Schlossgymnasium Kirchheim unter Teck

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Schlossgymnasium Kirchheim unter Teck
Schulform Gymnasium
Schulnummer 04104048
Gründung 1249
Ort Kirchheim unter Teck
Land Baden-Württemberg
Staat Deutschland
Koordinaten 48° 38′ 39″ N, 9° 28′ 9″ OKoordinaten: 48° 38′ 39″ N, 9° 28′ 9″ O
Träger Stadt Kirchheim unter Teck
Schüler 920 (18. September 2018)
Lehrkräfte 85 (April 2019)[1]
Leitung Lucia Heffner
Website schlossgymnasium-kirchheim.de

Das Schlossgymnasium Kirchheim unter Teck ist ein allgemeinbildendes Gymnasium in der baden-württembergischen Stadt Kirchheim unter Teck im Landkreis Esslingen. Es wurde im Jahre 1249 erstmals urkundlich erwähnt und hat seitdem Reformen und historische Ereignisse überstanden. Damit ist das Schlossgymnasium die älteste Schule Baden-Württembergs. Der Name rührt von einem Jagdschlösschen her, welches sich auf dem Gelände des früheren Schlossgymnasiums befand.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entwicklung der Kirchheimer Gymnasien

1249 bis 1937[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Schlossgymnasium wurde 1249 als Lateinschule für Jungen gegründet, wahrscheinlich im Spitalviertel von Kirchheim. Dort wurde den Schülern anhand der lateinischen Sprache Lesen und Schreiben beigebracht. Die im 19. Jahrhundert einsetzende Industrialisierung erforderte Realfächer im Lehrplan. Diese enthielten unter anderem Arithmetik, Geographie, Geschichte und Französisch. Daher gab es seit 1833 parallel zur Lateinschule auch eine Realschule. Einer ihrer ersten Lehrer war der Oberpräzeptor Eduard Eyth, Vater des Dichter-Ingenieurs Max Eyth. Steigende Schülerzahlen Anfang des 20. Jahrhunderts erforderten einen Neubau der Lateinschule, der 1909 in der Jahnstraße bezogen wurde. 1921 legte der erste Jahrgang das Abitur dort ab. Bis 1936 existierten die Oberrealschule und das Realgymnasium unter einheitlicher Leitung.[2]

1937 bis 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Zeit des Nationalsozialismus setzte die Vereinheitlichung ein, alle höheren Schulen wurden als „Oberschulen“ bezeichnet und auf acht Schuljahre gekürzt. Das Schulhaus wurde gegen Kriegsende als Lazarett und von der Reichsbahn genutzt, schließlich ausgeschlachtet und stark beschädigt. Danach erfolgte die Verlegung des Unterrichts in Baracken auf dem Hof.[3][4]

Seit 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1945 wurde der Unterricht mit rund 600 Schülern begonnen und nach und nach wurden alte Strukturen wiederhergestellt. Wegen akuter Einsturzgefahr musste die bestehende Turnhalle ersetzt werden, die neue Turnhalle wurde 1954 am Lauterufer eingeweiht. Aufgrund der sich weiter vergrößernden Wohnbevölkerung war ein Neubau mit größerem Gebäude notwendig, der erst 1963, nachdem Um- und Neubauarbeiten an anderen Kirchheimer Schulen abgeschlossen waren, durchgeführt werden konnte. Dabei verblieben die naturwissenschaftlichen Räume im alten Gebäude, die Räume für die sprachlichen Fächer wurden im Neubau auf dem Kirchheimer Milcherberg untergebracht. Zu Beginn des Schuljahres 1966/67 wurde das bestehende Gymnasium geteilt und die beiden Gymnasien mit den Namen Schlossgymnasium und Ludwig-Uhland-Gymnasium eingeweiht. Der Name Schlossgymnasium leitet sich nicht vom nahegelegenen Kirchheimer Schloss ab, vielmehr ist ein ehemals auf dem Schulgelände gelegenes Jagdschlösschen der Namensgeber.[3][4] Nach der Abspaltung des Ludwig-Uhland-Gymnasiums musste das Schlossgymnasium den Betrieb mit einer Schülerzahl von 733 aufnehmen und aufgrund der Tatsache, dass diese Jahrgänge relativ geburtenstark waren, musste mit einem ebenso starken Anstieg von Gymnasiasten gerechnet werden. Da das Schulgebäude relativ baufällig war und die Mängel wie z. B. stärker werdender Verkehrslärm, kein fließendes Wasser in den Klassenzimmern oder Heizungsprobleme einen normalen Unterricht enorm erschwerten und die Reparaturarbeiten kein Ende nahmen, war trotz allen Verbesserungen ein Neubau unumgänglich. Im Dezember 1976 wurden die Bauaufträge für Schule und Sporthalle vom Gemeinderat erteilt. Zum Schuljahresbeginn 1978/79 wurde das 70 Jahre genutzte Gebäude in der Jahnstraße verlassen und der Neubau mit 1100 Schülern in der Jesinger Halde bezogen.

Umbaumaßnahmen 2008 bis 2010[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Jahren 2008 bis 2010 wurden am Schlossgymnasium mehrere Umbaumaßnahmen vorgenommen. Im Erdgeschoss wurde ein Kunstraum zum NwT-Raum umgestaltet bzw. modernisiert und das 2. Obergeschoss erhielt neun neue Klassenzimmer, darunter auch ein Multimedia-Raum mit interaktivem Whiteboard, das neue Präsentationsmöglichkeiten bietet. Im Jahr 2010 wurde ein neues, sich neben dem Haupteingang befindendes Treppenhaus erbaut, das auch aktuelle Brandschutzordnungen erfüllt. Außerdem wurde die Sporthalle unter ökologischen Gesichtspunkten saniert.

Direktoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name Amtszeit
Otto Lörcher 1920–1940
Otto Lau 1940–1942
Johannes Dilger 1945–1947
Arthur Riehle 1947–1954
Karl Heinzelmann 1954–1965
Rudolf Hemmann 1966–1967
Rolf Dreher 1967–1989
Roland Krämer 1989–2004
Siegfried Lutz 2004–2007
Lucia Heffner seit 2008

Skilandheim Zauchensee 1970er Jahre bis 2023[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den 1970er Jahren bis 2023 wurde am Schlossgymnasium für die Klassen 7 das Skilandheim in Zauchensee angeboten. Zahlreiche Schüler haben im Salzburgerland (Österreich) das alpine Skifahren als Anfänger gelernt bzw. ihre Technik weiter verfeinert. Nach einer intensiven Debatte über Kosten und Klimaschutz wurde im Herbst 2023 beschlossen, dieses Angebot nach 50 Jahren einzustellen.[5]

Pädagogische Arbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Doppelstundenmodell[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem Schuljahr 2010/11 findet eine Erprobungsphase für das Doppelstundenmodell statt. Dabei werden jeweils zwei Schulstunden zu einem 90-minütigen Block zusammengefasst, die großen Pausen wurden um fünf Minuten verlängert. Das Ziel dieser Maßnahme ist es, eine effizientere Unterrichtsumgebung zu schaffen, wobei sich konzentrierte Arbeitsphasen und weniger anspruchsvolle Gruppenarbeiten abwechseln sollen. Die Entscheidungsfindung im Schuljahr 2009/10 war von starken Gegenstimmen auf Schüler- sowie Lehrerseite durchzogen, wobei sich doch eine deutliche Mehrheit für den Versuch herauskristallisierte.

Nwt-/Latein-/Spanischzug – Kooperation mit dem LUG[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zusätzlich zu den Fremdsprachen Englisch (ab Klasse 5) und Französisch (ab Klasse 6) wird eine Wahl für ein fünftes Kernfach ab Klasse 8 angeboten. Dabei kann sich ein Schüler zwischen dem Naturwissenschaft und Technik-, dem Spanisch- oder dem Lateinzug entscheiden. Das gewählte Fach wird dann in den Klassen 8 bis 10 unterrichtet. In der Oberstufe besteht eine Kooperation zwischen dem Schloss- und dem Ludwig-Uhland-Gymnasium, wobei weniger belegte Kurse zu einem Kurs zusammengefasst werden, der an einer der beiden Schulen stattfindet.

Bilingualer Zug[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2012 können begabte und motivierte Schüler den bilingualen Zug belegen.[6] Zweisprachig unterrichtet werden die Fächer Geographie, Geschichte und Biologie. Des Weiteren erhalten die Schüler des bilingualen Zugs ab der 5. Klasse zusätzlichen Englischunterricht. Nach der 10. Klasse erhalten sie ein Zertifikat für dessen Belegung. Ebenfalls ist es möglich, sein schriftliches Abitur in einem bilingualen Fach zu absolvieren. Dadurch kann das Sprachlevel C1 sowie ein internationales Abitur erreicht werde. Im bilingualen Unterricht sollen die Schüler mit fachlichen und interkulturellen Kompetenzen auf das Studium und den Beruf in einer vernetzten Welt vorbereitet werden.

5 Verstärkter Englischunterricht (+2 Stunden)
6 Verstärkter Englischunterricht (+1 Stunde)
7 Bilingualer Geographieunterricht (+1 Stunde)
8 Bilingualer Geographieunterricht (+1 Stunde)

Bilingualer Geschichtsunterricht (+1 Stunde)

9 Bilingualer Biologieunterricht (+1 Stunde)
10 Bilingualer Biologieunterricht (+1 Stunde)

Bilingualer Unterricht in Geographie/ Geschichte/Gemeinschaftskunde (+1 Stunde)

11+12 Englisch als Leistungsfach (fünfstündig)

Biologie-bili als Leistungsfach (fünfstündig)

Internationales Abitur
oder:

Bilinguales Sachfach (fünfstündig)

+ zwei Fremdsprachen als Basisfächer (davon eine Englisch)

oder:

Englisch als Leistungsfach (fünfstündig)

+ Bilinguales Sachfach (Geo/GK/Bio, dreistündig) oder bilingualer Seminarkurs

Bilinguales Zertifikat

Schüleraustausch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es finden jährlich Schüleraustausche mit Partnerschulen an folgenden Standorten statt:

Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

SOR-SMC ist ein Projekt von und für Schüler, die gegen alle Formen von Diskriminierung, insbesondere Rassismus, aktiv vorgehen und einen Beitrag zu einer gewaltfreien, demokratischen Gesellschaft leisten wollen. Das Schlossgymnasium ist eine von über 800 Schulen in Deutschland, die an diesem Projekt teilnehmen.[7]

Fördern und Fordern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Förder- und Forderkonzept am Schlossgymnasium bietet Schülern die Möglichkeit, in den Kernfächern Mathematik, Deutsch, Französisch und Englisch in Kleingruppen an ihren Defiziten zu arbeiten. Zum anderen können begabte Schüler ab der 8. Klasse im Rahmen eines projektorientierten Unterrichts (Biologie und Physik), naturwissenschaftliches Denken und Arbeiten zu vertiefen.

Die Voraussetzungen für die Teilnahme an diesem Unterricht sind die Leistungen in den jeweiligen Fächern und die Freiwilligkeit (d. h. der Schüler entscheidet sich freiwillig, ob er den Unterricht besuchen möchte).

Förderverein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem Jahr 1953 gibt es in Kirchheim den Verein der Freunde und ehemaligen Schüler der Oberschule Kirchheim u. Teck e.V. Dieser wurde in der Zwischenzeit zwei Mal umbenannt und vom Ludwig-Uhland-Gymnasium getrennt. Nun trägt er den Namen „Verein der Freunde und ehemaligen Schüler des Schlossgymnasiums Kirchheim unter Teck e. V.“[8]

Freizeitangebote[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Teckstil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem 29. Mai 2015 gibt es am Schlossgymnasium die Genossenschaft Teckstil[9], eine Schülergenossenschaft im Rahmen des Seminarkurses der Jahrgangsstufe I. Der Vorstand besteht aus Schülern des Seminarkurses und mittlerweile aus 100 aktiven Mitgliedern.

Vermarktet und vertrieben wird dabei eine Schulkollektion, die aus Kapuzenpullovern, T-Shirts und Turnbeuteln mit dem Schullogo besteht. Die Kollektion wird aus nachhaltig rein ökologisch produzierter Baumwolle hergestellt und wird CO2-neutral bedruckt. Außerdem erfolgt die Herstellung nach hohen Arbeits- und Sozialstandards.

Teckstil erhielt u. a. 2016 den easyCredit Preis für finanzielle Bildung und 2018 den Gewinn des Wettbewerbs für „nachhaltige Schüler-, Übungs- und Juniorenfirmen“.[10]

Mensa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit September 2005 wird in der „essbar“ von Montag bis Donnerstag ein täglich von ehrenamtlich arbeitenden Eltern Mittagessen angeboten und zusätzlich gespendeter Kuchen verkauft. Der Betrieb der Mensa wird vom Verein essbar – Mensa im Schloss e.V. ehrenamtlich organisiert und betreut. 16 Kochteams, bestehend aus Eltern, Großeltern, ehemaligen Lehrern sorgen durch ihren ehrenamtlichen Einsatz dafür, dass dieses Angebot aufrechterhalten werden kann. Unterstützt werden sie durch zwei hauswirtschaftliche Fachkräfte. Täglich werden an Schüler und Lehrer 180 bis 260 warme Essen ausgereicht.[11]

Aufenthaltsräume[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2012 wurden die zwei Aufenthaltsräume von Schülern umgebaut. Unter dem Motto Aufenthalts(T)räume wurde ein Raum zum "Chilling room" und ein Raum zum "Workroom" umgebaut. Die erforderlichen Geldmittel kamen vom Förderverein. Dort kann man Hausaufgaben erledigen und lernen.[12]

Offenes Ganztagesangebot[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Schlossgymnasium ist seit dem Schuljahr 2005/06 eine Offene Ganztagesschule. Verschiedene außerunterrichtliche und unterrichtsergänzende Angebote stehen zur Verfügung, welche die Schüler freiwillig besuchen können. Neben Lehrern werden diese Ganztagesangebote unter anderem von Schülern und ausgebildeten Schülermentoren geleitet.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehemalige Schüler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rudolf Hemmann: Von der Lateinschule zum Gymnasium, Kirchheim unter Teck, 1978.
  • Rainer Kilian: Die Lateinschule Kirchheim unter Teck, älteste urkundlich belegte Einrichtung im Herzogtum Württemberg, Kirchheim unter Teck, 1999.
  • Stadt Kirchheim unter Teck: Schriftenreihe des Stadtarchivs Kirchheim unter Teck Band 2 (1984), Band 23 (1999), Band 27 (2001).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. http://www.schlossgymnasium-kirchheim.de/unsere-schule/organisation/lehrer/ Schlossgymnasium Homepage
  2. R. Hemmann, Von der Lateinschule zum Gymnasium (Festschrift zum Umzug des Schlossgymnasiums in die Jesinger Halde) 1978, Kirchheim/Teck, gedruckt bei A. Gottliebs und E. Oßwalds Buchdruckereien.
  3. a b Moser, Beschreibung des Königreichs Württemberg, Oberamt Kirchheim. Hauptstaatsarchiv 1842.
  4. a b Der Teckbote, 7. März 1906.
  5. Antje Dörr: Schlossgymnasium in Kirchheim verzichtet auf Skilandheim. In: Nürtinger Zeitung, 19. Oktober 2023. Abgerufen am 24. März 2024.
  6. http://www.schlossgymnasium-kirchheim.de/unterricht/bilingualer-zug/
  7. FAQ auf schule-ohne-rassismus.org (zuletzt abgerufen am 10. Juli 2019).
  8. Förderverein auf schlossgymnasium-kirchheim.de (zuletzt abgerufen am 10. Juli 2019).
  9. Schülergenossenschaft Teckstil eSG - Home. Abgerufen am 17. Juli 2019.
  10. https://www.bne-bw.de/service/wettbewerbe/wettbewerb-nachhaltiges-wirtschaften.html/
  11. Homepage der Mensa auf essbar-mensaimschloss.de.
  12. Schlossgymnasium Homepage des Fördervereins mit Förderprojekten (zuletzt abgerufen am 10. Juli 2019).