Sietas Typ 111

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Sietas Typ 111
Navita (ehemals Hasselwerder), Grundtyp 111
Navita (ehemals Hasselwerder), Grundtyp 111
Schiffsdaten
Schiffsart Mehrzweck-Containerschiff
Bauwerft Schiffswerft J.J. Sietas, Hamburg-Neuenfelde
Norderwerft, Hamburg
Bauzeitraum 1983 bis 1987
Gebaute Einheiten 16
Fahrtgebiete weltweit
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 84,40 (88,60) m (Lüa)
(80,93) m (Lpp)
Breite 15,45 m
Seitenhöhe (8,30) m
Tiefgang (max.) 5,88 (6,62) m
Vermessung 1.599 BRT
3.120 BRZ
Maschinenanlage
Maschine 1 × Dieselmotor
Höchst­geschwindigkeit 14,0 kn (26 km/h)
Propeller 1 × Verstellpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 3.585 (4.280) tdw
Container (256) TEU
Anschlüsse Kühlcontainer 20
Sonstiges
Klassifizierungen Germanischer Lloyd
Anmerkungen
Daten

Typ 111 (vor Verlängerung)

Daten in Klammern

Typ 111a

Der Typ 111 ist ein Mehrzweck-Containerschiffstyp der Sietas-Werft in Hamburg-Neuenfelde.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Piruit (ehemals Gretl), Typ 111a

Die Baureihe wurde Anfang der 1980er Jahre von verschiedenen Reedereien geordert. Insgesamt entstanden 16 Einheiten: drei Schiffe des Grundtyps 111, zwölf des Untertyps 111a und eines des Untertyps 111b. Abhängig von der Bauvariante werden die Schiffe häufig auf verschiedenen Mehrzweck-, Container- und Projektladungsdiensten eingesetzt. Man fand sie aber auch in der weltweiten Trampfahrt.

Die Robert sank am 22. Dezember 1990, nachdem sie auf der Außenweser mit dem chinesischen Frachter Yun Lin kollidiert war. Sie konnte wetterbedingt erst sieben Wochen später mit Hilfe zweier Schwimmkräne gehoben werden. Das Schiff wurde zunächst zur Lloyd Werft Bremerhaven verbracht, dort provisorisch abgedichtet und anschließend zur Sietas-Werft geschleppt, wo es repariert und dabei auch verlängert wurde. Die Karen Danielsen (ehemals Esperanza) kollidierte am 3. März 2005 außerhalb der Fahrrinne mit der Brücke über den Großen Belt. Das komplette Brückendeck wurde abgerissen und die sonstigen Aufbauten sowie auch beide Ladekräne schwer beschädigt. Der Steuermann, der sich allein auf der Brücke befunden hatte, kam ums Leben. Er war vermutlich betrunken eingeschlafen. Das Schiff wurde verkauft, in Neapel (Italien) repariert und im August 2005 als Renis wieder in Fahrt gesetzt. Am 16. Januar 2009 lief es als Mirabelle bei Rosendal (Norwegen) im Hardangerfjord auf Grund und sackte infolge eines Wassereinbruchs im Maschinenraum auf Grund ab. Das beschädigte Schiff wurde nach der Bergung verkauft und kam als Marium erneut in Fahrt. Die Lugela (ehemals Albatros) wurde am 25. September 2010 von somalischen Piraten geentert. Die Southern Phoenix (ehemals Gretl) bekam am 6. Mai 2017 im Hafen von Suva (Fidschi) infolge einer falsch durchgeführten Beladung zunehmend Schlagseite. Beim Versuch das krängende Schiff in einen anderen Hafenbereich zu schleppen, kenterte es und sank. Die Bergung der Southern Phoenix wurde im März 2019 abgeschlossen, wobei man die gehobenen Wrackteile außerhalb des Hafens versenkte.[1]

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Maj Danielsen (ehemals Tinto), Typ 111a

Die drei gebauten Einheiten des kranlosen Grundtyps 111 besaßen ursprünglich eine Länge von 84,40 Meter. Alle drei Schiffe wurden zwischen 1986 und 1991 nachträglich bei Sietas umgebaut und auf 98,70 Meter verlängert. Das 1986 entstandene Einzelschiff des Untertyps 111b stellt eine verlängerte Version des ursprünglichen Grundtyps dar und besaß bereits bei Ablieferung eine Länge von 92,42 Meter.

Der in zwölf Einheiten gebaute Untertyp 111a ist 88,60 Meter lang und an Backbord mit zwei 30-Tonnen-Kränen ausgestattet. Die beiden Kräne können gekoppelt betrieben werden, was die Übernahme von Schwergut- und Projektladungen von bis zu 60 Tonnen erlaubt. Der einzelne kastenförmige Laderaum (box-shaped) mit einem Getreide-Rauminhalt von 5.721 m³ (Typ 111a) ist für den Transport von Containern und den Transport von Gefahrgutcontainern ausgerüstet. Auf die serienmäßige Ausrüstung mit Cellguides wurde verzichtet. Durch die Form der Laderäume ist der Schiffstyp auch in der Schüttgut-, Zellulose- oder Paketholzfahrt einsetzbar. Darüber hinaus ist die Tankdecke für die Stauung von Schwergut verstärkt. Es wurden schwergutverstärkte hydraulisch betätigte Faltlukendeckel verwendet. Der Laderaum kann durch den Einsatz von Schotten und Zwischendecks unterteilt werden.

Angetrieben werden die Schiffe der Baureihe von Viertakt-Dieselmotoren verschiedener Hersteller, die bei einigen Schiffen mit einem Wendegetriebe auf einen Festpropeller, bei der Mehrzahl der Schiffe jedoch auf einen Verstellpropeller wirkt. Die An- und Ablegemanöver werden durch ein Bugstrahlruder unterstützt.

Die eisverstärkten Rümpfe wurden in Sektionsbauweise zusammengefügt.

Die Schiffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sietas Typ 111
Bauname Typ Bau-
nummer
IMO-
Nummer
Kiellegung
Stapellauf
Ablieferung
Auftraggeber Umbenennungen
und Verbleib
Robert 111 941 8324751 31.10.1983
24.11.1983
30.12.1983
Heinz-Georg Vöge, Drochtersen 1/1984 Akak Success → 8/1984 Gracechurch Crown → 1986 Robert → 1991 ECL Commander → 5/1992 Robert → 6/1992 Rhein Partner → 1993 Robert → 2000 CTE Istanbul → 2001 Robert → 2005 Apia → 2011 Jana → 2015 Nizar, so 2023 in Fahrt
Hasselwerder 111 929 8324737 25.11.1983
29.12.1983
28.01.1984
W. & G. Bartels, Hamburg 11/1984 City of Manchester → 1985 Hasselwerder → 1989 Gracechurch Crown → 1990 Hasselwerder → 1994 Rockabill → 1998 Ketty Brøvig → 2004 Navita, so 2023 in Fahrt
Calypso 111a 914 8410366 19.03.1984
27.04.1984
08.06.1984
Hans Heinrich, Steinkirchen 1985 Band Aid Hope → 1986 Calypso → 1992 Helga → 1993 Mulafoss → 1997 Helga → 1998 Thor Amalie → 2004 Amalie → 2006 Maritime Bay → 2007 Thor Amalie → 2008 Calypso III → 2010 Tiger 1, am 12. Dezember 2010 bei Tartus (Syrien) auf Grund gelaufen und danach abgebrochen
Antje 111a 945 8405933 04.04.1984
18.05.1984
23.06.1984
Harry Bröhan, Jork 1985 Band Aid Carrier → 1986 Antje → 1987 Osprey → 1988 Antje B. → 2002 Sofrana Bligh → 2003 Rangitane → 2005 Terry Siete → 2013 Anya Robyn, Zustand 2023 unklar
Inka Dede 111a 915 8410378 27.04.1984
01.06.1984
26.07.1984
Friedhelm Dede, Jork 1987 Regency Bay → 1987 Inka Dede → 1/1990 Carme → 3/1990 Blue Sky → 5/1993 Saigon Lotus → 12/1993 Blue Sky → 1995 Mandeb Bay → 1998 Blue Sky → 2011 Span Asia 2, so 2023 in Fahrt
Tequila Sunshine 111a 913 8410354 18.05.1984
22.06.1984
17.08.1984
Michael von Brauchitsch, Reinbek 1989 Wiebke → 1993 Umag Cayenne → 1994 Cayenne → 1995 Afris Trader → 1996 Afrostar → 2/1997 Orient Star → 8/1997 Afrostar → 2004 Lubava → 2010 Darja → 2014 Esperanza → 2022 Esperanza B, so 2023 in Fahrt
Albatros 111a 923 8410380 04.05.1984
25.07.1984
15.09.1984
Klaus Block, Drochtersen 1985 Tequila Monshine → 1986 Albatros I → 1987 Amönitas → 1/1989 Frauke → 2/1989 Scott Albatros → 1990 Frauke → 1992 Saigon Empress → 1993 ZIM Saigon → 10/1997 Monika → 12/1997 Thor Sofia → 2009 Lugela → 2011 Lady Remington III → 2013 Navi Wind → 2014 Stella di Mare → 2019 Sea Eagle, am 18. September 2022 im Hafen von İskenderun gekentert
Sleipner 111a 943 8410392 03.08.1984
07.09.1984
06.10.1984
Johann Kahrs, Estorf 1987 Brynmore → 1988 Sleipner → 1991 Blue Wave → 1992 Rangitoto → 1997 Noumea Express → 2005 Bougainville Coast → 2014 Span Asia 19, so 2023 in Fahrt
Gisela Bartels 111 916 8422034 06.06.1984
09.04.1985
21.05.1985
G. & J. G. Bartels, Hamburg abgeliefert als Gracechurp Harp → 1989 Gisela Bartels → 1996 Cis Brøvig → 2005 Merita, so 2023 in Fahrt
Esperanza 111a 970 8500070 13.06.1984
28.04.1985
01.06.1985
Herbert Drewes, Jork 1988 Manafoss → 1992 Esperanza → 1997 Frontier Colombia → 1997 Manzur → 1998 Melfi Panama → 2000 Esperanza → 2001 ANL Purpose → 2002 Esperanza → 2003 Karen Danielsen → 2005 Renis → 2005 Sider Red → 2006 Mirabelle → 2009 Marium → 2010 Lady Maria → 2022 Ocean 4, so 2023 in Fahrt
Dorado 111a 937 8500056 28.08.1984
12.09.1985
18.10.1985
Christoph Söhl, Estorf 1985 Band Aid Express → 1986 Dorado → 1993 Libra → 1996 Otto Danielsen → 2010 Knidos → 2013 Knidos M. → 2017 Span Asia 30, so 2023 in Fahrt
Tinto 111a 958 8500068 28.08.1984
30.09.1985
02.11.1985
Walter Ahrens, Stade abgeliefert als Band Aid Star → 1986 Tinto → 1996 Maj Danielsen → 2001 ANL Pride → 2003 Niugini Gulf → 2004 Maj Danielsen → 2014 Arife → 2016 Span Asia 29, so 2023 in Fahrt
Seevetal 111b 942 8607725 29.05.1984
17.03.1986
08.05.1986
Friedrich G. Frommann, Hamburg 1998 Pavo → 2000 Normed Istanbul → 2001 Pavo → 2006 Prode of Foynes → 10/2006 Pavo → 2007 Ranosen → 2011 Kale → 2014 Reeperbahn, so 2023 in Fahrt
Gretl 111a 969 8520434 30.08.1984
16.06.1986
30.08.1986
Jürgen Stahmer, Leeswig 1987 Blue Bird → 1989 Tequila Sunbirst → 1990 Mexico Express → 1991 Blue Bird → 1992 Saigon Progress → 1995 Blue Bird → 2000 Etly Danielsen → 2005 Piruit → 2010 Rachel → 2016 Southern Phoenix, am 6. Mai 2017 im Hafen von Suva (Fidschi) gesunken[2]
Anke 111a 975 8603535 01.05.1986
30.09.1986
18.10.1986
Harry Bröhan, Jork 1987 Falcon → 6/1988 Anke → 12/1988 Global Express 4 → 1989 Anke → 1993 ZIM Bangkok → 1994 Ranginui → 1999 BBC Germany → 2001 Industrial Caribe → 2002 Eva Danielsen → 2010 Aylin → 2017 Span Asia 33, so 2023 in Fahrt
Svenja 111a 988 8703268 26.06.1986
29.05.1987
30.06.1987
Hans Heinrich, Steinkirchen 1992 Steinkirchen → 1997 Thor Eagle → 2001 Thor Kis → 2007 Thor Athos → 2012 Meridian Uno, so 2023 in Fahrt

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sietas Typ 111 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Detlefsen, Gert Uwe: Vom Ewer zum Containerschiff. Die Entwicklung der deutschen Küstenmotorschiffe. Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford 1983, ISBN 3-7822-0321-6.
  • Detlefsen, Gert Uwe; Abert, Hans Jürgen: Die Chronik der deutschen Küstenmotorschiffe 1945-1995. 1. Auflage. Verlag Gert Uwe Detlefsen, Bad Segeberg 1995, ISBN 3-928473-24-7 (3 Bände).
  • Detlefsen, Gert Uwe; Abert, Hans Jürgen: Register der deutschen Kümos sowie anderer Fracht- und Containerschiffe von 500 bis 1600 BRT und bis BRZ 5000 1945-1999. 1. Auflage. Verlag Gert Uwe Detlefsen, Bad Segeberg 1999, ISBN 3-928473-54-9 (2 Bände).
  • Gert Uwe Detlefsen, Hans Jürgen Abert: Die Geschichte und Schicksale deutscher Serienfrachter. Band 1 - Die Entwicklung, deutsche Serien nach 1945 Die Schicksale der Hansa-A-Frachter. Verlag Gert Uwe Detlefsen, Bad Zwischenahn 1998, ISBN 3-928473-41-7.
  • Gert Uwe Detlefsen, Hans Jürgen Abert: Die Geschichte und Schicksale deutscher Serienfrachter. Band 2 - Die Schicksale und Lebensläufe der Hansa-B und C-Frachter, der Deutschen Mehrzweckfrachter, Typ '36 / 36 L', Trampko, Typ 'Rendsburg', BV 16/1800, RW 39/49 und Eco-Box. Verlag Gert Uwe Detlefsen, Bad Zwischenahn 1998, ISBN 3-928473-42-5.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fiji Sun, Final salvaging works include refloating of MV Southern Phoenix, 29. März 2019 (in Englisch), abgerufen am 29. Juni 2019
  2. Southern Phoenix crew couldn't control the situation at Suva wharf. 6. Mai 2017, abgerufen am 7. Mai 2017.