Sender Hörby

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Der Sendemast für UKW- und TV-Rundfunk in Hörby, abgespanntes Stahlfachwerk, 323 m hoch, Baujahr 1959

Der Sender Hörby besteht seit 1937. Anfänglich wurde von dort auf Mittelwelle 1.178 kHz gesendet. Es war Schwedens einziger kommerzieller Radiosender, der auch auf Kurzwellenfrequenzen sendete. Die Kurzwelle wurde hauptsächlich für Sendungen des internationalen Programms von Sveriges Radio zur Information von Schweden im Ausland verwendet. Seit 1959 werden auch Programme für UKW- und Fernsehrundfunk ausgestrahlt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurzwellenantennen und der UKW- und Fernseh-Antennenträger in der Mitte (2010)
Die Vorhangantenne „G1“ der KW-Station Hörby. Abgerissen 2011
Eine der ehemals zwei LogPer-Antennen in Hörby, dahinter die Vorhangantennen.

Standortwahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Standort Hörby wurde für die Mittel- und Kurzwellensender gewählt, damit sie im Süden von Schweden so weit wie möglich von den störenden Nordlichtern entfernt und dem Kontinent so nahe wie möglich waren.

Mittelwelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste Sender Hörby war ein kleiner 10-kW-Sender in Karlsfälts, einige Kilometer vom heutigen Betriebsgelände entfernt. Er war seit 1928 in Betrieb, bis 1937 die Räumlichkeiten in Östra Sallerup, ca. 8 km südlich von Hörby, mit einem neuen 100-kW-Mittelwellensender von Telefunken fertiggestellt wurden. Als Antenne diente am neuen Ort ein abgespannter 130 m hoher Stahlgittermast. Der Sender musste bis 1947 in Betrieb bleiben, weil es während des Krieges schwierig war, neue Röhren und andere Ersatzteile zu bekommen. Ein neuer 100-kW-Sender konnte erst nach dem Krieg bei Standard Electric & Cables Ltd in Großbritannien bestellt und aufgebaut werden. Dieser Sender musste in seinen letzten Jahren mit erheblichem Aufwand in Betrieb gehalten werden, bis schließlich 1985 der Mittelwellensender Sölvesborg auf 1.179 kHz mit 600 kW in Betrieb genommen werden konnte. Der Sender in Hörby wurde nach der Abschaltung sofort verschrottet. Der Sendemast wurde im Frühjahr 1985 gesprengt und verschrottet. Der alte Sender aus dem Jahr 1937, der bis dahin als Reserve vorgehalten wurde, ist jetzt im Sendermuseum Königs Wusterhausen zu sehen.

Kurzwelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem 1. Juli 1938 gab es regelmäßige Probesendungen an Mittwoch- und Samstag-Abenden.[1] Die Sendungen in deutscher Sprache über Kurzwelle (6.065 kHz, 49 m) begannen offiziell erst am 8. Mai 1952, als sie auch vom Langwellensender Motala übertragen wurden.[2] Ende der 1960er Jahre wurden zwei neue Kurzwellensender von Thomson bestellt, die Anfang der 1970er Jahre installiert wurden. Sie ersetzten die beiden bereits beim Kauf leicht gebrauchten Marconi-Sender aus den späten 1940er Jahren. Der Wirkungsgrad der betagten Sender betrug nur ca. 50 %. Nach 20 Betriebsjahren wurden sie außer Betrieb genommen, weil die Hochspannungs-Öl-Kondensatoren Polychlorierte Biphenyle enthielten. Offiziell wurden sie verschrottet, fanden aber tatsächlich Verwendung als Ersatzsender, einer in der Kurzwellenstation vom norwegischen Staatsrundfunk NRK in Fredrikstad und der andere in Gambia. 1992 wurden drei effizienter arbeitende Kurzwellensender (PDM-moduliert) mit 500 kW vom Hersteller Thales Swiss installiert. Sie waren für Frequenzen zwischen 5.800 und 21.600 kHz nutzbar.

Antennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Antennenpark bestand aus neun Vorhangantennen in den Richtungen 70, 150, 190, 250 und 290 Grad und zwei logarithmisch-periodischen Antennen, die zwischen 0 und 360 Grad drehbar waren. Eine befand sich neben der südlichen Vorhangantenne G1 auf einem 60 m hohen Fachwerkmast[3], der jedoch 1999 während eines Wintersturms umstürzte. Diese Antenne wurde nicht wieder aufgebaut. Die Station war während der Bürozeiten besetzt, während der übrigen Zeiten wurde sie ferngesteuert. Von Hörby aus wurde auch der Mittelwellensender in Sölvesborg ferngesteuert. Alle Sendungen auf Kurzwelle aus Schweden endeten am 31. Oktober 2010.[4] Anfang April 2011 wurde der Antennenpark komplett abgerissen, da es als aussichtslos galt, einen neuen Mieter zu finden, der als Nachfolger für Radio Schweden eintreten könnte. Die Kurzwellensender wurden von Radio Nederland Wereldomroep, RNW, gekauft und im Frühjahr 2011 für ein neues Leben für 5 bis 6 Jahre am Senderstandort von RNW in Madagaskar installiert.[5]

Heutige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom Senderstandort Hörby werden heute diverse UKW- und TV-Rundfunk-Programme abgestrahlt. Bereits 1959 wurde für diesen Zweck ein 323 m hoher abgespannter Stahlfachwerkmast als Antennenträger errichtet. Der Mast war bei seiner Einweihung am 1. Oktober 1959 eines der höchsten Bauwerke Europas. Er trägt neben diversen Richtfunkantennen vor allem die Antennen für den UKW- und Fernsehrundfunk. Die UKW-Aussendungen sind im benachbarten Dänemark wie auch teilweise in Deutschland, namentlich auf der Insel Rügen und im nördlichen Rest Mecklenburg-Vorpommerns, zu empfangen.

Analoger UKW-Hörfunk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sendeanstalt Inhalt (Stand Juli 2012) Bereich/
Kanal
Leistung
ERP (kW)
SR P1 UKW-Hörfunk, Nationales Programm FM 88,8 60
SR P4 UKW-Hörfunk, regional, Radio Malmöhus FM 89,5 5
SR P2 UKW-Hörfunk, regional, P2 Riks FM 92,4 60
SR P3 UKW-Hörfunk, Nationales Programm FM 97,0 60
SR P4 UKW-Hörfunk, regional, Radio Kristianstad FM 101,4 60

Fernseh-Rundfunk vor der Umstellung auf DVB-T[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fernseh-Rundfunk vor der Umstellung auf DVB-T:

Bereich
Kanal
Frequenz
(MHz)
Programm ERP
(kW)
Strahlrichtung
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/
vertikal (V)
UHF 33 567,25 SVT 2 (Malmö) 1000 ND H
UHF 43 647,25 SVT 1 1000 ND H
UHF 50 703,25 TV4 (Malmö) 1000 ND H

Gesamte Kanalbelegung nach der Umstellung auf DVB-T2[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gesamte Kanalbelegung nach der Umstellung auf DVB-T2:

Sender/
MUX
Inhalt (Stand Juli 2021)[6] Frequenz/
Kanal
SR P1 UKW-Hörfunk, Nationales Programm 88,8 MHz
SR P4 UKW-Hörfunk, Radio Malmöhus 89,5 MHz
SR P2 UKW-Hörfunk, P2 Riks 92,4 MHz
SR P3 UKW-Hörfunk, Nationales Programm 97,0 MHz
SR P4 UKW-Hörfunk, Radio Kristianstad 101,4 MHz
MUX 1 Kunskaps Kanalen, SVT BARN, svt24, svt1, svt2, SVT1 Helsingborg, SVT1 Skåne, SVT2 Helsingborg, SVT2 Skåne UHF 41
MUX 2 TV3 SKÅNE, TV4 Skåne, Kanal 5 Skåne, TV1, TV2, TV3, TV4, TV6, TV7, TV9, TV11, History UHF 25
MUX 3 TV8, TV10, TV12, Discovery Channel, Eurosport 1, MTV, Nickelodeon, Paramount Network, TLC UHF 43
MUX 4 leer -
MUX 5 AxessTV, BBC earth, BBC World News, C More First, C MORE Golf SF-KANALEN, C MORE SERIES, CN Cartoon Network, CNN, Eurosport 2, Godare Food, ID, NATIONAL GEOGRAPHIC WILD, nickjr., Vfilm Premiere, VSeries, Vsport1, Vsport MOTOR, Vsport Premium UHF 30
MUX 6 TV3 HD, TV4 HD, TV5 hd, animal planet HD, svt1 HD, svt2 HD, TV3 HD Skåne, TV4 HD Skåne, Kanal 5 HD Skåne, SVT1 HD Skåne, SVT2 HD Skåne UHF 22
MUX 7 Al Jazeerah, C MORE FOTBOL&STARS HD, C MORE HOCKEY, C MORE LIVE HITS, FIGHT SPORTS, NATIONAL GEOGRAPHIC CHANNEL HD, SPORT KANALEN HD, Vsport EXTRA VHF 10

Alle Mux senden in DVB-T2. Mux 7 sendet im VHF-Bereich, weil am Standort Hörby kein UHF-Kanal mehr frei ist.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Videos vom Abbruch der Antennen am 2. April 2011[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Radio Schweden: Ende der Kurzwellenepoche. 29. Oktober 2010, abgerufen am 28. Mai 2019.
  2. RADIOJournal: Radio Schweden auf deutsch. Dezember 1998, abgerufen am 28. Mai 2019.
  3. Sender Hörby: LogPer-Antenne auf einem Gittermast in 60 m. Oktober 1998, abgerufen am 28. Mai 2019.
  4. Sveriges Radio: Radio Schweden stellt seine Sendungen auf der Kurzwelle zum 31. Oktober 2010 ein. 10. März 2010, abgerufen am 28. Mai 2019 (englisch).
  5. Andy Sennitt: RNW bringt KW-Sender von Hörby nach Madagaskar. 28. April 2011, archiviert vom Original am 17. Oktober 2011; abgerufen am 28. Mai 2019 (englisch).
  6. Teracom: Belegung der Muxer, Region Skåne län. Abgerufen am 5. Juli 2021.

Koordinaten: 55° 48′ 22″ N, 13° 43′ 16″ O