Schweizer Truppen in portugiesischen Diensten

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Wappen von König Joseph I. aus dem Hause Braganza
Wilhelm zu Schaumburg-Lippe

Der Einsatz 1762–1763 der beiden Schweizer Truppen in portugiesischen Diensten im Siebenjährigen Krieg endete unrühmlich. Beide Kommandanten landeten vor dem Richter: der eine wegen Unterschlagung, der andere wegen Desertion.

Schweizer Truppen in fremden Diensten hiess der von Behörden der Eidgenossenschaft mit Staatsverträgen geregelte Solddienst von geführten, ganzen Truppenkörpern im Ausland. Diese Verträge enthielten ein Kapitel, das die militärischen Angelegenheiten regelte: die sogenannte Kapitulation oder Privatkapitulation, wenn einer der Vertragspartner ein privater Militärunternehmer war.

Übersicht der Schweizer Truppen in portugiesischen Diensten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Haus Braganza
Könige von Portugal und Algarve 1640–1853
Kaiser von Brasilien 1822–1889
# Bezeichnung Jahr
Joseph I.
König von Portugal und Algarve 1750–1777
1 (1) Bataillon Thormann 1762–1763
2 (2) Bataillon Saussure 1762–1763

Der spanische Invasionsversuch in Portugal 1762[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter dem Haus Braganza war das Königreich Portugal immer mehr unter den Einfluss Grossbritanniens geraten. Im Siebenjährigen Krieg 1756–1763, in dem es sich lange neutral verhalten konnte, geriet es dadurch in Opposition zu den spanischen und französischen Bourbonen.

König Joseph I. hatte andere Interessen als die Regierungsgeschäfte und überliess diese weitgehend dem Premierminister Marquês de Pombal.

Dieser beauftragte beim spanisch-französischen Angriff 1762 auf Portugal den Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe mit der Führung der portugiesisch-britischen Truppen. Schaumburg-Lippe gelang es mit aussergewöhnlichem strategischen Geschick, trotz zahlenmässiger Unterlegenheit seiner Streitmacht, die spanische Invasion von Portugal abzuwenden.

Unter seinen Truppen befanden sich auch zwei Schweizer Bataillone[1], die dann allerdings unter unrühmlichen Umständen entlassen wurden.

Bezeichnung,
Einsatzdauer
(1) Bataillon Thormann[1] 1762–1763
Jahr,
Vertragspartner
1762, Dekret von Marquês de Pombal mit der Bewilligung der von Wilhelm von Schaumburg-Lippe abgeschlossenen Privatkapitulation[A 1] mit den Bataillonskommandanten für zwei Bataillone mit Schweizer Söldnern.
Bestand,
Formation
1 Bataillon von 809 Mann mit 4 Kompanien aus Schweizern und 4 Kompanien mit deutschen und ungarischen Söldnern, der Bataillonsstab bestehend aus je einem Obersten, Oberstleutnant, Major, Quartiermeister, Auditor, Grossprevost, Adjutant, Kaplan, Chirurgmajor und Tambourmajor. Als Kompaniekader dienten je ein Kapitänleutnant, Leutnant, Unterleutnant, Fähnrich, vier Feldweibel, je ein Fourier, Fahnenträger, Sekretär, sechs Wachtmeister, sechs Korporale, vier Trommler und ein Pfeifer[2].
Besitzer,
Kommandant,
Namensgeber
1762, Oberst Gabriel Thormann[3] aus Bern.
Herkunft Kader,
Truppe
k. A.
Einsatz,
Ereignisse
Das Bataillon bildete zusammen mit der anderen Schweizer Truppe das Regiment Reais Suiços[4] (deutsch: Regiment Königliche Schweizer) im portugiesisch-britischen Heer von Schaumburg-Lippe bei dessen erfolgreicher Abwehr der spanischen Invasion Portugals.

Thormann wurde wegen Unterdrückung und Erpressung von Offizieren und Soldaten sowie der Unterschlagung von Zahlungen für Sold und Ausrüstung zum Tod am Strang verurteilt. Nach deren Rückgabe wurde er begnadigt[A 1] und desertierte später. Auf Grund dessen und anderer Disziplinlosigkeiten der Truppe wurde das Bataillon 1763 durch einen Erlass von de Pombal entlassen.

Gabriel Thormann starb 1779 in Bern mit beschädigtem Ruf[A 2].

Bezeichnung,
Einsatzdauer
(2) Bataillon Saussure[1] 1762–1763
Jahr,
Vertragspartner
1762, Dekret von Marquês de Pombal mit der Bewilligung der von Wilhelm von Schaumburg-Lippe abgeschlossenen Privatkapitulation[A 1] mit den Bataillonskommandanten für zwei Bataillone mit Schweizer Söldnern.
Bestand,
Formation
1 Bataillon von 809 Mann mit 4 Kompanien aus Schweizern und 4 Kompanien mit deutschen und ungarischen Söldnern, der Bataillonsstab bestehend aus je einem Obersten, Oberstleutnant, Major, Quartiermeister, Auditor, Grossprevost, Adjutant, Kaplan, Chirurgmajor und Tambourmajor. Als Kompaniekader dienten je ein Kapitänleutnant, Leutnant, Unterleutnant, Fähnrich, vier Feldweibel, je ein Fourier, Fahnenträger, Sekretär, sechs Wachtmeister, sechs Korporale, vier Trommler und ein Pfeifer[2].
Besitzer,
Kommandant,
Namensgeber
1762, Oberst Marcus Saussure[5].
Herkunft Kader,
Truppe
k. A.
Einsatz,
Ereignisse
Das Bataillon bildete zusammen mit der anderen Schweizer Truppe das Regiment Reais Suiços[4] (deutsch: Regiment Königliche Schweizer) im portugiesisch-britischen Heer von Schaumburg-Lippe bei dessen erfolgreicher Abwehr der spanischen Invasion Portugals.

Saussure wurde wegen Desertion von einem Kriegsgericht zum Tode durch Hängen verurteilt[A 1][2]. Auf Grund dessen und anderer Disziplinlosigkeiten der Truppe wurde das Bataillon 1763 durch einen Erlass von de Pombal entlassen.

Der Erlass zur Auflösung der beiden Schweizer Truppen enthielt gleichzeitig den Auftrag an Wilhelm zu Schaumburg-Lippe, ein neues Regiment Reais Extrangeiros (deutsch: Regiment Königliche Fremden), bestehend aus acht Kompanien mit 90 Mann von deutschen Söldnern plus Kader auszuheben. Es wurde 1765 aufgelöst, als sein Kommandant, Oberst Luiz Henrique Graveson, von einem Kriegsgericht zum Tod am Strang verurteilt, dann aber 1766 in Campo de Ourique von einem Peloton füsiliert wurde.

Der Siebenjährige Krieg endete 1763 im Frieden von Paris, der die globale Vormachtstellung Grossbritanniens festigte.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Portugiesische Ausgabe (mit Vorwort) von: Voyage de Monsieur. Cesar de Saussure en Portugal. Lettres de Lisbonne. Herausgeber Vicomte António de Portugal de Faria Faria, Mailand, 1909:

    Gabriel Thorman foi um dos dois signatarios da convencao, de 12 de Junho de 1762, para o levantamento de dois batalhoes de tropas suiços para o servico de Portugal, aprovado por decreto de 27 do mesmo mes e ano. Por este decreto foi promovido a coronel de um daqueles batalhoes. O decreto de 30 de Setembro de 1762, reproduzido no texto, confirmou-Ihe esta patente por haver satisfeito as condicoes a que se tinha obrigado, organizando um Regimento de Suicos. Em virtude dos crimes que praticou e que vem enumerados no decreto de 22 de Junho, que extinguiu os referidos, foi condenado a morte na forca, em Conselho de Guerra. Livrou-se deste castigo, desertando em data que desconhecemos. Marcus Saussure foi um dos dois signatarios da convencao, de 12 de Junho de 1762, para o levantamento de dois batalhoes de tropas suicas para o servico de portugal, aprovada por decreto de 27 do mesmo mes e ano. Por este decreto foi promovido a coronel de um daqueles batalhoes. Em virtuade dos crimes que praticou e que vem enumerados no decreto de 22 de Junho de 1763, que extinguiu os referidos batalhoes, foi condenado em conselho de Guerra. Parece ter morrido neste ano, em data que desconhecemos.“

  2. Geschichten, die das Leben schrieb Eintrag Gabriel Thormann eingesehen 22. September 2017:

    Gabriel Thormann (1722–1779), Oberstleutnant in portugiesischen Diensten, Sohn des Johannes, er desertierte mit der Regimentskasse, kam nach Bern und starb hier als allgemein verachteter Mann.“

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c José Maria Latino Coelho (siehe Weblinks): Historia Militar e politica de Portugal desde os fins do XVII seculo até 1814, Imprensa Nacional, Lisboa 1891, Tomo III, p.65/66
  2. a b c Königliche Schweizer Infanterie (englisch) Artikel Kronoskaf eingesehen 25. September 2017.
  3. Hans Braun: Thormann. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  4. a b Schlachtordnung der englisch-portugiesischen Armee im Sommer 1762 (englisch) Artikel Kronoskaf eingesehen 25. September 2017.
  5. Martine Piguet: Saussure, de. In: Historisches Lexikon der Schweiz.