Schluchtenzaunkönig

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Schluchtenzaunkönig

Schluchtenzaunkönig (Catherpes mexicanus)

Systematik
Unterklasse: Neukiefervögel (Neognathae)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Familie: Zaunkönige (Troglodytidae)
Gattung: Catherpes
Art: Schluchtenzaunkönig
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Catherpes
S. F. Baird, 1858
Wissenschaftlicher Name der Art
Catherpes mexicanus
(Swainson, 1829)

Der Schluchtenzaunkönig (Catherpes mexicanus) ist eine Vogelart aus der Familie der Zaunkönige (Troglodytidae), die in Kanada, den Vereinigten Staaten und Mexiko verbreitet ist. Der Bestand wird von der IUCN als nicht gefährdet (Least Concern) eingeschätzt.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schluchtenzaunkönig erreicht eine Körperlänge von etwa 13 bis 15 cm bei einem Gewicht von ca. 9 bis 18 g. Der Oberkopf und Nacken sind graubraun mit weißen Flecken, die Schultern und der Rücken rotbraun mit braunen und weißlichen Punkten. Der Bürzel ist kastanienfarben. Die Konturfedern sind kastanienbraun mit dunklen Strichen, die Steuerfedern kastanienbraun mit schwärzlichen Querbinden. Die Ohrdecken sind graubraun und fein weiß gefleckt. Vom Kinn bis zur Brust ist der Schluchtenzaunkönig gräulich weiß, was sich farblich vom kastanienbraunen Bauch abhebt und noch kräftiger an den Unterschwanzdecken ausfällt. Diese sind variabel schwarz und weiß gefleckt. Der relativ lange gebogene Schnabel ist gräulich braun, wobei der Unterschnabel an der Basis blass ist. Die Beine sind matt grauschwarz. Beide Geschlechter ähneln sich. Jungtiere haben ein weniger leuchtendes Gefieder. Die Flecken am Rücken sind nur undeutlich vorhanden.[1]

Verhalten und Ernährung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schluchtenzaunkönig ernährt sich ausschließlich von Wirbellosen, insbesondere von Webspinnen, Käfern, Schnabelkerfen, Ameisen und Termiten. Futter sucht er u. a. in schmalen Felsspalten, wobei ihn dabei seine morphologischen Merkmale wie langer, gekrümmter Schnabel, abgeflachter Schädel und kurze Fußwurzeln unterstützen. Er wurde beobachtet, wie er sich gelähmte Spinnen aus den Nestern der Grabwespen-Art Scelifron cementarium stahl.[1]

Lautäußerungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gesang des Schluchtenzaunkönigs ist ein schönes abnehmendes Getriller, das sich Richtung Ende verlangsamt. Das Ende besteht aus einer prächtigen Serie klarer Pfiffe. Beide Geschlechter singen, doch ist der Gesang des Weibchens normalerweise kürzer und hat lebhafte Übertöne. Die Laute bestehen aus lautem metallischem Summen.[1]

Fortpflanzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schluchtenzaunkönig ist im März im Süden und im späten Juni im Norden in den höheren Höhenlagen in Brutstimmung. Gelegentlich kommt es zu zwei Bruten pro Jahr, sehr selten auch zu drei. Das Nest wird von beiden Geschlechtern gebaut. Es ist ein offener Kelch aus Moos, Wolle. Haaren etc., das er auf gröberen Zweigen anbringt und mit künstlichen Materialien ausschmückt. Dieses kann auch bizarre Ausmaße annehmen. So fand man in einem Nest 1 Kilogramm an Gegenständen, wie Schreibfedern, Büroklammern und anderen ähnlichen Dingen, die er aus einem nahe gelegenen Büro gestohlen hatte. Außerdem baut er das Nest in Felshöhlen oder Felsspalten, zwischen Felsbrocken, in Höhlen oder künstlichen Bauten wie Ruinen. Das Nest wird gelegentlich im gleichen oder nächsten Jahr wiederverwendet. In einer Studie im nördlichen zentralen Colorado wurde das Territorium auf 0,4 bis 2,8 Hektar im Sommer und 0,2 bis 1,9 Hektar im Winter ermittelt. Er legt drei bis sieben Eier, meist aber sechs, häufig auch weniger. Diese glänzen weiß und haben feine rotbraune Sprenkel. Die Bebrütung erfolgt ausschließlich durch das Weibchen, wobei das Männchen dieses am Nest füttert. Die Brutdauer ist 12 bis 19 Tage. Die Nestlinge werden nach 12 bis 19 Tagen flügge. Die ersten zwei Wochen werden die Jungtiere von den Eltern begleitet. Von 28 Nestern, die in Colorado untersucht wurde, waren 22 Aufzuchten erfolgreich und vier weitere eventuell ebenso.[1]

Verbreitung und Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verbreitung (violett) des Schluchtenzaunkönigs

Der Schluchtenzaunkönig bevorzugt Gebiete mit Felsen, wie Canyons, seltener Meeresklippen, aber auch Ruinen. Die nahe Vegetation kann aus Laub- und Nadelwäldern bestehen, die auch gemischt sein können. Er kommt in den trockenen Gebieten im Südwesten der USA und in feuchten Gebieten im Süden von Mexiko vor. Hier bewegt er sich in Höhenlagen von Meeresspiegel bis 3000 Meter in Mexiko. Im Westen der USA ist er normalerweise bis 1850 Meter unterwegs.[1]

Migration[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schluchtenzaunkönig ist überwiegend ein Standvogel, doch kommt es zu Höhenwanderungen bei den nördlichen Populationen. Eine gewisse Mobilität wurde festgestellt, da Vögel in Gebieten wie Saskatchewan, Nebraska und Kansas auftauchten.[1]

Unterarten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es sind acht Unterarten bekannt:[2]

  • Catherpes mexicanus griseus Aldrich, 1946[3] kommt im Südwesten Kanada und dem Nordwesten der USA vor. Sehr ähnlich wie C. m. conspersus, doch weniger rötlich auf der Ober- und Unterseite. Von C. m. punctulatus unterscheidet die Subspezies sich durch blassere Färbung mit mehr gräulicher Tönung.
  • Catherpes mexicanus pallidior Phillips, AR, 1986[4] kommt im nördlichen zentralen und westlich zentralen Gebiet der USA vor. Die Unterart ist blasser als die Nominatform, insbesondere am Oberkopf.[1]
  • Catherpes mexicanus conspersus Ridgway, 1873[5] ist im Südwesten der USA und dem Nordwesten Mexikos verbreitet. Die Subspezies ist kleiner und blasser. Außerdem ist der Schnabel kürzer.[1]
  • Catherpes mexicanus punctulatus Ridgway, 1882[6] kommt im östlichen zentralen Kalifornien vor. Farblich ist die Unterart zwischen C. m. mexicanus und C. m. conspersus. Dabei ist sie etwa so groß wie letztere Unterart.
  • Catherpes mexicanus croizati Phillips, AR, 1986[7] ist im Süden Baja Californias verbreitet. Die Subspezies kleiner und heller in der Färbung als die Nominatform, hat aber eine wärmere rötlich braune Färbung auf der Unterseite.[1]
  • Catherpes mexicanus mexicanus (Swainson, 1829)[8] kommt im zentralen und südlichen Mexikos vor.
  • Catherpes mexicanus meliphonus Oberholser, 1930[9] ist im Nordwesten Mexikos verbreitet. Die Unterart ist kleiner und heller in der Färbung als die Nominatform.[1]
  • Catherpes mexicanus cantator Phillips, AR, 1966[10] kommt im Südwesten Mexikos vor. Die Unterart ist dunkler, ähnelt der Nominatform ist aber kleiner.[1]

Catherpes mexicanus albifrons (Giraud, 1841)[11] wird als Synonym zur Nominatform betrachtet.

Etymologie und Forschungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tafel zur Originalbeschreibung des Schluchtenzaunkönigs

Die Erstbeschreibung des Schluchtenzaunkönigs erfolgte 1829 durch William Swainson unter dem wissenschaftlichen Namen Thryothorus mexicanus. Das Typusexemplar wurde von Roger Morgan (1792–1825/27) in Real del Monte gesammelt und ging in die naturhistorische Sammlung von John Taylor.[8][A 1] Erst 1858 führte Spencer Fullerton Baird die für die Wissenschaft neue Gattung Catherpes ein.[12][A 2] Dieser Name leitet sich von »katherpēs, katherpō καθερπης, καθερπω« für »Kriecher, anschleichen« ab.[13] Der Artname »mexicanus« bezieht sich auf das Land Mexiko.[8] »Griseus, griseum, grisius« ist das lateinische Wort für »grau«[14], »pallidior, pallidioris« für »blasser« von »pallidus, pallere« für »blass, blass sein«[15], »conspersus« für »berieselt, benetzt« von »conspergere« für »berieseln«[16], »punctulatus« für »gepunktet, getüpfelt« von »punctulum, punctum, pungere« für »kleiner Punkz, Punkt, punkten«[17] und »cantator, cantatoris« für »Sänger« von »cantare, canere« für »singen«[18]. »Meliphonus« ist ein griechisches Wortgebilde aus »meli, melitos μελι, μελιτος« für »Honig« und »phōnē, phōneō φωνη, φωνεω« für »Stimme, Laut, sprechen«.[19] »Croizati« ist Léon Camille Marius Croizat (1894–1982) gewidmet.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Donald Eugene Kroodsma, David Brewer: Canyon Wren (Catherpes mexicanus). In: Josep del Hoyo, Andrew Elliott, Jordi Sargatal, David Andrew Christie, Eduardo de Juana (Hrsg.): Handbook of the Birds of the World Alive. Lynx Edicions, Barcelona 4. März 2020 (englisch, hbw.com).
  • James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
  • William Swainson: Zoological illustrations, or, Original figures and descriptions of new, rare, or interesting animals: selected chiefly from the classes of ornithology, entomology, and conchology, and arranged on the principles of Cuvier and other modern zoologists. Band 1. Printed by R. Havell, Jun., Published by Baldwin, Cradock, and Cradock., London 1829 (biodiversitylibrary.org).
  • Allan Robert Phillips: Further systematic notes on Mexican birds. In: Bulletin of the British Ornithologists’ Club. Band 86, Nr. 5, 1966, S. 86–94 (biodiversitylibrary.org).
  • Allan Robert Phillips: The known birds of North and Middle America. Distributions and Variation, Migrations, Changes, Hybrids, etc. 1 (Hirundinidae to Mimidae; Certhiidae). Roberts Rinehart Publisher, Denver 1986, ISBN 0-9617402-0-5.
  • Robert Ridgway: On some new forms of American birds. In: The American Naturalist. Band 7, Nr. 10, 1873, S. 602–619 (biodiversitylibrary.org).
  • Robert Ridgway: Description of some new North American birds. In: Proceedings of the United States National Museum. Band 5, Nr. 285, 1882, S. 343–346 (biodiversitylibrary.org).
  • John Warren Aldrich: New subspecies of birds from Western North America. In: Proceedings of The Biological Society of Washington. Band 59, 25. Oktober 1946, S. 129–136 (biodiversitylibrary.org).
  • Harry Church Oberholser: Notes on a collection of birds from Arizona and New Mexico. In: Scientific Publications of the Cleveland Museum of Natural History. Band 1, Nr. 4, 1930, S. 84–124 (biodiversitylibrary.org).
  • Spencer Fullerton Baird, John Cassin, George Newbold Lawrence: Birds. In: Reports of explorations and surveys, to ascertain the most practicable and economical route for a railroad from the Mississippi River to the Pacific Ocean. Band 9, Nr. 2, 1858, S. 1–1005 (biodiversitylibrary.org).
  • Jacob Post Giraud: A description of sixteen new species of North American birds, described in the Annals of the New York Lyceum of Natural History. G.F. Nesbitt, New York 1841 (biodiversitylibrary.org).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schluchtenzaunkönig (Catherpes mexicanus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j k Donald Eugene Kroodsma u. a.
  2. IOC World Bird List Dapple-throats, sugarbirds, fairy-bluebirds, kinglets, hyliotas, wrens, gnatcatchers
  3. John Warren Aldrich (1946), S. 131.
  4. Allan Robert Phillips (1986), S. 169.
  5. Robert Ridgway (1873), S. 603.
  6. Robert Ridgway (1882), S. 343.
  7. a b Allan Robert Phillips (1986), S. 170.
  8. a b c William Swainson (1829), Tafel 11 & Text.
  9. Harry Church Oberholser (1930), S. 95.
  10. Allan Robert Phillips (1966), S. 86.
  11. Jacob Post Giraud (1841), S. 31, Tafel 8.
  12. Spencer Fullerton Baird, S. 356.
  13. James A. Jobling, S. 94.
  14. James A. Jobling, S. 179.
  15. James A. Jobling, S. 289.
  16. James A. Jobling, S. 117.
  17. James A. Jobling, S. 324.
  18. James A. Jobling, S. 89.
  19. James A. Jobling, S. 249.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Swainson scheint hier irrtümlich die Namen verwechselt zu haben.
  2. Baird kategorisierte C. m. mexicanusin die neue Gattung ein und grenzte diesen vom Felsenzaunkönig (Salpinctes obsoletus) ab.