Schmalspurbahn Frýdlant v Čechách–Heřmanice

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Frýdlant v Čechách–Heřmanice
Streckenlänge:10,617 km
Spurweite:750 mm (Schmalspur)
Maximale Neigung: 25 
Minimaler Radius:100 m
Höchstgeschwindigkeit:40 km/h
0,000 Frýdlant v Čechách früher Friedland in Böhmen
0,645 Pardubice–Zawidów und Frýdlant–Jindřichovice pod Smrkem
1,461 vlečka TOTEX
1,670 Frýdlant v Čechách zastávka (ab 1957)
3,858 Kunratice u Frýdlantu früher Kunnersdorf (b Friedland)
6,811 Dětřichov u Frýdlantu früher Dittersbach (b Friedland)
8,870 vlečka Severočeský průmysl kamene n.p.
9,010 Heřmanice zastávka früher Hermsdorf (b Friedland) Hst
10,467 Heřmanice früher Hermsdorf (b Friedland)
10,617 Staatsgrenze TschechienPolen
nach Zittau (vorm. K. Sächs. Sts. E.B.)

Quellen: [1]

Die Schmalspurbahn Frýdlant v Čechách–Heřmanice war eine Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 750 mm im heutigen Tschechien, die ursprünglich von den Friedländer Bezirksbahnen (FrBB) erbaut und betrieben wurde. Die Strecke verlief von Frýdlant v Čechách (Friedland in Böhmen) zur Landesgrenze bei Heřmanice u Frýdlantu (Hermsdorf in Böhmen) und hatte dort Anschluss an die Schmalspurbahn Zittau–Reichenau–Hermsdorf in Sachsen. Im Jahr 1984 wurde die seit Januar 1976 verkehrslose Strecke stillgelegt und 1996 abgebaut.

Heute ist die Strecke in Tschechien als Heřmanička (deutsch etwa: Hermsdorfer Bähnle) bekannt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1864 bestand ein Projekt, die Löbau–Zittauer Eisenbahn in Richtung Friedland und weiter ins schlesische Liegnitz (heute: Legnica/Polen) fortzusetzen. Aus finanziellen Gründen kam es jedoch nicht zum Baubeginn. Den ersten Eisenbahnanschluss erhielt Friedland dann 1875 durch die k.k. priv. Süd-Norddeutsche Verbindungsbahn (SNDVB) von Pardubitz über Reichenberg bis zur Landesgrenze bei Seidenberg.

Im Jahre 1884 entstand in Sachsen eine Schmalspurbahn, die von Zittau über Reichenau nach Markersdorf führte. Schon bald entstanden Pläne, diese Linie bis Friedland fortzuführen.

Grenzbahnhof Hermsdorf; im Vordergrund Güterwagen der K. Sächs. Sts. EB. (um 1900)
Parallele Gleise auf einem Privatgrundstück in Dětřichov (2011)

Grundlage für den Weiterbau der Strecke nach Österreich war schließlich ein Staatsvertrag zwischen Österreich-Ungarn und Sachsen vom 27. November 1898. Er trat mit dem Austausch der Ratifikationsurkunden am 25. Jänner 1899 in Wien in Kraft. Dabei verpflichtete sich die sächsische Regierung, die eigene Anschlussstrecke „tunlichst gleichzeitig mit der österreichischen Anschlußstrecke in Betrieb zu setzen“. Einzigartig für eine öffentliche Bahn in Österreich war die Spurweite von 750 mm, in der die neue Bahn errichtet werden sollte. Für den Grenzbahnhof war ein Standort in „unmittelbarer Nähe der Grenze“ bei Hermsdorf in Böhmen vorgesehen. Dieser Bahnhof sollte auch Sitz des Grenzzollamtes sein. Zudem enthielt der Vertrag die Vereinbarung, dass mindestens zwei Personenzüge täglich in beiden Richtungen über die Landesgrenze verkehren sollten.[2]

Am 15. Februar 1899 erhielt der Bezirksausschuss in Friedland die Konzession „zum Baue und Betriebe einer als schmalspurige Localbahn auszuführenden Locomotiveisenbahn von der Station Friedland der Süd-Norddeutschen Verbindungsbahn bis zur Reichsgrenze nächst Hermsdorf“.[3]

Am 25. August 1900 wurde die Strecke eröffnet. Gleichzeitig nahm auch die sächsische Anschlussstrecke Markersdorf–Hermsdorf ihren Betrieb auf. Um auch den Ort Dittersbach bedienen zu können, entstand dort ein Kopfbahnhof, an dem die Lokomotiven vor der Weiterfahrt ans andere Zugende wechseln mussten. Die Gleise beider Richtungen verliefen dort etwa einen Kilometer parallel nebeneinander. Wegen des grenzüberschreitenden Verkehrs besaßen alle Fahrzeuge die in Sachsen übliche Heberleinbremse und Trichterkupplung.

Im Jahr 1912 wies der Fahrplan der Lokalbahn täglich vier gemischte Zugpaare 2. und 3. Klasse zwischen Friedland und Hermsdorf aus. Sonn- und feiertags verkehrte ein weiteres. Sie benötigten für die elf Kilometer lange Strecke etwa 35 Minuten.[4]

Nach der Angliederung des Sudetenlandes an Deutschland im Oktober 1938 kam die Strecke zur Deutschen Reichsbahn, Reichsbahndirektion Dresden. Im Reichskursbuch vom Sommer 1939 war die Verbindung als Kursbuchstrecke 135r Friedland (Böhm)–Hermsdorf (b Friedland) enthalten.[5] Betrieblich blieb die Strecke eigenständig, es verkehrten auch weiterhin keine durchgehenden Reisezüge zwischen Zittau und Friedland. Lediglich der Fahrplan wurde später so angepasst, dass die meisten Züge nun in Hermsdorf unmittelbaren Anschluss von und nach Zittau hatten.

Bis 1941 wurden die Brücken verstärkt, sodass fortan wie in Sachsen regelspurige Wagen auf Rollfahrzeugen befördert werden konnten. Bis 1944 wurden zudem die Gleise für höhere Achslasten ausgebaut, sodass auch die in Zittau beheimateten schweren sächsischen Lokomotiven auf der Strecke zugelassen waren. Dafür wurde das Material des abgebauten zweiten Gleises zwischen Bertsdorf und Oybin verwendet.

Im Mai 1945 kam die Strecke wieder zu den ČSD. Infolge der Ausweisung der deutschsprachigen Bevölkerung im Bahngebiet wurde der Reiseverkehr am 22. September 1947 wegen Unrentabilität eingestellt.

Bahnhof Heřmanice (2009)

Am 28. Mai 1951 wurde der Güterverkehr zur Bedienung des Steinbruches der Severočeský průmysl kamene n.p. (vormals Schotterwerke Supich & Co KG) in Heřmanice wieder aufgenommen. Ab 14. Juli 1957 verkehrten dann auch wieder Reisezüge.

Der Güterverkehr wurde am 13. Juni 1964 mangels Bedarfs eingestellt.

Der Jahresfahrplan von 1969/70 verzeichnete werktags sechs Personenzugpaare zwischen Frydlant und Heřmanice. Von Montag bis Freitag verkehrte nachmittags ein weiteres für den Schülerverkehr bis Dětřichov und zurück. Die Züge benötigten für die Gesamtstrecke 47 Minuten, und damit über zehn Minuten mehr, als zur Eröffnung.[6]

Die letzten Reisezüge verkehrten am 13. Januar 1976. In den Folgejahren war die Strecke auch weiterhin noch im Kursbuch der ČSD enthalten, alle Züge verkehrten als Schienenersatzverkehr mit Bussen der ČSAD. Die offizielle Stilllegung der Strecke erfolgte dann 1984. Die Gleise wurden 1997 abgebaut.

Fahrzeugeinsatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lokomotiven[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine solche Lokomotive vom Typ HF130C diente ab 1948 in Frýdlant als Rangierlokomotive (2009)

Die FrBB beschafften für ihre Schmalspurbahn drei Schmalspurlokomotiven mit den Nummern 11 bis 13 von Krauss in Linz, die weitestgehend der bekannten Reihe U der kkStB glichen. Die ČSD reihte die Lokomotiven später in die Reihe U 37.0 ein und gab ihnen die Betriebsnummern U 37.007 – 009. Die Lokomotive U 37.008 (ehem. Nr. 12) blieb erhalten und dient heute als Ersatzteilspender für die Museumslokomotive U 37.002 in Jindřichův Hradec.

U 37.007 (ehem. Nr. 11) befand sich als 99 791 im April 1945 zur Instandsetzung im Raw Chemnitz und verblieb nach Kriegsende bei den Schmalspurbahnen in Sachsen. Sie kam dann auf der Schmalspurbahn Hetzdorf–Eppendorf–Großwaltersdorf zum Einsatz, gelangte später zu den Prignitzer Kreiskleinbahnen, wurde dort in 99 4712 umgezeichnet und 1965 ausgemustert.

Ab 1944 durften auch die schweren sächsischen Lokomotiven der DR-Baureihe 99.65-71 und DR-Baureihe 99.73-76 von Zittau aus bis Friedland fahren. Die Lokomotive 99 702 verblieb nach 1945 in Frýdlant. Sie wurde dann ab 1948 von den ČSD als U 58.001 auf der Schmalspurbahn Třemešná ve Slezsku–Osoblaha eingesetzt[7]. 1957 kam sie allerdings wieder nach Frýdlant zurück. Sie wurde dann noch bis 1960 im Zugverkehr verwendet und 1962 ausgemustert.[8]

Ab 1948 verwendete die ČSD eine frühere deutsche Heeresfeldbahnlokomotive des Typs HF 130 C als Rangierlokomotive in Frýdlant. Die von den ČSD als T 36.001 bezeichnete Lokomotive wurde 1954 als Werklokomotive zur Zementfabrik Královodvorské cementárny in Beroun abgegeben.

Ab 1958 setzte die ČSD dann fabrikneue Diesellokomotiven T 47.0 auf der Strecke ein. Im Reisezugverkehr kamen jedoch vorerst weiter Dampflokomotiven zum Einsatz, da die neuen Lokomotiven keine Heizeinrichtung besaßen. Erst 1964 konnte deshalb die letzte Dampflokomotive ausgemustert werden.

Wagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wagen 804 der FOD als DR 97-44-08 in Putbus (2013)

Die von der FrBB zur Eröffnung beschafften Reisezug- und Güterwagen entsprachen der damaligen österreichischen Bauart, wie sie von der Grazer Waggonfabrik zur gleichen Zeit auch für die Schmalspurbahnen mit bosnischer Spur in der österreichischen Reichshälfte gebaut wurden. Lediglich eine Serie offener vierachsiger Güterwagen, die 1931 von der Waggonfabrik Bohemia in Böhmisch Leipa für den Schottertransport geliefert wurden, entsprachen in ihrer Bauart weitgehend den zeitgenössigen sächsischen Fahrzeugen. Für den Übergang regelspuriger Wagen auf die Schmalspurbahn wurden ab 1904 Rollböcke eingesetzt. Die DR führte 1941 stattdessen die in Sachsen üblichen Rollfahrzeuge ein.

Nach 1945 verblieben verschiedene sächsische Wagen auf der Strecke, demgegenüber verblieb ein Teil der früheren FrBB-Wagen im Bestand der DR in Zittau. Ein Teil der sächsischen Personenwagen gelangte später nach Südböhmen auf die Strecken Jindřichův Hradec–Obrataň und Jindřichův Hradec–Nová Bystřice. Sie wurden dort bis Ende der 1970er Jahre im Reisezugverkehr verwendet.

Im Jahr 1966 beschaffte die ČSD fünf neue Personenwagen der Bauart Balm (u) von ČKD Tatra in Prag, die bis zur Verkehrseinstellung im Januar 1976 eingesetzt wurden. Auch diese Wagen kamen zu den beiden südböhmischen Strecken und sind heute dort noch vorhanden.

Spolek Frýdlantské okresní dráhy[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Museum befindet sich im früheren Heizhaus der FrBB im Bahnhof Frýdlant. Rechts steigt die gleislose Trasse der Schmalspurbahn an und führt über die Brücke im Hintergrund (2016)

Am 10. September 2004 gründete sich in der Verein Spolek Frýdlantské okresní dráhy, der die Strecke als Museumsbahn wieder aufbauen möchte. Sitz des Vereines ist das frühere Heizhaus der Schmalspurbahn im Bahnhof Frýdlant v Čechách. Dort konnte am 28. Juni 2008 ein kleines Museum zur Geschichte der Bahn eingerichtet werden. Die Bemühungen zum Wiederaufbau der Strecke erstreckten sich bislang nur auf den dortigen Bahnhofsbereich, wo einige Gleise und der Bahnsteig wieder hergerichtet wurden.

Im November 2020 konnte Oberbaumaterial von AŽD Praha übernommen werden, das von der Sanierung der Bahnstrecke Čížkovice–Obrnice stammt. Damit sollen 400 Meter Streckengleis bis zum Museum wieder aufgebaut werden.[9]

Im August 2022 genehmigte das Parlament des Liberecký kraj eine finanzielle Förderung in Höhe von 3,4 Millionen Kronen für den Kauf der vom Verein genutzten Gebäude und Flächen durch die Mikroregion. Sie sollen dann unentgeltlich dem Verein zur Nutzung übergeben werden.[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Luděk Čada: Úzkorozchodná místní dráha Frýdlant v Čechách – Heřmanice. Vydavatelství dopravní literatury R. Sedláček, Litoměřice 2000, ISBN 80-902706-2-X.
  • Wilfried Rettig: Eisenbahnen im Dreiländereck Ostsachsen (D)/Niederschlesien (PL)/Nordböhmen (CZ) – Teil 2: Neben-, Klein- und Schmalspurbahnen, Bahnbetriebs- und Ausbesserungswerke, Bahnpost, EK-Verlag, Freiburg 2011, ISBN 978-3-88255-733-6; S. 72–78

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schmalspurbahn Frýdlant v Čechách–Heřmanice – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zdeněk Hudec u. a.: Atlas drah České republiky. 2006–2007. Hrsg.: Verlag Pavel Malkus. 2. Auflage. Pavel Malkus, Praha 2006, ISBN 80-87047-00-1 (tschechisch).
  2. Staatsvertrag zwischen Österreich-Ungarn und Sachsen, betreffend mehrere Eisenbahnanschlüsse an der österreichisch-sächsischen Landesgrenze vom 14. März 1885
  3. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder vom 28. Februar 1899
  4. Fahrplan 1912 der kkStB – gültig ab 1. Mai 1912
  5. Deutsches Kursbuch Sommer 1939
  6. Jahresfahrplan 1969/70 der ČSD
  7. TŘEMEŠNÁ VE SLEZSKU - OSOBLAHA (Memento vom 18. März 2019 im Internet Archive)
  8. Karel Just: Parní lokomotivy na úzkorozchodných tratích ČSD. Vydavatelství dopravní literatury, Litoměřice, 2001 S. 120
  9. „Nadšenci křísící frýdlantskou úzkorozchodnou dráhu získali kolejnice od AŽD Praha“ auf zdopravy.cz
  10. „Frýdlantské okresní dráhy budou ve svém, kraj přispěje na odkup budov“ auf zdopravy.cz

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