Sandown-Klasse

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Sandown-Klasse
Schiffsdaten
Land Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
(seit 1989)
Saudi-Arabien Saudi-Arabien
(seit 1990)
Estland Estland
(seit 2007)
Ukraine Ukraine
(seit 2023)
Indonesien Rumänien
(seit 2023)
Schiffsart Minenabwehrfahrzeug
Bauwerft Vosper Thornycroft, Woolston
Bauzeitraum 1988 bis 2001
Gebaute Einheiten 15
Dienstzeit seit 1989
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 52,5 m (Lüa)
Breite 10,5 m
Tiefgang (max.) 2,3 m
 
Besatzung 34 Mann
Maschinenanlage
Maschine 2 × Paxman Valentia 6RPA 200-EM 1500
Höchst­geschwindigkeit 13 kn (24 km/h)
Bewaffnung

Die Sandown-Klasse ist eine Klasse von Minenabwehrfahrzeugen, die ursprünglich für die britische Royal Navy geplant und gebaut wurde. Boote dieser Klasse werden inzwischen auch von der saudischen Marine (Royal Saudi Navy) und der estnischen Marine (Eesti Merevägi) eingesetzt. Zudem basieren die sechs zwischen 1999 und 2005 in Dienst gestellten Schiffe der spanischen Segura-Klasse auf einem modifizierten Entwurf der Sandown-Klasse.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die aus Fiberglas (GFK) gefertigten Boote der Sandown-Klasse wurden hauptsächlich für den Einsatz als Minenjagd- und weniger als Minensuchboote geplant. Das erste Boot der Klasse wurde von der Royal Navy am 9. Juni 1989 in Dienst gestellt. Insgesamt wurden zwölf Einheiten für die Royal Navy und drei für den Export nach Saudi-Arabien gebaut. Alle Einheiten der Royal Navy wurden nach britischen Küstenstädten benannt.

Die Cromer wurde 2001 an das Britannia Royal Naval College (BRNC) in Dartmouth übergeben und wird dort seitdem als Schulschiff Hindostan eingesetzt.

Entsprechend dem damaligen Strategic Defence Review wurden 2004 und 2005 drei weitere Einheiten der Royal Navy aus dem aktiven Dienst abgezogen. Ausgewählt wurden dazu die Sandown, Inverness und Bridport aus dem ersten Baulos. Diese drei wurden im September 2006 für 800 Mio. EEK nach Estland verkauft, um von der dortigen Marine reaktiviert zu werden.[1] Hierzu wurden alle Boote grundlegend überholt (Tactical Control System, Atlas Elektronik Seafox ROV und Sonar). Das erste (ex-Sandown) wurde 2007 unter dem Namen Admiral Cowan in Dienst gestellt. Es folgten 2008 die Sakala (ex-Inverness) und 2009 die Ugandi (ex-Bridport). Ab 2018 wurden diese Boote nochmals einer grundlegenden Überholung unterzogen.[2]

Inzwischen wurde von der Royal Navy auch das letzte der fünf Boote des ersten Bauloses aus dem aktiven Dienst zurückgezogen.[3] Die sieben Einheiten des zweiten Baulos werden größtenteils noch über das Jahr 2020 hinaus bei der Royal Navy eingesetzt werden, da die geplanten Nachfolgebauten der Sandown- und Hunt-Klasse nach aktueller Planung erst Mitte der 2020er-Jahre zur Verfügung stehen werden.[4] Im August 2021 wurde bekannt gegeben, dass zwei weitere Boote aus dem aktiven Dienst zurückgezogen werden. Diese sollen nach einer Überholung der ukrainischen Marine übergeben werden.[5] Später wurde bekannt, dass die eigentlich dafür vorgesehenen Ramsey und Blyth an Rumänien gehen sollen, während die Ukraine Grimsby und Shoreham erhalten soll.[6]

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch die Bauweise aus GFK erzeugt die Sandown-Klasse nur ein schwaches Magnetfeld, was optimal für ihren Einsatz als Minenjäger ist. Zudem sind die Boote für den Einsatz in tiefen Gewässern geeignet. Die Einheiten verfügen über zwei Dieselmotoren Paxman Valentia 6RPA 200-EM 1500, die eine Höchstgeschwindigkeit von 13 Knoten ermöglichen. Die maximale Reichweite der Sandown-Klasse beträgt 2.500 Seemeilen bei einer Geschwindigkeit von 12 Knoten.[4]

Die ursprüngliche Hauptbewaffnung der Boote besteht aus einem 30-mm-Geschütz – die drei estnischen Einheiten wurden abweichend auf ein 23-mm-Zwillingsgeschütz umgerüstet. Zudem kann die Bewaffnung durch 12,7-mm-Maschinengewehre ergänzt werden. Für ihren Einsatz als Minenjagdboote sind die Einheiten mit Sensortechnik und Räumgeschirr ausgerüstet.

Einheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich

Aktuell (Oktober 2023) werden noch drei der ursprünglich zwölf für die Royal Navy gebauten Boote der Sandown-Klasse von dieser betrieben:

Kennung Name Stapellauf Dienstzeit Verbleib
M101 Sandown 1988 1989–2005 nach Estland verkauft (Admiral Cowan)
M102 Inverness 1990 1991–2005 nach Estland verkauft (Sakala)
M103 Cromer 1990 1992–2001 als Trainingsschiff Hindostan am BRNC
M104 Walney 1991 1992–2010 außer Dienst
M105 Bridport 1992 1993–2004 nach Estland verkauft (Ugandi)
M106 Penzance 1997 seit 1998
M107 Pembroke 1997 1998 bis (geplant) 2024 nach Rumänien verkauft
M108 Grimsby 1998 1999–2023 an die Ukraine abgegeben
M109 Bangor 1999 seit 1999
M110 Ramsey 1999 2000–2021 außer Dienst
M111 Blyth 2000 2001–2021 nach Rumänien verkauft (Sublocotenent Ion Ghiculescu)
M112 Shoreham 2001 2001–2023 an die Ukraine abgegeben

Saudi-Arabien Saudi-Arabien

Von der saudischen Marine wurden insgesamt drei Boote der Klasse in Auftrag gegeben und werden seit den 1990er-Jahren von ihr betrieben:[7]

Kennung Name Stapellauf Dienstzeit Verbleib
420 Al Jawf 1989 seit 1990
422 Shaqra 1991 seit 1993
424 Al Kharj 1993 seit 1994

Estland Estland

In den Jahren 2007 bis 2009 wurden drei ehemalige britische Einheiten des ersten Bauloses von der estnischen Marine in Dienst gestellt:

Kennung Name Dienstzeit Verbleib
M313 Admiral Cowan seit 2007
M314 Sakala seit 2008
M315 Ugandi seit 2009

Indonesien Rumänien

Im Jahr 2023 wurden zwei Exemplare des zweiten Bauloses von der Royal Navy an Rumänien verkauft.[8]

Kennung Name Dienstzeit Verbleib
M270 Sublocotenent Ion Ghiculescu seit 27. September 2023

Ukraine Ukraine

Im Jahr 2023 wurden weitere zwei gebrauchte Exemplare von den Briten an die ukrainische Marine abgegeben.[9] Die Türkei verweigert die Durchfahrt der beiden Minenräumschiffe durch den Bosporus, unter Berufung auf den Vertrag von Montreux.[10]

Kennung Name Dienstzeit Verbleib
M310 Tschernihiw seit 2. Juli 2023
M311 Tscherkassy seit 2. Juli 2023

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Paul Beaver: Britain’s Modern Royal Navy. Patrick Stephens Limited, 1996, ISBN 1-85260-442-5

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sandown-class minehunter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Estonian Review, Volume 16 No. 39, 4-10 October 2006 (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive; PDF) vm.ee; abgerufen am 10. Juni 2011
  2. Information auf janes.com
  3. MoD names ships cut from Navy (Memento vom 9. Juli 2011 im Internet Archive)
  4. a b Information auf armedforces.co.uk
  5. Information auf janes.com
  6. Information auf twitter.com
  7. Angaben zu den Booten auf worldwarships.com (englisch)
  8. George Allison: Two British minehunters sold to Romania. In: ukdefencejournal.org.uk. 28. September 2023, abgerufen am 3. Oktober 2023 (englisch).
  9. Tomasz Grotnik: Ukraine Commissioned Two MCM Vessels. In: navalneews.com. 13. Juli 2023, abgerufen am 14. Juli 2023 (englisch).
  10. Türkei blockiert Durchfahrt von Minenräumschiffen in die Ukraine. 2. Januar 2024, abgerufen am 2. Januar 2024.