Sandgrube Riedern am Sand

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„Obere Brackwassermolasse“ bzw. Obere Meeresmolasse des südwestlichen des Molassebeckens in der Sandgrube Riedern: Graupensande und auflagernde, deutlich herauswitternde Austernnagelfluh.
Karte des Alpenvorlandes mit Verlauf der Graupensandrinne. Riedern liegt am Übergang der Rinne ins damalige Molassemeer
Fossile Zähne aus der Sandgrube Riedern
Diverse Knochenreste aus der Sandgrube Riedern

Die Sandgrube Riedern am Sand oder Sandgrube Riedern ist ein künstlich erweiterter Aufschluss von honiggelbem Quarzsand bzw. Quarzkies. Die ehemalige Abbaustelle liegt auf etwa 560 m ü. NHN an der Ostflanke des Kätzler (596 m ü. NHN), ca. 750 m südwestlich von Riedern am Sand im Klettgau.

Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor dessen Hebung im höchsten Miozän im Zuge der finalen Phase der Alpenentstehung, war das nördliche Alpenvorland (regionalgeologisch: Molassebecken) mehrfach zeitweilig vom Meer bedeckt. In der westlichen Wand der aufgelassenen Sandgrube Riedern ist ein mehrere Meter mächtiges Profil von Ablagerungen des höheren Untermiozäns (Burdigalium) angeschnitten, das den jüngsten dieser Meereseinbrüche dokumentiert.

Es handelt sich um sogenannte Graupensande („Grimmelfinger Schichten“) und auflagernde Austernnagelfluh. Während die Graupensande als brackische Bildung gelten („Obere Brackwassermolasse“, OBM), wird die Austernnagelfluh als vollmarin betrachtet und der Oberen Meeresmolasse (OMM) zugerechnet.[1]

Die honiggelbe bis rötliche Färbung der Graupensande geht vermutlich auf im Sediment fein verteilte Ausfällungen von Eisenoxiden und -hydroxiden zurück. Die erosiv auflagernde Austernnagelfluh ist deutlich Verwitterungs- und Erosionsbeständiger als der Graupensand und formt daher einen Überhang in der Steinbruchwand. In der Klettgaualb bildet die Austernnagelfluh oft eine charakteristische Geländestufe.

Fossilien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Besondere an den Graupensanden in der Sandgrube Riedern ist ihr vergleichsweise hoher Fossilgehalt. So ist sie bei Fossiliensammlern seit langem als Fundort von Haifischzähnen bekannt und entsprechend abgesucht. Deutlich seltener kommen Zähne von Landsäugetieren, etwa Biber oder Zwerghirsch, vor. Da der Abbau seit langem eingestellt ist, sind Funde kaum mehr möglich. An der Steilwand besteht zudem Steinschlag- und Rutschgefahr.

Historisches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sand fand Verwendung als Bausand, hauptsächlich für Verputzarbeiten, insbesondere als Kellenwurf, der durch Sieben des Sandes in verschiedenen Körnungen in vielen Varianten möglich war. Für den Abbau wurden um 1920 eine Sandrutsche und ein Silobehälter errichtet.[2] Geringe Reste davon sind noch sichtbar.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur und Kartenmaterial[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christian Birchmeier: Bohnerzbergbau im Südranden. Neujahrsblatt der Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen, 1986
  • Hans Schneider: Über junge Krustenbewegungen in der voralpinen Landschaft zwischen dem südlichen Rheingraben und dem Bodensee. Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen. 1973/75
  • Hubert Roth: Waisch es noh? Klettgau – wie es früher einmal war. 1986, ISBN 3 89264 014 9
  • Geologische Karte der Schweiz 1:500 000. Schweizerische Geologische Kommission, 1980.
  • Hans Heierli: Geologischer Wanderführer Schweiz. Teil 1: Die geologischen Grundlagen. 2. Auflage. Ott, Thun 1983, ISBN 3-7225-6282-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. V. J. Sach, E. P. J. Heizmann: Stratigraphie und Säugetierfaunen der Brackwassermolasse in der Umgebung von Ulm (Süddeutschland). Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde, Serie B. Nr. 310, 2001 (Volltext: BHL), S. 6.
  2. Hubert Roth: Waisch es noh? Klettgau – wie es früher einmal war. S. 74f.

Koordinaten: 47° 37′ 15″ N, 8° 26′ 10″ O