Schachturnier zu Hastings 1895

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Teilnehmer des Schachturniers zu Hastings 1895.
Stehend (von links): Albin, Schlechter, Janowski, Marco, Blackburne, Maróczy, Schiffers, Gunsberg, Burn, Tinsley.
Sitzend (von links): Vergani, Steinitz, Tschigorin, Lasker, Pillsbury, Tarrasch, Mieses, Teichmann.
Nicht auf dem Bild: von Bardeleben, Bird, Mason, Walbrodt

Das Schachturnier zu Hastings 1895 fand vom 5. August bis zum 2. September 1895 statt. Inoffiziellen Statistiken zufolge handelte es sich bei dieser Veranstaltung um das am stärksten besetzte Turnier seiner Zeit, unter anderem nahmen die zehn weltbesten Spieler teil. Gewonnen wurde es etwas überraschend von Harry Pillsbury.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Jahr zuvor hatte Emanuel Lasker in der Schachweltmeisterschaft 1894 den ersten Schachweltmeister Wilhelm Steinitz entthront. Steinitz betrachtete sich aber immer noch als Weltmeister, weil der versprochene Revanchekampf noch nicht stattgefunden hatte. Für Lasker war es das erste große internationale Turnier, und er wollte beweisen, dass er ein würdiger Weltmeister war.

Das Turnier in Hastings war das erste große Turnier nach dieser WM und herausragend besetzt. Neben Steinitz und Lasker nahmen Steinitz’ frühere Herausforderer Tschigorin und Gunsberg teil, sowie Laskers spätere Herausforderer Tarrasch, Schlechter, Janowski sowie weitere weltbekannte Spieler.

Das Turnier war als Rundenturnier mit 22 Teilnehmern angelegt. Die Bedenkzeit betrug zwei Stunden für die ersten 30 Züge, gefolgt von jeweils einer Stunde für die folgenden 15 Züge.

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pillsbury – Gunsberg
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  

In der letzten Runde siegte Pillsbury mit einem sehens­werten Durch­bruch: 29. c6! Kd6 30. fxe6! Sxc6 31. Sxc6 Kxc6 32. e4! dxe4 33. d5+ Kd6 34. Ke3 b4 35. Kxe4 a4 36. Kd4 und gewann

Nach neun Runden lag Tschigorin mit herausragenden 8 Punkten in Führung, gefolgt von Pillsbury und von Bardeleben mit je 7½ und Lasker mit 7 Punkten. Altweltmeister Steinitz hatte mit 4½ aus 5 einen guten Start erwischt, fiel dann aber mit vier Niederlagen in Folge zurück. In der zehnten Runde gelang ihm seine Glanzpartie gegen von Bardeleben.

Vor der letzten Runde lag Pillsbury einen halben Punkt vor Tschigorin. In einem viel beachteten Springerendspiel gelang es ihm, seine Partie gegen Gunsberg zum Sieg zu führen und damit das Turnier zu gewinnen.

Spieler HP MT EL ST WS ES CvB RT CS JB CW DJ JM AB IG HB AA GM WP JM ST BV Punkte
1 Vereinigte Staaten Harry Pillsbury 0 0 1 1 1 1 1 0 ½ ½ 1 1 1 1 1 1 ½ 1 1 1 1 16½
2 Russisches Kaiserreich 1858 Michail Tschigorin 1 1 1 0 0 1 1 1 1 ½ 0 1 1 1 ½ ½ 1 1 ½ 1 1 16
3 Deutsches Reich Emanuel Lasker 1 0 0 1 1 0 1 1 0 1 1 ½ 1 1 1 ½ 1 1 ½ 1 1 15½
4 Deutsches Reich Siegbert Tarrasch 0 0 1 1 1 ½ 0 ½ 1 1 1 0 1 ½ 1 1 1 0 ½ 1 1 14
5 Vereinigte Staaten 45 Wilhelm Steinitz 0 1 0 0 1 1 ½ ½ 1 1 0 1 ½ 1 0 1 1 0 ½ 1 1 13
6 Russisches Kaiserreich 1858 Emanuel Schiffers 0 1 0 0 0 ½ ½ 0 1 1 1 ½ ½ 1 1 0 ½ 1 ½ 1 1 12
7 Deutsches Reich Curt von Bardeleben 0 0 1 ½ 0 ½ ½ ½ 0 0 ½ 1 1 1 ½ ½ 1 1 1 0 1 11½
7 Deutsches Reich Richard Teichmann 0 0 0 1 ½ ½ ½ ½ 0 0 ½ 1 1 0 1 ½ 1 ½ 1 1 1 11½
9 Osterreich-Ungarn Carl Schlechter 1 0 0 ½ ½ 1 ½ ½ ½ ½ 0 1 1 ½ ½ ½ ½ ½ ½ 1 0 11
10 Vereinigtes Konigreich 1801 Joseph Blackburne ½ 0 1 0 0 0 1 1 ½ 0 1 0 1 0 ½ 1 0 1 0 1 1 10½
11 Deutsches Reich Carl August Walbrodt ½ ½ 0 0 0 0 1 1 ½ 1 0 ½ 0 ½ ½ 0 ½ ½ 1 1 1 10
12 Dritte Französische Republik Dawid Janowski 0 1 0 0 1 0 ½ ½ 1 0 1 ½ 0 0 ½ 0 1 ½ 1 0 1
12 Vereinigtes Konigreich 1801 James Mason 0 0 ½ 1 0 ½ 0 0 0 1 ½ ½ 1 0 1 ½ 0 1 1 0 1
12 Vereinigtes Konigreich 1801 Amos Burn 0 0 0 0 ½ ½ 0 0 0 0 1 1 0 0 ½ 1 1 1 1 1 1
15 Vereinigtes Konigreich 1801 Isidor Gunsberg 0 0 0 ½ 0 0 0 1 ½ 1 ½ 1 1 1 0 1 ½ 0 1 0 0 9
15 Vereinigtes Konigreich 1801 Henry Bird 0 ½ 0 0 1 0 ½ 0 ½ ½ ½ ½ 0 ½ 1 1 ½ 0 ½ ½ 1 9
17 Rumänien Konigreich Adolf Albin 0 ½ ½ 0 0 1 ½ ½ ½ 0 1 1 ½ 0 0 0 0 0 1 1 ½
17 Osterreich-Ungarn Georg Marco ½ 0 0 0 0 ½ 0 0 ½ 1 ½ 0 1 0 ½ ½ 1 1 1 0 ½
19 Vereinigtes Konigreich 1801 William Pollock 0 0 0 1 1 0 0 ½ ½ 0 ½ ½ 0 0 1 1 1 0 0 0 1 8
20 Deutsches Reich Jacques Mieses 0 ½ ½ ½ ½ ½ 0 0 ½ 1 0 0 0 0 0 ½ 0 0 1 1 1
20 Vereinigtes Konigreich 1801 Samuel Tinsley 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 1 0 1 ½ 0 1 1 0 1
22 Italien 1861 Beniamino Vergani 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 1 0 ½ ½ 0 0 0 3

Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Lasker war es nicht der erhoffte Durchbruch, aber als er im folgenden Jahr den Revanchekampf gegen Steinitz deutlich gewonnen hatte, war er allgemein als Weltmeister anerkannt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Emil Schallopp: Das Internationale Schachturnier zu Hastings im August, September 1895. Sammlung sämtlicher Partieen mit ausführlichen Anmerkungen. Leipzig 1896

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]