Sandizell (Adelsgeschlecht)

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Stammwappen derer von Sandizell

Sandizell (auch Herren, Grafen von Sandizell oder Sandicell, auch Sandizeller) ist der Name eines alten bayerischen Adelsgeschlechts. Die Herren von Sandizell gehören zum altbayerischen Uradel. Zweige der Familie bestehen bis heute.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Familie gehört zu den ältesten noch blühenden Ministerialgeschlechter aus der Zeit der Grafen von Scheyern. Nach Wiguleus Hund bestanden bereits im 11. Jahrhundert die Häuser Lintach und Sattelperg. Erstmals urkundlich erwähnt wird die Familie mit Arnoldus de Sandizelle, der von 1171 bis 1190 genannt wird[1].

Sandizell mit dem Wasserschloss Sandizell, dem Stammsitz des Geschlechts, ist heute ein Ortsteil von Schrobenhausen im oberbayerischen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Es wird schon 1007 erstmals erwähnt und befindet sich seit Ende des 11. Jahrhunderts im Besitz der Familie[2].

Ausbreitung und Linien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 14. Jahrhundert teilte sich das Geschlecht der Sandizeller in die Zweige Sandizell zu Großhausen, Sandizell zu Edelshausen, Sandizell zu Mühlhausen und Sandizell zu Odelzhausen. Hochprant von Sandizell († 1502) erbte 1487 die Herrschaft Waldeck, die mit Miesbach bis 1516 im Familienbesitz verblieb.

Moritz Sandizell war 1494 Jägermeister und Landrichter zu Pfaffenhofen an der Ilm, ein weiterer Moritz starb 1545 als herzoglicher Rat zu München. Wilhelm von Sandizell zu Großhausen nahm 1527 an der Erstürmung Roms unter Karl von Bourbon teil. Moritz (III.) von Sandizell war von 1559 bis 1565 Bischof zu Freising. Maria Theresia Freiin von Sandizell, Tochter von Wolf Dietrich Freiherr von Sandizell, starb 1719 als gefürstete Äbtissin des Klosters Obermünster zu Regensburg, ein Amt, das sie 36 Jahre lang ausübte. Johann Franz Freiherr von Sandizell, wahrscheinlich ihr Bruder, war Senior zu Malzhausen, Herr zu Schernegg und Röhlingen und Ritter des Deutschen Ordens. Freiherr Maximilian Emanuel wurde kurbayerischer Hof- und Kammerrat und Hauptpfleger zu Rain.

Joseph Anton Maria Graf von Sandizell, der spätere kurpfälzische Hofratspräsident, wurde 1795 Mitglied der Schwäbischen, Fränkischen und Rheinischen Reichsritterschaft. Dabei konnte er seine Adelsprobe bis auf seinen Urgroßvater, Johann Dietrich Freiherr von Sandizell, zurückverfolgen. Sein Sohn Cajetan Graf von und zu Sandizell (* 1782) auf Malz-, Vinkel- und Edolzhausen, Linden, Langenmosen, Münster und Riedheim, starb 1863 als erblicher Reichsrat der Krone Bayerns und Obersthofmeister des Königs von Bayern. Aus seiner 1804 geschlossenen Ehe mit Elisabeth Gräfin von Toerring-Guttenzell ging Graf Max hervor, königlich bayerischer Kämmerer und Rittmeister à la suite. Der erbliche Reichsrat der Krone Bayerns wurde mit dem 1827 gestifteten und 1933 aufgelösten Fideikommiss Sandizell verbunden. Seine Schwester Gräfin Marie heiratete 1824 Sir Thomas Cartwright, den britischen Gesandten am königlich schwedischen Hof. Seine zweite Schwester Caroline Gräfin von Sandizell war Hofdame der Herzogin Auguste von Leuchtenberg.

Standeserhebungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Dominicus Freiherr von und zu Sandizell, kurfürstlich bayerischer Kämmerer, erhielt am 24. Januar 1677 eine kurfürstlich bayerische Anerkennung des Freiherrenstandes.[3]

Am 8. April 1686 wurden Ortolf, Ignaz und Maria Anna von Sandizell zu Edelshausen in den kurfürstlich bayerischen Freiherrenstand erhoben.[3]

Bei der Freiherrenklasse der Adelsmatrikel im Königreich Bayern wurden am 29. Dezember 1809 die Schwestern, beides geborene Freiinen von Sandizell, Maria Walburga Gräfin von Rechberg und Rothenlöwen und Wilgefortis Amalia Gräfin von Toerring-Guttenzell eingetragen.[3]

Anton Joseph Freiherr von und zu Sandizell auf Malz- und Edelshausen, Langenmosen, Linden, Münster, Riedheim und Stadl, kurfürstlich pfalzbayerischer Kämmerer, Wirklicher Geheimer Rat und Hofrat, wurde am 26. April 1790 zu München von Kurfürst Karl Theodor von Pfalzbayern als Reichsvikar in den Reichsgrafenstand erhoben.[3]

Bei der Grafenklasse der Adelsmatrikel im Königreich Bayern wurde am 16. November 1809 sein Sohn Cajetan Graf von und zu Sandizell auf Sandizell, Malz-, Winkel- und Edelshausen, Langenmosen, Münster, Riedheim und Stadl, königlich bayerischer Kämmerer und Obersthofmeister der Herzogin Witwe von Pfalz-Zweibrücken in Neuburg, zusammen mit seinen Geschwistern eingetragen.[3]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stammwappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung: Das Stammwappen zeigt in Gold einen schräglinksgestellten, rot-bezungten, silbern-bewehrten schwarzen Büffelkopf; auf dem Helm mit schwarz-goldenen Helmdecken zwei mit Hermelinfell überzogene Büffelhörner mit rotem Stirnfell und roten Ohren.[4]

Gräfliches Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das reichsgräfliche Wappen, verliehen 1790, zeigt das Stammwappen und zusätzlich als Schildhalter zwei Geharnischte, deren Brust mit einem roten Kreuz belegt ist und deren Sturmhaube mit fünf (Farbfolge Silber, Rot, Silber, Rot, Silber) Straußenfedern besteckt ist. Der rechte hält eine gefranste silberne Fahne mit dem von einem grünen Lorbeerzweig umgebenen roten Kreuz, der linke eine solche Fahne mit dem Stammwappen haltend.[3]

Orts- und Gemeindewappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Büffelkopf aus dem Wappen der Familie Sandizell erscheint noch heute in einigen bayerischen Orts- und Gemeindewappen.[5]

Namensträger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Oberbayerisches Archiv, Band 24, Urkunden des Klosters Indersdorf, Nr. 21
  2. Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 7., vollständig überarbeitete Auflage. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54986-1, S. 608.
  3. a b c d e f Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XII, Band 125 der Gesamtreihe, Seite 238–240
  4. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon, Band 125 der Gesamtreihe, S. 239
  5. Haus der Bayerischen Geschichte

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]