Berg-Hauswurz

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Berg-Hauswurz

Sempervivum montanum subsp. stiriacum

Systematik
Familie: Dickblattgewächse (Crassulaceae)
Unterfamilie: Sempervivoideae
Tribus: Semperviveae
Gattung: Hauswurzen (Sempervivum)
Sektion: Sempervivum sect. Sempervivum
Art: Berg-Hauswurz
Wissenschaftlicher Name
Sempervivum montanum
L.

Die Berg-Hauswurz (Sempervivum montanum) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Hauswurzen (Sempervivum) innerhalb der Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae).

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration aus Atlas der Alpenflora
Blüte
Früchte

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Berg-Hauswurz ist eine immergrüne, ausdauernde, sukkulente Pflanze. Sie bildet bis zu 10 Zentimeter lange Ausläufer. Sie erreicht Wuchshöhen von 2 bis 20, in Ausnahmefällen bei der Unterart Sempervivum montanum subsp. burnatii bis 50 Zentimeter.

Die Blattrosetten sondern einen Harzgeruch ab.[1] Die Blattrosetten sind weisen einen Durchmesser von 15 bis 45 Millimetern auf und sind geschlossen oder mehr oder weniger sternförmig ausgebreitet.[1] Die Rosettenblätter sind auf beiden Seiten dicht mit kurzen Drüsenhaaren bedeckt. Die Rosettenblätter sind bei einer Länge von etwa 10, selten bis 40 Millimetern sowie einer Breite von und etwa 3 Millimetern breit-eilanzettlich bis linealisch-lanzettlich; bei der Unterart Sempervivum montanum subsp. burnatii aber sind sie etwa 7 Millimeter breit und wesentlich länger.

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit reicht von Juli bis September. Der Blütenstand enthält zwei bis acht, manchmal bis zu 13 Blüten. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch mit doppelter Blütenhülle. Die Kelchblätter sind lanzettlich mit spitzem oberen Ende, drüsig-zottig, ganz rot oder nur an der Spitze rot.[1] Die Kronblätter sind 10 bis 20 Millimeter lang, ihre Oberseite ist weinrot bis rotviolett, meist mit einem dunklen Mittelstreifen, selten gibt es gelblich-weiß blühende Formen. Die Staubblätter sind purpurfarben oder violett, an der Basis drüsig behaart und kürzer als die halbe Blütenkrone.[1] Der Fruchtknoten ist drüsig behaart.[1]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rosetten-Polster von Sempervivum montanum subsp. montanum, in Kultur
Habitus mit Blütenständen im Habitat im Nationalpark Vanoise (Frankreich)
Illustration Sempervivum montanum subsp. stiriacum aus Atlas der Alpenflora

Die Berg-Hauswurz kommt in den Alpen, auf Korsika, im Apennin und in den Karpaten auf Felsen und Felsschutt, in Zwergstrauchheiden und auf kurzgrasigen Weiden in Höhenlagen von 300 bis 3400 Metern auf Böden mit saurer Reaktion vor. Sempervivum montanum ist eine Charakterart des Verbands Sedo-Scleranthion, kommt aber auch in lückigen Pflanzengesellschaften der Verbände Nardion oder Caricion curvulae vor.[2] Die höchsten Vorkommen in den Alpen finden sich bei Höhenlagen von 3400 Metern.[1]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 5 (sehr hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 1+ (unter-alpin, supra-subalpin und ober-subalpin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[3]

Systematik und Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstveröffentlichung von Sempervivum montanum erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, S. 465.

Von Sempervivum montanum es gibt vier Unterarten:[4]

  • Sempervivum montanum subsp. burnatii Wettst. ex Hayek kommt von den Grajischen bis zu den Cottischen Alpen, in den Meeralpen und auf Korsika vor. Es hat wesentlich größere Rosetten, die im Extremfall einen Durchmesser bis 11 cm erreichen können.[5] Seine Chromosomenzahl beträgt 2n = 42. Die Bezeichnung der Unterart ehrt den Schweizer Ingenieur und Botaniker Émile Burnat (1828–1920)[6].
  • Sempervivum montanum subsp. heterophyllum (Hazsl.) Jáv. ex Soó (Syn.: Sempervivum montanum subsp. carpathicum (Wettst. ex Prodan) A. Berger[7]): Sie kommt nur in den Karpaten vor. Seine Chromosomenzahl beträgt 2n = 42.
  • Sempervivum montanum L. subsp. montanum ist diploid mit der Chromosomenzahl 2n = 42 und hat das größte Verbreitungsgebiet: Diese Unterart kommt von den Seealpen im Südwesten bis zum Großglockner in den Hohen Tauern vor. In den Allgäuer Alpen steigt die Unterart auf Höhenlagen von 1750 Meter (Karalpe am Strahlkopf in Tirol) bis zu 2380 Meter.[8] In Deutschland kommt sie eingebürgert vor bei Bad Berneck in Fichtelgebirge.[9]
  • Sempervivum montanum subsp. stiriacum (Wettst. ex Hayek) Wettst. löst die subsp. montanum ab dem Großglockner in den Hohen Tauern ab und ist bis zum Steirischen Randgebirge im Osten zu finden. Diese Unterart ist tetraploid mit der Chromosomenzahl 2n = 84. Ihre Rosetten haben einen Durchmesser von 2 bis 5 Zentimeter und sind im Regelfall offen, rosettenblättrig nach innen gebogen, fein, weich und drüsig behaart. Die Stolonen sind kurz und schlank. Die Blüten sind rötlich karmin.

Hybriden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bärtige Hauswurz (Sempervivum ×barbulatum Schott) ist die Hybride der Spinnweben-Hauswurz (Sempervivum arachnoideum) mit der Berg-Hauswurz (Sempervivum montanum). Sie kommt in Deutschland im Allgäu am Hochvogel und im Südschwarzwald bei Staufen im Breisgau vor.[9]

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Berg-Hauswurz wird zerstreut als Zierpflanze in Steingärten, auf Trockenmauern und in Troggärten genutzt, ist aber dort schwieriger zu kultivieren als etwa die Spinnweb-Hauswurz oder die Dach-Hauswurz. Ein Kultivar namens Sempervivum ‘Cmiral's Yellow’ ist im Frühjahr besonders gelb gefärbt und wurde von Otokar Cmiral aus einer gelblichen Fundortform von Sempervivum montanum subsp. carpathicum herausgezüchtet. Dieser Kultivar benötigt ebenfalls mehr gärtnerische Zuwendung als allgemein für Sempervivum üblich.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Band IV, Teil 2A. 2. Auflage, Carl Hanser Verlag, München 1961–1966.
  • Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8.
  • Hans Simon, Leo Jelitto, Wilhelm Schacht: Die Freiland – Schmuckstauden. 5. Auflage, Stuttgart 2002, ISBN 3-8001-3265-6, S. 850.
  • Henk 't Hart, Bert Bleij, Ben Zonneveld: Sempervivum. In: Urs Eggli (Hrsg.): Sukkulenten-Lexikon. Crassulaceae (Dickblattgewächse). Eugen Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN=3-8001-3998-7, S. 360–361.
  • Manuel Werner: Hauswurz-Arten der Alpen. Sempervivum und Jovibarba. In: Avonia, Band 28, Nummer 4, 2010, S. 149–156.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Gustav Hegi, Herbert Huber: Familie Saxifragaceae. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage, Band IV, Teil 2, Verlag Carl Hanser, München 1961. S. 119–121.
  2. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 485.
  3. Sempervivum montanum L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 5. April 2021.
  4. Philipp Neeff: Beiträge zu Taxonomie der Gattung Sempervivum L. (Crassulaceae) unter besonderer Berücksichtigung der in Kleinasien vorkommenden Sippen. Dissertation. Essen 2005, S. 52, PDF
  5. Manuel Werner: Hauswurz-Arten der Alpen. Sempervivum und Jovibarba. In: Avonia. Band 28, Nummer 4, 2010, S. 149 und 155 f.
  6. Urs Eggli, Leonard E. Newton: Etymological Dictionary of Succulent Plant Names. Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York, 2004, ISBN 3-540-00489-0, S. 34.
  7. Jaakko Jalas, Juha Suominen, Raino Lampinen, Arto Kurtto: Atlas florae europaeae. Band 12: Resedaceae to Platanaceae. S. 58–59, Helsinki 1999, ISBN 951-9108-12-2.
  8. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1 IHW-Verlag, Eching bei München, 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 637.
  9. a b Michael Koltzenburg: Sempervivum. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 98. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2024. ISBN 978-3-494-01943-7. S. 364.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Berg-Hauswurz (Sempervivum montanum) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien