Sem Schlör

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Lastträgerkonsole von Sem Schlör, um 1590.

Sem Schlör (* 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts in Laudenbach; † 1597 oder 1598 in Schwäbisch Hall) war ein deutscher Bildhauer der Renaissance.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Simon oder Sem Schlör, Schleer oder Schleher wurde in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts in Laudenbach, wahrscheinlich Laudenbach bei Weikersheim geboren. Er hatte seine Werkstatt in Schwäbisch Hall und war Bürger der Stadt. Aus seinen drei Ehen gingen zahlreiche Kinder hervor. Schlör starb Ende 1597 oder Anfang 1598, wahrscheinlich in Schwäbisch Hall.[1]

Ab etwa 1555 fertigte Schlör zahlreiche Epitaphe für adelige Familien in verschiedenen Gegenden Württembergs an. Außerdem führte er einige bedeutende Aufträge für die württembergischen Herzöge aus, darunter in Stuttgart die Apostel-Credo-Tafeln für die Schlosskirche und die Grafenstandbilder für die Stiftskirche.

Werkauswahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werkverzeichnis: #Demmler 1910, Seite 179–182. Neben den Schlör eindeutig nachweisbaren Werken, existieren auch Zuschreibungen. So soll Sem Schlör auch das Epitaph des Conrad von Rosenberg († 1596) in der Johanneskirche in Gnötzheim geschaffen haben.

Bild Jahr Werk Standort
1555 Wandgrabmal des Friedrich von Sturmfeder († 1555) und seiner Frau Margareta von Hirnheim († 1558).[2] Oppenweiler, Kirche
1559 Epitaph von Agata von Schenczin († 1559).[3] Schwäbisch Hall, Michaelskirche, Südseite außen
1562 Epitaph von Katharina Ehrerin († 1562).[3] Schwäbisch Hall, Michaelskirche, Südseite außen
1562–1563 12 Apostel-Credo-Tafeln, Relieftafeln zu den Artikeln des Apostolischen Glaubensbekenntnisses.[4] Abbildung: Tafeln 7–12.

→  Weitere Abbildungen.

Stuttgart, Altes Schloss, Schlosskirche
1563 Steinkruzifix von Sem Schlör.[5] Abbildung: Foto von 1910. Neuhausen auf den Fildern, Friedhof, Aussegnungshalle
1563? 5 Relieftafeln als Altarverkleidung: 4 Evangelisten, Verklärung Jesu.[6] Stuttgart, Altes Schloss, Schlosskirche
1565 Grablege von Herzogin Sabina von Württemberg. Tübingen, Stiftskirche
1570 Tafel mit dem württembergischen Wappen von Herzog Christoph und dem Allianzwappen Baden-Brandenburg seiner Gemahlin Anna Maria von Brandenburg-Ansbach über dem Hauptportal am Schillerplatz.[7] Stuttgart, Altes Schloss
1576–1577 Tischgrab des Albrecht von Hohenlohe-Langenburg.[8]

→  Weitere Abbildungen.

Stuttgart, Stiftskirche, Chor
1578–1584 11 Standbilder der württembergischen Grafen.[9]

→  Weitere Abbildungen.

Stuttgart, Stiftskirche, Chor
1586/1587 Skulpturen des Neuen Lusthauses:
  • Simson mit den Stadttoren (Abbildung links)
  • Lastträgerkonsolen (Titelbild).
Stuttgart, Städtisches Lapidarium / Villa Berg / Park der Villa Berg

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

August Wintterlin urteilte 1890 über Schlörs Werk:[10]

„Schlör’s Gestalten sind immer flott gestellt oder gut gelegt und manchmal recht keck ausgehauen; im Zierbeiwerk entwickelt er viel Phantasie und Geschmack; er repräsentirt für jene Zeit mit seinen Werken in Württemberg mehr den fränkischen Kunstcharakter neben seinen schwäbischen Genossen Jos. Schmid in Urach, Jak. Woller in Schw.-Gmünd und Leonhard Baumhauer in Tübingen.“

Trotz grundsätzlicher Wertschätzung bemängelt Theodor Demmler 1910 Schlörs bisweilen oberflächliche Arbeitsweise:[11]

„Die Befangenheit der Jugendwerke streift er rasch ab und mit jedem Auftrag wächst seine Fähigkeit, bildnerische Gedanken einfach, natürlich und treffend zu formulieren. Im Gegensatz zu manchen späteren erscheint er noch frei von Verirrungen des Geschmacks, solange man ihn mit dem Maßstab deutscher Renaissancekunst mißt. … Seine Empfindung ist derb aber niemals unecht. Seine Technik ohne Delikatesse, aber auch ohne Aufdringlichkeit. Wenn wir trotzdem zwar erfreuliche, aber keine eigentlich bedeutenden Werke von seiner Hand besitzen, so liegt der Grund wohl weniger in der mangelnden Begabung als in einer etwas schnellfertigen Art des Meisters. Zu einer Vertiefung in seine Aufgaben kam er nicht: auch seine Auftraggeber hatten wohl für die Qualitäten der Reife und Ausgeglichenheit eines Kunstwerks wenig Verständnis.“

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelne Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klaus Thiele: Die Steinreliefs Sem Schlörs in der Stuttgarter Schlosskirche. In: Schwäbische Heimat. Bd. 60 (2009), Nr. 4, S. 402–416 (https://doi.org/10.53458/sh.v60i4.3242).
  • Andreas Keller: Schloßkirche – Ehemaliger Altar mit den 12 Steinreliefs von Sem Schlör. Andreas Keller Fotografie, Altdorf 2016, online.
  • Andreas Keller: Neuhausen a.d.F. – Friedhof – Alte Aussegnungshalle. Andreas Keller Fotografie, Altdorf 2016, online.
  • Andreas Keller: Schloßkirche, Innen (5) – Altar. Andreas Keller Fotografie, Altdorf 2016, online.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sem Schlör – Sammlung von Bildern

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. #Klemm 1882, Seite 149.
  2. #Demmler 1910, Seite 179, Tafel 17.
  3. a b #Demmler 1910, Seite 180, Tafel 17.
  4. #Keller 2016, #Demmler 1910, Seite 206–212, Tafel 23.
  5. #Keller 2016.2, #Demmler 1910, Seite 212, Tafel 19.
  6. #Keller 2016.3.
  7. #Wintterlin 1890, #Klemm 1882, Seite 147.
  8. #Demmler 1910, Seite 218–219, Tafel 20.
  9. #Demmler 1910, Seite 226–239, Tafel 24–28.
  10. #Wintterlin 1890.
  11. #Demmler 1910, Seite 173–174.