Schlat (Adelsgeschlecht)

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Epitaph der Anna von Ehrenberg geb. von Schlat in der Dominikanerkirche Wimpfen (links Schlater Stammwappen; rechts das Wappen derer von Ehrenberg)

Schlat ist der Name eines süddeutschen Adelsgeschlechts des Niederadels, das von 1300 bis Mitte des 15. Jahrhunderts belegt ist.

Als namensgebender Stammsitz gilt die Burg Schlat in Schlat im heutigen baden-württembergischen Landkreis Göppingen. Aufgrund Namensähnlichkeit besteht Verwechslungsgefahr mit anderen Adelsgeschlechtern, die im süddeutschen Raum wirkten, z. B. Schlatt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Niederadligen von Schlat sind mit dem 14. Jahrhundert in der schriftlichen Überlieferung nachweisbar. Als Erstnennung gilt vielfach 1302 die Bürgschaft eines Johann von Schlat für den Pfalzgrafen von Tübingen beim Verkauf von Stadt und Burg Tübingen an das Kloster Bebenhausen.[1] Johann könnte jedoch auch einem Adelsgeschlecht angehören, dass sich nach Schlatt (Hechingen) nannte.[2] Eindeutig ist 1303 die Nennung eines Albrecht von Schlat als Ehemann von Hedwig Risch.

Die lückenhafte Urkunden weisen auf Beziehungen der Schlater zu den Herzögen von Teck sowie den Grafen von Helfenstein hin.[2] Innerhalb des regionalen Niederadels waren die Schlater eng vernetzt; beispielsweise durch Heiratsbeziehungen zu den Überkingen, von Schechingen oder Speth.[2] Um Ort und Burg Schlat konkurrierten die Schlater mit anderen lokalen Herrschaftsträgern wie dem Stift Adelberg oder der Grafschaft Württemberg. Die Burg ist 1338 erstmals schriftlich belegt, als Niederadlige von Scharenstetten bekannten, dass ein Teil des Grabens um ihre Burg durch den Besitz Adelbergs gegraben sei.[3] Albrecht von Schlat tritt als Zeuge des Rechtsaktes auf. Mitte des 14. Jahrhunderts könnten die Schlater zwei Drittel von Burg und Ort erhalten haben.[2]

In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts konnten die Schlater ihre Macht in der Region um den Stammsitz ausbauen. Fritz von Schlat, verheiratet mit Anna von Speth, kaufte beispielsweise 1380 Güter und Rechte in Iltishausen (heute Iltishof) und Heiningen oder 1382 Weingärten im Remstal.[4] Fritz von Schlat besaß einen Wohnsitz in Göppingen, der zwischen Schloss und Freihof vermutet wird.[5] 1438 kaufte Fritz’ Sohn Kaspar einen weiteren Wohnsitz in der Stadt, an dessen Stelle später der Storchen errichtet wurde.[6] 1410 verkaufte Fritz’ Tochter Barbara ihren Anteil an der Burg Schlat an Adelberg.

Mit Kaspars Tod ohne Erben endete Mitte des 15. Jahrhunderts das Adelsgeschlecht von Schlat in männlicher Linie. Barbaras Sohn Ernfried von Schechingen war württembergischer Rat und wurde 1464 mit dem Sauerbrunnen in Göppingen belehnt.[4] Barbara von Schlat († 1419) wurde als Ehefrau Ulrichs von Schechingen in der Schechinger Familiengrablege im Kloster Lorch bestattet.[7][8]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wappen derer von Schlat zeigt in Silber einen schwarzen Eber.

Aus dem 15. Jahrhundert ist das Wappenbild an einem Gebäude in Bad Wimpfen.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jonas Froehlich: Im Kreis des Elefanten. Burgen als Ressourcen des Niederadels auf der Schwäbischen Alb 1250–1400 (= RessourcenKulturen Band 24), University Press Tübingen, Tübingen 2023, ISBN 978-3-947251-84-1.
  • Jonas Froehlich, Michael Weidenbacher: Kein Berg ohne Burg. Burgen und ihre Herren auf der Schwäbischen Alb; in: Mitteilungen der DGAMN: Die konstruierte Landschaft. Befunde und Funde zu anthropogenen Geländeveränderungen in Mittelalter und früher Neuzeit, Bd. 33; Paderborn 2020, S. 111–122.
  • Otto Schurr: Geschichte von Schlat. Schlat 1970.
  • Otto Schurr: Von den alten Burgen in und um Schlat; in: Hohenstaufen 3, 1962, S. 39–47.
  • Walter Ziegler: Anna von Schlat (um 1400–1472). Wohltäterin in Wimpfen, Göppingen und Lorch; in: Hohenstaufen/Helfenstein. Historisches Jahrbuch für den Kreis Göppingen 20, 2020, S. 45–58.
  • Walter Ziegler: Findbuch für das Archiv der Gemeinde Schlat. Göppingen 1985.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Otto Schurr: Geschichte von Schlat. Schlat 1970, S. 17.
  2. a b c d Jonas Froehlich: Im Kreis des Elefanten. Burgen als Ressourcen des Niederadels auf der Schwäbischen Alb 1250–1400 (= RessourcenKulturen. Band 24). University Press Tübingen, Tübingen 2013, ISBN 978-3-947251-84-1, S. 157–159.
  3. HStA Stuttgart A 469 I U 137 (25. Mai 1338) (http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-496567)
  4. a b Jonas Froehlich: Im Kreis des Elefanten. Burgen als Ressourcen des Niederadels auf der Schwäbischen Alb 1250–1400 (= RessourcenKulturen. Band 24). Tübingen University Press, Tübingen 2023, ISBN 978-3-947251-84-1, S. 160–163.
  5. Walter Ziegler: Anna von Schlat (um 1400–1472). Wohltäterin in Wimpfen, Göppingen und Lorch. In: Hohenstaufen/Helfenstein. Historisches Jahrbuch für den Kreis Göppingen. Band 20. Göppingen 2020, S. 47.
  6. Walter Ziegler: Adelssitze an der Stelle des Storchen in Göppingen. In: Hohenstaufen/Helfenstein. Historisches Jahrbuch für den Kreis Göppingen. Band 19. Göppingen 2017, S. 62–65.
  7. Oliver Auge: Niederadelige Erinnerungskultur im Kloster Lorch. Die Familien Woellwarth und Schechingen. In: Felix Heinzer, Robert Kretzschmar, Peter Rückert (Hrsg.): 900 Jahre Kloster Lorch. Eine staufische Gründung vom Aufbruch zur Reform (= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg B). Stuttgart 2004, S. 111.
  8. Peter Wanner: Lorch – Beiträge zur Geschichte von Stadt und Kloster (Heimatbuch der Stadt Lorch, Band 1), Lorch 1990, S. 167 (uni-heidelberg.de).
  9. Walter Ziegler: Anna von Schlat (um 1400–1472). Wohltäterin in Wimpfen, Göppingen und Lorch. In: Hohenstaufen/Helfenstein. Historisches Jahrbuch für den Kreis Göppingen. Band 20. Göppingen 2020, S. 52.