Schloss Hirschhügel

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Das ehemalige Jagdschloss
Gruft der Familie Parry

Das ehemalige Jagdschloss Hirschhügel liegt in der Flur des Ortsteils Kuhfraß der Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt in Thüringen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Besitz von Schloss Kochberg gehörte das Weideland am Haselbach. Es war ein durch Wall, Wassergraben und Bastionen geschütztes Vorwerk und wurde als „Kuhfraß“ 1428 in einer Akte genannt. Von diesen Befestigungen ist heute kaum noch etwas vorhanden. Der später nobiltitierte James Patrick von Parry hieß der reiche Ire, der als Ehemann der Luise von Stein, Enkelin der Charlotte von Stein, Tochter des Gottlob Carl Wilhelm Friedrich von Stein, akzeptiert wurde, nachdem er dem Altenburger Herzog einen Adelstitel abkaufte. Er baute das Schloss „Hirschhügel“. Die Bezeichnung Hirschgrund für das Haselbachtal, Hirschbrunnen für den Eichenborn und Hirschwiese wurden von ihm geprägt. Nach Luise ist auch der „Luisenturm“ in Kleinkochberg benannt. Bis 1882 war sein Sohn Charles Edward von Parry (1828–1882), königlich preußischer Oberstleutnant, Majoratsherr von Schloss Hirschhügel und Kuhfraß, was dann seine Schwester Emma Luise (1834–1912) nach seinem Tod übernahm.[1] Sie heiratete Leo Graf Henckel Freiherr von Donnersmarck-Gröditzberg, Sohn des Botanikers Leo Victor Felix Henckel von Donnersmarck. Wohl erst 1912 erbte Dr. jur Viktor sen. Graf Henckel von Donnersmarck (1828–1916) den Besitz. Seine Frau war Marie Gräfin Bassewitz-Wesselstorf. Auf Schloss Hirschhügel befanden sich im Nachlass der Familie auch Handschriften bekannter Schriftsteller.[2] Letzter Grundbesitzer,[3] zunächst im Minorat, war der 1905 geborene Arzt Viktor Henning Guido Leo Parry Graf Henckel Freiherr von Donnersmarck, mit Nebenwohnsitz in Berlin.

Im „Neuen Haus“ wurde 1941 ein Kinderlandheim eingerichtet. 1945 erfolgte die entschädigungslose Enteignung von Schloss und Gut. Der ehemalige Eigentümer lebte in den 1960er Jahren weiterhin in Berlin, im Westteil der Stadt.[4]

Das Schloss wurde Altersheim und psychiatrische Einrichtung, jetzt (2010) ist es Altenheim eines Sozialwerks. Das historisch renovierte Jagdschloss mit einem weiträumigen etwa acht Hektar großen Parkareal wird als sozialtherapeutische Fördereinrichtung für 125 Gäste genutzt. Außenwohngruppen befinden sich im Saaletal in dem Dorf Etzelbach.[5]

1994/95 wurde noch erhaltenes mobiles Inventar an die Familie Henckel von Donnersmarck[6] restituiert, welche einen Dauerleihvertrag mit der Stiftung Weimarer Klassik darüber abschloss. Darunter fielen Gemälde, Grafiken, Kunstgegenstände, Möbel und 39 Goethe-Handzeichnungen. Dies betraf nicht alle Zeichnungen.[7]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schloss Hirschhügel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Doris und Hans Maresch: Thüringens Schlösser und Burgen. Beier & Beran, Husum/ Langenweißbach 2008. ISBN 978-3-89876-351-6,
  • Lothar Groß: Thüringen Burgen, Schlösser & Wehrbauten, Band 5, Standorte, Baubeschreibungen und Historie, Bod, Norderstedt 2021, S. 104. ISBN 978-3-7562-3600-8. Digitalisat

Genealogie der Besitzer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser 1915. In: GGT. "Der Gotha". 9. Auflage. Parry, Luise Emma von Parry. Justus Perthes, Gotha 1914, S. 717 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 24. März 2023]).
  2. Wolfgang Ritschel: Charlotte von Stein. Schriftstellerin, Freundin und Mentorin. Hrsg.: Elke Richter, Alexander Rosenbaum. Online-Ressource Auflage. 4) Die Enkel und Urenkelgeneration. De Gruyter, Berlin/Boston 2018, ISBN 978-3-11-053809-0, S. 61 (google.de [abgerufen am 24. März 2023]).
  3. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1941. B (Briefadel). Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. In: GGT. "Der Gotha". 114. Auflage. Henckel von Donnersmarck, II. Linie (Neudeck), (evangelisch), 1. Ast. Justus Perthes, Gotha 1940, S. 124 (d-nb.info [abgerufen am 24. März 2023]).
  4. Hans Friederich von Ehrenkrook, Klaus Freiherr von Andrian-Werburg, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen von Flotow: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser. B (Briefadel/ nach 1400 nobilitiert). In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA. Band III, Nr. 35. C. A. Starke, 1965, ISSN 0435-2408, S. 88 f.
  5. Sozialwerk mit Sitz in Bad Aibling. Abgefragt am 24. März 2023.
  6. vgl. Gottfried Graf Finck von Finckenstein, Christoph Franke: Gothaisches Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser I. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GGH. 1. Auflage. Band 3, Henckel von Donnersmarck. Deutsches Adelsarchiv, Marburg 2016, ISBN 978-3-9817243-2-5.
  7. Klassik Stiftung Weimar (Hrsg.): Klassik Stiftung Weimar bedauert Verkauf von Goethe-Zeichnungen durch das Haus Henckel von Donnersmarck an österreichischen Privatsammler. Online Auflage. Eigenverlag, Weimar 14. Oktober 2010, S. 1 (klassik-stiftung.de [abgerufen am 25. März 2023]).

Koordinaten: 50° 45′ 51,6″ N, 11° 22′ 58,1″ O