Schneller-Altar

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Der Schneller-Altar war ein Altar in der Kapelle des „Syrischen Waisenhauses“ in Westjerusalem. Seine Errichtung wurde 1911 in Köln beschlossen; 2009 wurde der bis dahin verschollene Altar wiedergefunden und in der Himmelfahrtkirche auf dem Ölberg in Ostjerusalem neu aufgestellt.

Die Kapelle des Syrischen Waisenhauses im Jahr 1935 mit dem Altargemälde Georg Bickels

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 12. Juni 1910 wurden Gebäude und Kapelle des Syrischen Waisenhauses in Jerusalem durch ein Feuer verwüstet. Mit Hilfe zahlreicher Spenden, auch des deutschen Kaiserpaares, konnte die Anstaltskirche am 12. November 1911 wieder eingeweiht werden. Zentrales Objekt war der Altar aus Jerusalemer Kalkstein, der von Orientgemeinden in Alexandria, Beirut, Kairo, Haifa und Jaffa gestiftet worden war. Daran angebracht war eine bunte Mosaikeinlage, deren Montage der Berliner Architekt Otto March persönlich überwachte.[1]

Im Jahr 1939 wurde das Syrische Waisenhaus von den Behörden der britischen Mandatsmacht geschlossen. Gelände und Gebäude dienten zunächst der englischen und ab 1948 der israelischen Armee als Militärlager („Schneller-Camp“). Nahezu die komplette Inneneinrichtung wurde aus- und Anfang der 1960er Jahre in die Christus-Kirche an der Theodor-Schneller-Schule in Amman eingebaut. Der Altar durfte gemäß israelischem Gesetz als „Antiquität“ nicht außer Landes gebracht werden. Er wurde mit einem Holzverschlag ummantelt und vergessen.[1]

2009 sollte das Gebäude an einen Investor verkaufen werden, und bei einer Begehung wurde der Altar gefunden. Er wurde in der wilhelminischen Himmelfahrtkirche auf dem Ölberg, Bestandteil der Auguste-Victoria-Stiftung, neu aufgestellt. Sein Mosaikschmuck war jedoch weitgehend verschwunden oder beschädigt. Anfang 2011 konnte der Kölner Udo W. Hombach den Mosaikgestalter Helmut Mencke aus Schulzendorf bei Berlin für die Restaurierung der Mosaiken am Altar gewinnen. Bei den Planungen dafür begleitete er ihn; sie erfassten die Schäden und entwarfen ein Procedere. Zusätzlich recherchierte Hombach die Geschichte des Altars und seines Mosaikschmucks. Das führte zu der Entdeckung, dass die Geschicke des Syrischen Waisenhauses und die heute noch existierenden „Schneller-Schulen“ im Libanon und in Jordanien 80 Jahre lang von Köln aus gelenkt wurden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jakob Eisler et al.: Deutsche im Heiligen Land. Der deutsche Beitrag zum kulturellen Wandel in Palästina. Landeskirchliches Archiv Stuttgart, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-00-015528-4.
  • Jakob Eisler/Arno G. Krauß: Bibliographie (und Biographien) der Familie Schneller. Das Syrische Waisenhaus in Jerusalem. Stuttgart 2006.
  • Roland Löffler: Protestanten in Palästina. Offizin Scheufele, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-923107-36-0.
  • Hermann Ehmer: Das Syrische Waisenhaus und die „Dynastie“ der SCHNELLERs. In: Jakob Eisler (Hrsg.): Deutsche in Palästina und ihr Anteil an der Modernisierung des Landes (= Herbert Nehr/Dieter Vieweger [Hrsg.]: Abhandlungen des deutschen Palästina-Vereins. Band 36). Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-447-05826-1, S. 58–70.
  • Gil Gordon: Zwischen Schutt und Vogeldreck. Abbau und Konservierung des Altars aus dem Syrischen Waisenhaus. In: Jerusalem. Gemeindebrief-Stiftungsjournal. Jerusalem September 2010.
  • Arno G. Krauß: Historischer Schneller-Altar nach 70 Jahren wieder in Dienst gestellt. Marmor-Altar aus dem Syrischen Waisenhaus steht jetzt auf dem Ölberg. In: Schneller-Magazin. November 2010.
  • Udo W. Hombach: Einhundert Jahre Mosaiken am Schneller-Altar in Jerusalem. In: Jahrbuch für Evangelische Kirchengeschichte des Rheinlands. Düsseldorf Juli 2012, S. 297–305.
  • Udo W. Hombach: Zwischen Köln, Berlin und Jerusalem der Mosaikschmuck am Schneller-Altar; Hintergründe im Rheinland. In: Rheinische Heimatpflege, Heft 2. Köln Juni 2015, S. 123–132.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Schneller – Magazin für christliches Leben im Nahen Osten. (Memento vom 16. November 2019 im Internet Archive) 4/2010. S. 22.