Schmuckuhr

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Johannes Reinbold: Halsuhr mit Wecker, Strassburg, um 1600, Sammlung Deutsches Uhrenmuseum, Furtwangen.

Der Begriff Schmuckuhr (früher auch Phantasieuhr) ist ein umgangssprachlicher, selten fachspezifisch benutzter Sammelbegriff für Uhren, deren Gestaltung wesentlich durch eine Mode beeinflusst wird. Die Zeitanzeige, als eigentliche Hauptfunktion der Uhr, tritt bei Schmuckuhren hinter die Bedeutung als modisches Accessoire zurück.

In der heutigen Zeit ist der Begriff leicht abwertend besetzt, da er oft für geringwertige Modeuhren aus Massenproduktion verwendet wird. Gerade aber im Bereich der Luxusuhren gibt es eine Vielzahl hochwertiger Schmuckuhren, beispielsweise das Damenmodell „Happy Diamonds“ der Uhrenmanufaktur Chopard.

Historisches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 17. und 18. Jahrhundert entstanden erste kunstvoll gestaltete Schmuckuhren aus dem Zusammenwirken von Uhrmachern und dem Kunsthandwerk. Hochwertig gearbeitete Gegenstände des täglichen Lebens, wie Parfüm-Flakons, Döschen, Salz- und Essigfäßchen, Etuis, Spazierstöcke und dergleichen wurden mit kleinen Uhrwerken versehen und überreich verziert. Damit konnte der Wunsch der wohlhabenden Kundschaft nach Extravaganz und Betonung der gesellschaftlichen Stellung gedeckt werden.

Ein Zentrum der Schmuckuhrenproduktion des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts war das im Zeitalter der Aufklärung zu Wohlstand gelangte Genf. Es genoss international geltenden Ruf durch die Herstellung von luxuriösen Uhren und hervorragender Emaillemalerei. Noch unter dem Einfluss napoleonischer Mode stehend, verbanden die von europäischen Höfen zurückkehrenden Meister der „Genfer Schule“ beide Gewerke zu künstlerischer und technischer Vollendung. So wurden Uhrwerke in silberne Hasen, in Phantasievögel und aus Bergkristall geschnittene Muscheln eingesetzt. Gehäuse wurden guillochiert und ziseliert oder mit Perlen besetzt.[1]

Viele Taschenuhren wurden für den orientalischen Markt, vor allem für China, Indien, Persien und die Türkei produziert. Auch hier zeigt sich der direkte Einfluss der jeweiligen landestypischen Moden auf die Gestaltung der Schmuckuhren. „Chinesische“ Uhren waren im Allgemeinen rund, groß und schwer. Sie wurden oft mit Spiel- und Glockenwerken ausgestattet. Die Emaillemalerei zeigte abendländische Szenen, keine chinesischen. Uhren für den türkischen Markt hingegen waren kleiner, mit Girlanden und türkischen Zifferblätter verziert, das Emaille mit Moscheen und Minaretten bemalt.[1]

In der Zeit der Neogotik und Neorenaissance des späten 19. Jahrhunderts verloren die Schmuckuhren an gestalterischer Qualität und Bedeutung.

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • George Frederick Kunz: Early Artistic Watches. In: The monthly Illustrator. Band 11, 1895, S. 313–320.
  • Johann Willsberger: Zauberhafte Gehäuse der Zeit [...]. Econ, Düsseldorf 1974, ISBN 3-430-19665-5.
  • Reinhard Meis: Die Alte Uhr, Bd. 2. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1978. S. 261–263
  • Osvaldo Patrizzi, Fabien X. Sturm: Schmuckuhren 1790-1850 [...]. Callwey, München 1981, ISBN 3-7667-0563-6.
  • Hans Nadelhoffer: Cartier – König der Juweliere, Juwelier der Könige. Herrsching 1984.
  • Hans Nadelhoffer: Cartier – Die Uhr als Juwel. In: Alte Uhren. Heft 2, 1985, S. 9–26.
  • Antiquorum: The Art of Breguet. An Important Collection of 204 Watches, Clocks and Wristwatches. [...]. Genf (CH) 1991.
  • Jan H. Leopold, Clare Vincent: An Extravagant Jewel – The George Watch. In: Metropolitan Museum Journal. Band 35, 2000, S. 7 und 137–149.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Osvaldo Patrizzi, Fabien X. Sturm: Schmuckuhren 1790-1850. Callwey, München 1981, ISBN 3-7667-0563-6

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chopard Holdig: Happy Diamonds 150th Anniversary Edition