Selterswasser

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Mineralwasserkrug der Quelle in Niederselters aus dem 19. Jahrhundert
Selters Classic und Leicht aus Selters an der Lahn

Der Ausdruck Selterswasser, Selters oder Selterwasser, vor allem in Nord- und Ostdeutschland auch Selter, wird heute häufig zur Bezeichnung von Sprudel, also kohlensäurehaltigem Mineralwasser verwendet. Selters ist bzw. war zudem die Marke zweier Mineralwässer.

Namensherkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Selterswasser oder Selterser Wasser bezeichnete ursprünglich ein Mineralwasser aus den Quellen im mittelhessischen Niederselters im Taunus im Landkreis Limburg-Weilburg. Bei diesem Mineralwasser handelt es sich um einen alkalisch-muriatischen Säuerling, d. h. um ein aufgrund seines Natriumhydrogencarbonat-Gehalts basisches kochsalzhaltiges Mineralwasser mit einem natürlichen Kohlensäure-Gehalt von über 250 mg/l. Die alten Römer (50 v. Chr. bis 475 n. Chr. in Germanien) nannten die Stellen, an denen sprudelndes, „tanzendes“ Wasser aus der Tiefe an die Oberfläche drang, Aqua Saltare. Aus diesem Saltare wurde im Laufe der Zeit zunächst Saltrissa und schließlich Selters. Im Kloster Fulda war diese Quelle beim Namen „Saltrissa“ im Jahr 772 genannt.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brunnentempel in Niederselters
Geschäftsanteil an der Firma Selters-Sprudel Augusta Victoria GmbH vom 19. April 1928
Gebäude der Selters Mineralquellen in Löhnberg-Selters

Der Wormser Arzt Jakob Theodor Tabernaemontanus stellte im Jahr 1581 in seinem Werk Der Neuw Wasserschatz die Heileigenschaften des Brunnenwassers aus Niederselters heraus. Seit dem späten 16. oder dem 17. Jahrhundert wurde es in Millionen von Steinzeugkrügen, so genannten Selterswasserflaschen exportiert.[2] Lange Zeit waren zwei konkurrierende Mineralwässer unter dem Namen Selters im Handel, einerseits das aus dem ursprünglichen und begriffsprägenden Niederselters (zeitweise auch als „Urselters“) und andererseits das einer Quelle in Selters an der Lahn, die dort als zweiter Brunnenbetrieb des Orts (nach Neuselters) 1908 in Betrieb genommen wurde (siehe auch: Geschichte der Mineralquelle Niederselters). Das Land Hessen als Rechtsnachfolger Preußens verpachtete die Quelle nach dem Zweiten Weltkrieg an die Firma Lehnig aus Eschwege. Nach dem Aufkauf des Betriebs in Niederselters 1990 durch den Eigentümer der Quelle in Selters an der Lahn, die Binding-Brauerei, wurde der überregionale Vertrieb des Selters aus dem ursprünglichen Quellort Niederselters zugunsten des Mineralwassers aus Selters an der Lahn eingestellt. Bis 1999 wurde das „originale“ Selters noch lokal vertrieben, dann wurde der Brunnenbetrieb in Niederselters geschlossen. Seitdem ist das Mineralwasser der Selters Mineralquelle Augusta Victoria GmbH aus Selters an der Lahn das einzige im Handel erhältliche mit dem Markennamen „Selters“. Es gibt es in den Sorten Classic, Medium, Sanft und Naturell in abnehmender Reihenfolge des Gehalts an Kohlensäure; zudem vermarktet Selters unter seiner Marke auch fertige Apfelschorle.

Namenkundliches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Selterswasser-Flasche, DDR um 1960

Der Markenname „Selters“ hat sich verselbstständigt und ist zum Gattungsnamen geworden. Er wird häufig als Synonym für Mineralwasser verwendet. Daher leitet sich auch der Spruch „Sekt oder Selters“ ab. Offiziell wurde diese generische Verwendung des Namens in der Bundesrepublik Deutschland mit der Änderung der Mineral- und Tafelwasserverordnung von 1984 beseitigt. In der DDR lebte die generische Verwendung des Begriffs fort. Mitunter wurde dort auf Mineralwasserflaschen anderer Getränkehersteller auch die Bezeichnung „Selterswasser“ gedruckt.[3] Diese Bezeichnung endete aus rechtlicher Sicht erst mit dem Auslaufen der Übergangsbestimmungen der Wiedervereinigung.

Seltzer ist eine Abwandlung des deutschen Wortes Selterser, also „von Selters stammend“, und wird außer im Ausdruck Aqua Seltzer überwiegend im englischen Sprachraum (Seltzer water) für ‚Selterswasser‘ verwendet. Hard Seltzer ist ein alkoholisches Getränk mit Kohlensäurezugabe.

Das Wort Seltzer fand auch Eingang in das Kunstwort Alka-Seltzer, den Markennamen für ein schwaches bis mittelstarkes Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Selterswasser – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gemeinde Selters (Taunus): Geschichte von Selters
  2. Geschichte des Selterswassers: „Selters oder Selters“
  3. Selterswassermuseum hat weltgrößte Flaschensammlung. In: Selterswassermuseum. Gemeinde Selters (Taunus), abgerufen am 16. Februar 2020: „in der DDR [wurden] Wässer anderer Brunnen auf dem Etikett als ‚Selterswasser‘ angepriesen“