 1999.[2] Während der letzten 25 Jahre gab es mehr als 900 Todesfälle in der Sperrzone von Tschernobyl. Die einzige bekannte Geburt fand am 25. August 1999 statt.[3]

Die größeren Zentren der Wohnbevölkerung im Jahr 2007:[4]

Siedlung Bevölkerung Bevölkerung (1986) Region Ukrainisch
Tschornobyl (Stadt) 136 13,700 Iwankiw Чорнобиль
Illinzi 37 1,059 Iwankiw Іллінці
Teremzi 36 463 Iwankiw Теремці
Kupuwate 32 324 Iwankiw Купувате
Opatschytschi 20 681 Iwankiw Опачичі
Paryschiw 16 678 Iwankiw Паришів
Lubjanka 12 612 Poliske Луб'янка
Poliske (Stadt) 10 12,000 Poliske Поліське
Otaschiw 10 71 Iwankiw Оташів
Ladyschytschi 8 683 Iwankiw Ладижичі
Rudnja-Illinezka 8 114 Iwankiw Рудня-Іллінецька
Sapillja 5 2,849 Iwankiw Запілля
Wiltscha (Stadt) 3 3,000 Poliske Вільча
Nowoschepelytschi 2 1,683 Iwankiw Новошепеличі

Auch einige Familien leben illegal in der Stadt Tschornobyl, nachdem sie aus Gebieten außerhalb der Sperrzone übersiedelten, um der Armut zu entfliehen. Diese Menschen haben die Regierungsbefehle, das Land zu verlassen, ignoriert und sind Journalisten gegenüber feindselig eingestellt. Die örtliche Verwaltung behauptet, dass Hausbesetzer mehrere Häuser in der Stadt ohne die eigentliche Genehmigung der ursprünglichen Besitzer eingenommen haben.[5]

Im April 2013 sagte die Ministerin für Sozialpolitik der Ukraine, Natalija Korolewska, die Siedler erhalten volle soziale Unterstützung von der Regierung, aber sie schloss die Möglichkeit der Legalisierung ihrer Wohnsitze in der Zone aus, da es immer noch verboten ist, dort zu leben. Die Ministerin sagte auch, das Ministerium registriere die illegalen Siedler nicht, schätzte aber ihre Anzahl für 2013 auf etwa 200 – 2000 Personen.[6]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Martin Wittmann: Tschernobyl-Jahrestag: Ein Mann, ein Ort. Abgerufen am 16. August 2020.
  2. Чернобыльскую зону „захватывают“ самоселы. Ura-inform.com, 28. August 2012, abgerufen am 6. Oktober 2012.
  3. Единственного ребенка, рожденного в Чернобыле после аварии, самоселы отбили у чиновников – Общество. KP.UA, 14. April 2011, abgerufen am 6. Oktober 2012.
  4. Секреты Чернобыля – „Самоселы“. Chernobylsecret.my1.ru, abgerufen am 6. Oktober 2012.
  5. В Чернобыльской зоне растет количество самоселов | Новости. Новости дня на сайте Подробности. Podrobnosti.ua, 16. September 2012, abgerufen am 6. Oktober 2012.
  6. Королевська: у Чорнобильській зоні відчуження проживають до 2000 самоселів 2013-04-24 13:38:00. ukranews.com, 24. April 2013, abgerufen am 10. Juni 2013.