Schwarzes Kopfried

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Schwarzes Kopfried

Schwarzes Kopfried (Schoenus nigricans)

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Sauergrasgewächse (Cyperaceae)
Gattung: Kopfried (Schoenus)
Art: Schwarzes Kopfried
Wissenschaftlicher Name
Schoenus nigricans
L.

Das Schwarze Kopfried (Schoenus nigricans),[1] auch Kopfbinse oder Schwärzliche Kopfbinse genannt[2], ist eine Pflanzenart in der Gattung Kopfried (Schoenus) innerhalb der Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Es ist kosmopolitisch verbreitet.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schwarzes Kopfriet (Schoenus nigricans)
Blütenstand
Schwarzes Kopfried auf den Shetland-Inseln
Schwarzes Kopfried auf steinigem Biotop in Südafrika

Das Schwarze Kopfried ist ein überwinternd grüne,[1] ausdauernde krautige Pflanze. Die binsenartige Pflanze erreicht Wuchshöhen zwischen 20 und 80 Zentimetern und wächst in triebreichen und festen Horsten, die ihrerseits dichte Rasen bilden können. Die runden, blau- bis graugrünen Stängel wachsen starr aufrecht, später überhängend und sind nur am Grund beblättert. Die Blattscheiden sind lang, schwarz- oder gelbbraun und glänzend. Die Laubblätter sind sehr schmal borstlich und rau. Das untere der ein bis zwei Hüllblätter überragt den Blütenstand deutlich.

Der endständige Blütenstand besteht aus fünf bis zwanzig kopfartig zusammengezogenen, kurz gestielten, zwei- bis siebenblütigen Ährchen. Die Ährchen sind lanzettlich und 8 bis 12 Millimeter lang. Die Einzelblüten sind zwittrig, die oberen sind zuweilen männlich. Sie tragen je ein bis sechs kurze, behaarte, bräunliche Perigonborsten. Diese sind deutlich kürzer als die Frucht. Die Spelzen sind zweireihig angeordnet. Sie sind lanzettlich, spitz und stark gekielt, schwarzbraun gefärbt und erreichen eine Länge zwischen 5 und 7 Millimeter. Der Kiel und der Rücken sind rau. Der Griffel ist am Grunde verdickt. Die weiße Frucht ist stumpf dreikantig und bis zu 1,5 Millimeter lang.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 44 oder 54.[3]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Schwarzen Kopfried handelt es sich um einen helomorphen Hemikryptophyten.[1] Das Schwarze Kopfried ist eine Volllichtpflanze.

Die Bestäubung erfolgt durch den Wind (Anemophilie).[1]

Die Ausbreitung der Diasporen erfolgt durch den Wind, durch Klettausbreitung, die Früchte werden aber auch von Tieren verschleppt oder Selbstausbreitung.[1]

Verbreitung und Standort[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Schwarze Kopfried ist in Europa, Vorder- und Zentralasien, Afrika sowie in der Neuen Welt weitverbreitet. In Amerika kommt es in Kalifornien, Nevada, Florida, Texas, New Mexico, Mexiko, Belize, Honduras, Nicaragua, Kuba, und in der Dominikanischen Republik vor.[4] In Europa erstreckt sich sein Verbreitungsgebiet vom Mittelmeerraum bis Island, England und Schottland, bis Dänemark, im Ostseegebiet auf den Inseln tritt es bis 59° nördlicher Breite auf[5], hat aber sogar Vorkommen auf Spitzbergen.[4] In Norwegen ist die Art ausgestorben.[4]

In Deutschland liegt der Verbreitungsschwerpunkt vor allem im Alpenvorland, kleinere Vorkommen gibt es im Oberrheingebiet, auf den Ostfriesischen Inseln und im Norddeutschen Tiefland.[5] Weitere, großteils erloschene Vorkommen gibt es in der Mittelgebirgszone.[1] In den Alpen steigt es bis zur Waldgrenze auf.[6] Es erreicht in Graubünden bei Susch 1500 Meter, im Kanton Wallis bei Thyon 2000 Meter.[7]

In Mitteleuropa wächst es in Kalkflachmooren, an Ufern, Quellhängen,[6] in Pfeifengraswiesen auf nassen, mehr oder weniger lehmigen, kalkreichen Tuff- und Torfböden. Sein ökologischer Schwerpunkt liegt auf kalkreichen, stickstoffarmen bis stickstoffärmsten, nassen, oft überschwemmten Böden mit oft schlechter Luftführung.[6]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4+w+ (nass aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 5 (basisch), Temperaturzahl T = 3+ (unter-montan bis ober-kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch), Salztoleranz = 1 (tolerant).[2]

Das Schwarze Kopfried tritt in verschiedenen Kalk-Zwischenmoor-Gesellschaften auf. Typische Begleiter des Schwarzen Kopfrieds im Schoenetum nigricantis W.Koch 1926 (= Orchido-Schoenetum nigricantis Oberd. 1957) sind die Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris), die Armblütige Sumpfbinse (Eleocharis quinqueflora), das Breitblättrigen Wollgras (Eriophorum latifolium) sowie das Gemeine Fettkraut (Pinguicula vulgaris). Kommt das Schwarze Kopfried gemeinsam mit seiner Schwesterart, dem Rostroten Kopfried (Schoenus ferrugineus), auf, bilden beiden Arten oft einen Hybriden, das Bastard-Kopfried (Schoenus ×scheuchzeri), der dann meist häufiger als seine Elternarten auftritt. An der Nordseeküste gedeiht das Schwarze Kopfriet auch im Junco-Schoenetum.[3]

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kopfriedbestände sind für die landwirtschaftliche Nutzung uninteressant, denn das Schwarze Kopfried ist kein schmackhaftes Futter, und für die Verwendung als Streu wird es nicht hoch genug. Dem ist es zu verdanken, dass Standorte des Kopfrieds da und dort ungestört erhalten wurden, und mit ihnen ihre meist interessante Begleitflora.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • Jürke Grau, Bruno P. Kremer, Bodo M. Möseler, Gerhard Rambold, Dagmar Triebel: Gräser. Süßgräser, Sauergräser, Binsengewächse und grasähnliche Familien Europas (= Steinbachs Naturführer). Neue, bearb. Sonderausgabe. Mosaik, München 1996, ISBN 3-576-10702-9.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 7., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1994, ISBN 3-8252-1828-7.
  • Fritz Runge: Die Pflanzengesellschaften Mitteleuropas. Eine kleine Übersicht. 8./9. verbesserte und vermehrte Auflage. Aschendorff, Münster 1986, ISBN 3-402-04383-1.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Schwarzes Kopfried. auf FloraWeb.de
  2. a b Schoenus nigricans L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 14. September 2023.
  3. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 166.
  4. a b c Datenblatt Schoenus nigricans bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  5. a b Georg Philippi: Cyperaceae. In: Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi, Arno Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 8: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklassen Commelinidae Teil 2, Arecidae, Liliidae Teil 2): Juncaceae bis Orchidaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1998, ISBN 3-8001-3359-8, Schoenus, S. 95–97.
  6. a b c d Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 5: Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X, S. 238.
  7. Wolfram Schultze-Motel: Familie Cyperaceae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band II, Teil 1, S. 72–73. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1980, ISBN 3-489-54020-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schwarzes Kopfried (Schoenus nigricans) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien