Schindhaubasistunnel

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Planung des Ausbaues der B 27 bei Tübingen

Der Schindhaubasistunnel ist ein Teil des geplanten vierspurigen Ausbaus der Bundesstraße 27 bei Tübingen. Er befindet sich noch in der Genehmigungsplanung und soll vom Bläsibad beim Tübinger Stadtteil Derendingen bis zum Knoten der Bundesstraßen 27 und 28 gehen. Der im aktuellen Konzept 2,3 km lange Tunnel soll der schnelleren Durchfahrt und der Entlastung der Tübinger Südstadt dienen. Mit einer Fertigstellung des Tunnels ist frühestens in den 2030er-Jahren zu rechnen.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erste Planungsunterlagen wurden 2001 in Berlin vom Tübinger Regierungspräsidenten Hubert Wicker eingereicht. Nachdem sich der Tübinger Gemeinderat 2002 für diese Streckenvariante (den langen Schindhaubasistunnel) entschieden hatte, nahm der politische Druck, diese Variante zu realisieren, zu. In Berlin wurden die Planungen zunächst bis 2004 nicht freigegeben – auf politischen Druck hin erfolgte die Entscheidung für den langen Schindhautunnel, der in den Bundesverkehrswegeplan 2003 als vordringlicher Bedarf aufgenommen wurde.[2]

Nachdem der Bundesrechnungshof seine Bedenken im August 2011 aufgegeben hatte, konnte das Regierungspräsidium Tübingen die weiteren Maßnahmen zur Vorbereitung des Planfeststellungsverfahrens ergreifen.[3] 2012 wurde vom Regierungspräsidium ein Entwurf für den Tunnel vorgestellt, dessen nördlicher Anschluss vom Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer sowie Bürgern als „monströs“ empfunden wurde. In der Folge wurde gemeinsam mit den betroffenen Parteien an einem neuen Konzept für den Nord-Anschluss (B27/B28-Knoten) gearbeitet, welches schließlich 2015 der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Dieser Prozess galt als gutes Beispiel für erfolgreiche Bürgerbeteiligung.[4]

Im Herbst 2019 wurde der Vorentwurf des Regierungspräsidiums an das BMVI übersandt. Dieses gab im Mai 2021 den Gesehenvermerk ab.[5] Im Tübinger Regierungspräsidium findet daher nun die Genehmigungsplanung mit der Ausarbeitung der Planfeststellung statt.[6]

Im Vorgriff waren 2020/21 bereits Bohrungen zur Erkundung des geologischen Untergrunds durchgeführt worden. Entlang der geplanten Trasse wurden 23 Kernbohrungen in etwa 100 bis 200 Meter Abstand bis zu einer Tiefe von 99 Meter durchgeführt.[6]

Konzept[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das neue Konzept sieht einen 2,3 km langen Tunnel vor, welcher aus zwei Röhren mit je zwei Fahrstreifen bestehen soll. Kostenschätzungen für den Tunnel selbst belaufen sich auf rund 170 Millionen Euro, während für das gesamte Bauprojekt mit 217 Millionen Euro gerechnet wird.[1] In einer neuen Berechnung von 2021 wurden Kosten von 338 Millionen Euro ermittelt.[7]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Juni 2023 wandte sich ein Bündnis aus Tübinger Klima- und Umweltschutzgruppen gegen den Tunnel. Sie kritisieren den Fernstraßenausbau generell und halten den Tunnel für nicht mehr zeitgemäß.[8] Das Bündnis um die Tübinger Fridays-For-Future-Gruppe argumentiert, dass gesellschaftlich zum Erreichen des 1,5-Grad-Ziels eine umfassende Verkehrswende notwendig sei, die bis zur frühestmöglichen Fertigstellung des Tunnels Mitte der 2030er-Jahre zu derartigen Veränderungen führen würde, dass eine vierspurige B27 nicht mehr notwendig wäre.[9]

Als alternativen Weg zur Entlastung der Anwohner – bis Veränderungen durch die Verkehrswende spürbar werden – schlägt die Initiative Ausweitungen der Geschwindigkeitsbegrenzungen und zusätzliche Querungsmöglichkeiten der B27 alt vor. Als Alternative für den Straßenverkehr verweist sie auf die A81.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Gernot Stegert: Knoten vor dem Schindhaubasistunnel optimiert. In: Schwäbisches Tagblatt. 29. Januar 2015, archiviert vom Original am 31. Januar 2015; abgerufen am 30. Januar 2015.
  2. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Hrsg.): Bundesverkehrswegeplan 2003. S. 81 (archive.org [PDF]).
  3. Sepp Wais: Schindhau-Tunnel soll schnell gebaut werden. In: Schwäbisches Tagblatt. 20. August 2011, archiviert vom Original am 19. Oktober 2016; abgerufen am 20. August 2011.
  4. Arnfried Lenschow: Bürger finden elegante Lösung für Schindhautunnel. In: Reutlinger General-Anzeiger. 2. Dezember 2015, abgerufen am 4. Januar 2021.
  5. Detailplanung Schindhaubasistunnel beginnt. In: swr.de. 19. Mai 2021, abgerufen am 21. Mai 2021.
  6. a b Schindhaubasistunnel: Bohrungen beginnen. In: Schwäbisches Tagblatt. 16. September 2020, abgerufen am 6. Oktober 2020.
  7. Schindhautunnel wird teurer, Schwäbisches Tagblatt, 31. März 2021.
  8. Luisa Neubauer protestiert gegen den Schindhaubasistunnel. Abgerufen am 23. Juni 2023.
  9. Unser Bündnis gegen den Schindhaubasistunnel. Abgerufen am 23. Juni 2023.

Koordinaten: 48° 30′ 8″ N, 9° 4′ 31″ O