Siedlung Sonnenland (Hamburg)

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Neben Einzel- und Mietshäusern prägen Hochhäuser die Siedlung

Die Siedlung Sonnenland ist eine Großwohnsiedlung in Hamburg-Billstedt, die zwischen 1960 und 1965 gebaut wurde.

Lage und Bebauung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Siedlung Sonnenland hat eine gestreckte Form, die von der Kapellenstraße als südlicher Schmalseite zur Steinfurther Allee als nördlicher Schmalseite verläuft. Im Nordwesten begrenzen Steinbeker Marktstraße und Oststeinbeker Weg die Siedlung als Längsseite, im Südosten die Straße An der Glinder Au. Daran schließt sich östlich die Glinder Au an, jenseits verläuft die Autobahn (A 1), dahinter die Großsiedlung Mümmelmannsberg. Zentral wird die Siedlung von der namensgebenden Straße Sonnenland erschlossen.

Die Siedlung ist mit kastenförmigen Bauten in Punkt- und Scheibenform bebaut, sämtlich mit Flachdach gedeckt. Die Mehrzahl der Häuser hat zwischen vier und neun Obergeschosse. Darin befinden sich 803 Wohnungen[1] mit überwiegend kleinen Grundrissen.

Schule An der Glinder Au, ursprünglich Schule Sonnenland
Mahnmal für die Zwangsarbeiter von 1942 bis 1945 gegenüber der Schule

Im südlichen Teil der Siedlung befindet sich die Schule An der Glinder Au, ursprünglich Schule Sonnenland. Diese Schule wurde nach Plänen von Friedrich und Ingeborg Spengelin erbaut und 1962 eingeweiht.[2] Dieses Architektenpaar war auch am Entwurf des umliegenden Neubau-Wohnquartiers beteiligt.[3] Das Schulgrundstück erwarb die Stadt Hamburg vom Wohnungsunternehmen “Freie Stadt” GmbH (später: SAGA).[4]

Ein kleines Einkaufszentrum wurde in den 1980er-Jahren abgerissen. 2009 entstand dort das Seniorenheim „Kursana“.[5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Siedlung Sonnenland entstand zwischen 1960 und 1965 in einer Kiesgrube, wo von 1942 bis 1945 Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Die Häuser wurden nach dem Beton-Fertigteilbau erstellt.[6][7] Hier zogen unter anderem wohnungslos gewordene Opfer der Sturmflut von 1962 ein. Eigentümer der Häuser ist die SAGA Unternehmensgruppe.[8]

Seit Ende der 1960er Jahre verunsicherte eine weit über dem Durchschnitt liegende Kinder- und Jugendkriminalität die im Sonnenland und Umgebung lebenden Menschen. Der Sozialarbeiter Erhard Dressel setzte sich mit einem Projekt der wohngebietsbezogenen Sozialarbeit von 1971 bis 1991 für eine Besserung ein. Nach ihm wurde der Erhard-Dressel-Bogen im Stadtteil benannt.[9] Die Siedlung galt längere Zeit als sozialer Brennpunkt.[10] Die Schule an der Glinder Au, die ihren Einzugsbereich überwiegend in der Siedlung Sonnenland hat, hat einen Sozialindex von 1, also nachteilige Voraussetzungen der Schülerschaft und damit höchster Förderbedarf.[11] Im Schuljahr 2016/17 hatten 79 % ihrer Schüler einen Migrationshintergrund, deutlich über dem Durchschnitt aller Hamburger Grundschulen.[12]

Durch örtliche Initiativen wie das Stadtteilprojekt Sonnenland e.V. versucht die Stadt, gegenzusteuern.[8] Beginnend 2008 wurden die Wohnungen im Sonnenland blockweise modernisiert. 2015 lebten etwa 3000 Menschen in der Siedlung.[1] Ursprünglich waren alle Wohnungen der Siedlung durch Förderung im sozialen Wohnungsbau in der Mietpreisbindung. 2015 galt dies nur noch für ein Viertel der Wohnungen.[1]

Die Siedlung Sonnenland gehört zum „Entwicklungsraum Billstedt-Horn“, einem Quartier des Rahmenprogramms Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE). Darin soll durch städtebauliche Maßnahmen die Lebensqualität verbessert und der soziale Zusammenhalt gestärkt werden.[13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erhard Dressel, Dieter Wagner: Sonnenland. Wohngebietsbezogene Sozialarbeit in einem Arbeiterviertel. Beltz, Weinheim und Basel 1981, ISBN 3-407-55602-0.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Mai-Britt Wulf: Hamburg: Wie lebt es sich im Sonnenland? (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive) (Hamburger Wochenblatt.)
  2. Boris Meyn: Die Entwicklungsgeschichte des Hamburger Schulbaus. Hamburg 1998, S. 427. (Inventarnummer 387)
  3. Entwurf zum Wohnquartier “Glinder Au” : Architekten: Friedrich und Ingeborg Spengelin. In: Baumeister, ISSN 0005-674X, Jahrgang 59 (1962), Nr. 3, S. 217–218. (Siehe Friedrich-Spengelin-Archiv)
  4. Ankauf eines Teiles des Grundstücks Steinbeker Marktstraße 36-38 / Sonnenland für einen Schulneubau, 1955–1963, Bestand im Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg (Signatur 442-6_88)
  5. Beatrice Blank: Sonnenland wird 50 Jahre alt. In: Hinz&Kunzt, 22. August 2014.
  6. Geschichtswerkstatt Billstedt: Wohnungsbau (Memento vom 2. Februar 2017 im Internet Archive)
  7. Gedenkstätten in Hamburg: Zwangsarbeitsmahnmal "Lore" in Billstedt
  8. a b Saga feiert 50-jähriges Jubiläum der Siedlung „Sonnenland“. In: Haufe Immobilienwirtschaft, 9. September 2014.
  9. Rudi Christian: Zur Biographie Erhard Dressel (1943-1991). Hamburg, April 2020, publiziert auf der privaten Website SDS/APO 68 Hamburg. (Abgerufen im März 2023)
  10. Jan-Eric Lindner, Sascha Balasko: Siedlung Sonnenland in Billstedt: Spurensuche in einem Brennpunkt. In: Hamburger Abendblatt, 8. Mai 2009.
  11. Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Robert Heinemann (CDU) vom 28.02.13 und Antwort des Senats. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 20. Wahlperiode, Drucksache 20/7094, Anlage 4b: Alte und neue Sozialindizes der staatlichen weiterführenden Schulen, S. 27.
  12. Peter Ulrich Meyer: So hoch ist der Migrantenanteil an Hamburger Schulen. In: Hamburger Abendblatt vom 19. April 2018. (An den Hamburger Grundschulen lag der Anteil durchschnittlich bei 50,7 %, siehe Behörde für Schule und Berufsbildung)
  13. Fördergebiete der Integrierten Stadtteilentwicklung und Gebiete mit dem Schwerpunkt städtebauliche Entwicklung im Bezirk Hamburg-Mitte, Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung, Stadt Hamburg.

Koordinaten: 53° 32′ 9,8″ N, 10° 8′ 10,6″ O