Sherlock Holmes in the Great Murder Mystery

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Film
Titel Sherlock Holmes in the Great Murder Mystery
Produktionsland USA
Erscheinungsjahr 1908
Stab
Regie unbekannt[1]
Drehbuch unbekannt
Produktion Crescent Film Co., Brooklyn, New York
Kamera unbekannt
Besetzung

Sherlock Holmes in the Great Murder Mystery ist ein amerikanischer S/W-Stummfilm eines unbekannten Regisseurs aus dem Jahre 1908. Der heute verschollene Film[2] gilt als die erste Verfilmung eines Stoffes des amerikanischen Schriftstellers Edgar Allan Poe.[3]

Detektiv und Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Holmes und Watson statt Dupin und Ich-Erzähler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl die Filmhandlung in ihren wesentlichen Bestandteilen eindeutig Edgar Allan Poes 1841 entstandener Kriminalgeschichte Der Doppelmord in der Rue Morgue entlehnt ist, ist der Protagonist des Films nicht wie bei Poe der adelige französische Privatdetektiv C. Auguste Dupin mit seinem Sidekick, dem namenlosen Ich-Erzähler, sondern der erst knapp 50 Jahre später entstandene Sherlock Holmes des britischen Kriminalschriftstellers Arthur Conan Doyle, der wiederum von Dr. Watson begleitet wird. Die „Vorlage“ für Sherlock Holmes war Poes Dupin.[4] In Holmes’ erstem Fall, Eine Studie in Scharlachrot, aus dem Jahre 1888, sprechen Holmes und Dr. Watson sogar über Edgar Allan Poe und seine Figur Dupin.[5]

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorankündigung des Films in der Filmzeitschrift The Moving Picture World vom 21. November 1908.

Ein Gorilla (in Poes Kurzgeschichte ist es ein Orang-Utan) befindet sich in einem Käfig auf einem im Hafen liegenden Schiff. Der Affe bricht aus, wobei er von seinem Eigentümer, dem Kapitän des Schiffes verfolgt wird. Diesem gelingt es zunächst aber nicht, das Tier wieder einzufangen. Der Affe flüchtet in ein Haus, wo er nach kurzem Kampf eine junge Frau tötet. Erst jetzt gelingt es dem Kapitän, das Tier wieder zu fangen und zurück mit auf das Schiff zu nehmen. Nachdem das Verbrechen entdeckt worden ist, verhaftet die Polizei den Verlobten des Opfers als den der Tat Verdächtigen.

Dr. Watson macht Holmes auf das Verbrechen aufmerksam, über das in der Zeitung berichtet wird. Holmes und Watson nehmen darauf hin den Tatort in Augenschein. Nach der Rückkehr in die gemeinsame Wohnung, ergreift Holmes gedankenversunken seine Violine und beginnt zu spielen. Alsbald verfällt er in eine Trance, in der er verschiedene Tatabläufe sieht, von denen aber nur einer – nämlich der eines ausgebrochenen Gorillas, von dem Holmes bereits zuvor erfahren hatte – als tatsächlicher Tatablauf Bestand hat.

Nachdem es Holmes schließlich gelingt, Tier und Halter aufzuspüren, überzeugt er den Kapitän, mit ihm zum Gericht zu eilen, wo der Verlobte gerade zum Tod durch den Strang verurteilt worden ist. Holmes kommt gerade noch rechtzeitig, um den unschuldig Verurteilten dank der zahlreichen Beweise, die er vorlegen kann, zu befreien.[6]

Analyse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sherlock Holmes in the Great Murder Mystery war der dritte Film der jungen US-Filmindustrie, der Sherlock Holmes als Protagonisten hatte und entstand noch zu Lebzeiten Arthur Conan Doyles. 1900 war Sherlock Holmes Baffled, ein 1-minütiger Trickfilm[2] gedreht worden, 1905 The Adventures of Sherlock Holmes. Der ca. 800 ft. lange dritte Film kam am 27. November 1908[7] in die US-Kinos, sodass zu vermuten ist, dass die Filmproduzenten vor hatten, ihn dem Publikum kurz vor Poes 100. Geburtstag, dem 19. Januar 1909, zu präsentieren.[1]

Bereits diese frühe Adaptation einer Werkvorlage Edgar Allan Poes für einen Film zeigt die typischen Merkmale, an denen sich die Macher zukünftige „Poe-Filme“ orientierten:

  • Übernahme der Handlung aus dem Original, wobei sich die Entwicklung im Film am Original orientiert;
  • Kombination von Poe-Werkinhalten mit denen anderer Autoren;
  • Einbettung Poescher Motive in einen breiteren narrativen Kontext.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Don G. Smith: The Poe Cinema. A Critical Filmography of Theatrical Releases Based on the Works of Edgar Allan Poe. McFarland & Company, Jefferson, NC and London 1999, ISBN 978-0-786404537, S. 7
  • Eva-Maria Warth: The Haunted Palace. Edgar Allan Poe und der amerikanische Horrorfilm (1909–1969). (= Band 3 von CROSSROADS. Studies in American Culture.) Wissenschaftlicher Verlag Trier, Trier 1990 (zugl. Dissertation, Universität Tübingen 1988), ISBN 3-922031-03-X.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Don G. Smith: The Poe Cinema. S. 7
  2. a b c Phil Hardy (Hrsg.): The BFI Companion to Crime. University of California Press, Berkeley/Los Angeles 1997, ISBN 0-520-21538-9, S. 168.
  3. Don G. Smith: The Poe Cinema. S. 287.
  4. Fredrick S. Frank, Anthony Magistrale: The Poe Encyclopedia. Greenwood Press, Westport 1997, ISBN 0-313-27768-0, S. 103.
  5. A Study in Scarlet/Part 1/Chapter 2 The Science of Deduction auf wikisource.org.
  6. Inhaltsangabe in The Moving Picture World Vol. 3, no. 22, 28. November 1908, S. 434–435.
  7. The Moving Picture World Vol. 3, no. 21, 21. November 1908, S. 412.
  8. Eva-Maria Warth: The Haunted Palace. S. 50–51.