Sebastian-Syndrom

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Klassifikation nach ICD-10
D69.4[1] Sonstige primäre Thrombozytopenie
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das Sebastian-Syndrom ist eine äußerst seltene autosomal-dominante Erbkrankheit. Sie wird durch eine Mutation des MYH9-Gens verursacht. Das Sebastian-Syndrom gehört zusammen mit dem Fechtner-Syndrom, dem Epstein-Syndrom und der May-Hegglin-Anomalie zur Gruppe der MYH9–assoziierten Erkrankungen.

Ursache und Genetik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der autosomal-dominante Erbgang
Von links nach rechts: Erythrozyt (rotes Blutkörperchen), Thrombozyt (aktiviert) und Leukozyt

Das von der Mutation betroffene MYH9-Gen befindet sich beim Menschen auf Chromosom 22 Genlocus q11.2.[2][3] Als Folge der Genmutation haben die betroffenen Patienten eine Makrothrombozytopenie, die sich durch einen Mangel an Thrombozyten (eine sogenannte Thrombozytopenie) und übergroßen Thrombozyten mit Leukozyteneinschlüssen, die allerdings kleiner als bei der May-Heggelin-Anomalie sind, manifestiert. Die Krankheit wird autosomal-dominant vererbt.

Epidemiologie und Indizenz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es wird geschätzt, dass weltweit etwa 50 Menschen, beziehungsweise etwa zehn Familien vom Sebastian-Syndrom betroffen sind. Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung sind signifikante demographische Tendenzen nicht erkennbar. Männer und Frauen erkranken offensichtlich mit gleicher Wahrscheinlichkeit.[4]

Symptome[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Betroffenen habe eine starke Neigung zum Nasen- und Zahnfleischbluten. Frauen mit dem Sebastian-Syndrom haben deutlich stärkere Menstruationsblutungen, als gesunde Frauen.

Therapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die meisten vom Sebastian-Syndrom betroffenen Patienten ist keine spezielle Behandlung notwendig. Nach Operationen sind gegebenenfalls Thrombozytentransfusionen notwendig, um schwere Blutungen zu verhindern.[4]

Prognose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Patienten mit dem Sebastian-Syndrom haben prinzipiell eine normale Lebenserwartung. Die Hauptgefahr für die Betroffenen besteht bei Operationen oder Verletzungen durch die sehr langsame Blutgerinnung, die unter Umständen zum Verbluten führen kann.[4]

Entdeckung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Sebastian-Syndrom wurde erstmals 1990 von Greinacher u. a. beschrieben.[5]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. orpha.net: Sebastian-Syndrom, abgerufen am 7. April 2008.
  2. UCSC Genome Browser on Human Mar. 2006 Assembly: chr22:35,007,273-35,113,958
  3. genome.ucsc.edu: Human Gene MYH9 (uc003apg.1) Description and Page Index
  4. a b c P. A. Johnson: Sebastian syndrome (Memento des Originals vom 19. April 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.healthline.com In: Gale Encyclopedia of Genetic Disorders Part I. 2002.
  5. A. Greinacher, C. Mueller-Eckhardt: Hereditary types of thrombocytopenia with giant platelets and inclusion bodies in the leukocytes. In: Blut. 60/1990, S. 53–60. PMID 2154271

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]