Sigrid Artmann

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Sigrid Artmann (* 20. September 1966 im oberbayrischen Mühldorf am Inn) ist eine deutsche Künstlerin, Kalligrafin, Autorin und Dozentin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1981 bis 1984 machte Artmann eine Ausbildung zu Industriekauffrau in Oberbayern. Bis 1998 war sie als kaufmännische Angestellte mit Schwerpunkt Vertrieb tätig und erfuhr erste Führungsverantwortung als Teamleitung im Vertrieb. 1998 zog sie nach Ludwigsburg um und war von 1998 bis 2011 als Key Account Managerin in verschiedenen Unternehmen im Vertrieb mit nationaler und internationaler Reisetätigkeit tätig. 1999 lernte Sigrid Artmann ihren späteren Ehemann Alexander Friederich kennen, den sie 2005 heiratete.

Nach autodidaktischer Beschäftigung mit der Kalligrafie folgte ab 2004 eine Ausbildung durch einen Kalligrafie-Fernkurs bei Alexandra Remmes sowie Aus- und Fortbildungen bei Künstlern wie Gottfried Pott und Hans Maierhofer. Den größten Einfluss auf ihre späteren künstlerischen Entwicklungen hatten die Kalligrafen Yves Leterme und Brody Neuenschwander (Belgien) sowie Torsten Kolle (Deutschland).

Ihre erste Ausstellung „Opiumschlummer und Champagnerrausch“ erfolgte 2009 anlässlich des Schillerjahres im Rathaus Marbach am Neckar. Im selben Jahr gründete sie die Gruppe „Schriftkünstler Baden-Württembergs“ (SKBW). Regelmäßige Treffen, Organisation von Workshops, Exkursionen und eine Vernetzung unter Kalligrafen war das Ziel. 2015 gab sie die Organisation an Jacqueline Hester ab. Von 2009 bis 2015 hatte sie die Position des stellvertretenden Vorstandes bei ARS SCRIBENDI e.V. inne.

Seit 2011 unternahm sie den Schritt in die freiberufliche künstlerische Tätigkeit, wobei sich eine enge Zusammenarbeit mit ihrem Mann ergab, einem gelernten Restaurator, der fortan die Rahmen für ihre Werke fertigte.

2013 gründete Artmann die Gruppe NEO3 mit den Kalligrafinnen Ute Kreuzer und Andrea Wunderlich. Über die Künstlerin Angelika Flaig kam Artmann 2014 schließlich ins Künstlerhaus Stuttgart. Dort eröffnete sich die Zusammenarbeit mit Dr. Gwendolyn Isabel Rabenstein und Sibylle Möndel und der künstlerische Siebdruck hielt Einzug in Artmanns Werk. 2017 wurde Artmann Gründungsmitglied des Künstlerkollektivs Nachtschwestern. Mitglieder sind neben ihr ASGARD († 2018) (Akkordeon), Angela Mohr (Autorin) und Isabel Eichenlaub (Cellistin).

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Artmann pflegt einen unkonventionellen Umgang mit Schrift, Buchstabe und Farbe. Ihr Frühwerk ist geprägt durch grelle Farben, provokante Worte und eine plakative Formensprache mit starken Kontrasten. Ihre Auseinandersetzung mit Worten ist eine Reaktion auf die rasante Entwicklung der Medien und ihre Bedeutung auf das Denken und Handeln dieser Zeit. „Die Macht der Worte“ ist ein Werkzyklus aus den Jahren 2016–2018.[1]

Im Zuge der Debatten um in Europa nach asylsuchenden Menschen plante Artmann 2015 ihre erste Kunstperformance mit dem Titel „no voice – letters act“. Diese sollte im Württembergischen Kunstverein Stuttgart stattfinden, wurde jedoch von den Kuratoren dort abgelehnt. Artmann setzte diese Performance dann ungenehmigt vor dem Landtag Baden-Württemberg um. Mit MANIFESTO 2016 wurden ihre Performances einem internationalen Publikum bekannt. „Denkmal Ludwigsburg“ folgte 2016. Erstmals wurden Experimente mit Champagnerkreide im öffentlichen Raum umgesetzt, indem sie Schrift großflächig auf Gehwegen auftrug.

2019 entwickelte Artmann mit „QUERIDA MADRE“ auf Lanzarote, das Genre der Rituellen Kunst. Die Rituelle Kunst ist eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende, formelle und feierlich-festliche Handlung mit hohem Symbolgehalt. Sie wird von bestimmten Wortformeln und festgelegten Gesten begleitet. Ein ausgearbeitetes Zeremoniell begleitet die Vorbereitung, die Umsetzung und den Schlussakt der Installation. Nicht das fertige Kunstwerk ist das Ziel, vielmehr der repetitive performelle Akt. Dieses Ereignis wird in einen routinierten, immer wiederkehrenden Ablauf überführt. 2019 besuchte Artmann die Ausstellung von Fabienne Verdier in Aix en Provence, durch deren großformatige Werke sie inspiriert wurde, in größeren Dimensionen zu arbeiten. Für die Umsetzung dieser neuen großformatigen Arbeiten mietete Artmann im März 2020 ein Gemeinschaftsatelier in Gerlingen an, wo u. a. der Werke zum Zyklus „BEYOND WORDS“ entstanden.

Logodesign[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Artmann entwickelte Wort- und Bildmarken für zahlreiche Institutionen, Unternehmen und Personen des öffentlichen Lebens, darunter den Eishockeyspieler Christoph Ullmann.

Entwicklung eigener Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Artmann unterrichtete Kalligrafie in Verbindung mit zeitgenössischer Kunst an Kunstakademien in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sie erkannte, dass ein intensives Lernen von historischen Schriften nicht in das Konzept der Erwachsenenbildung passte und entwickelte daraufhin eigene moderne Schriften, „Bold Beauty“[2] sowie etwas später „Bold Elegant“, die sie fortan an den Kunstakademien unterrichtete.

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gruppenausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2012: Tentoonstelling, Galerie Manna Kunsthuis Brügge
  • 2013: 63. Kunstausstellung, Kunstverein Bayreuth[10] (N)
  • 2014: 2041. Endlosschleife, Württembergischer Kunstverein Stuttgart[11]
  • 2014: 14_18, Kulturrat Ypern, Belgien
  • 2014: Due Cuori, KunstRaum Herzogenaurach
  • 2014: Body-Shelter-Net, Künstlerhaus Stuttgart[12]
  • 2015: NEO3: Zeichen setzen, Kreishaus Ludwigsburg[13]
  • 2016: Internationaler großer Preis der Kalligrafie, Westerlo, Belgien (N)
  • 2016: Melzer und Freunde, Galerienhaus Stuttgart
  • 2016: Faces, Künstlerhaus Stuttgart
  • 2017: urban art, Städtische Galerie „Altes Rathaus“ Wörth[14]
  • 2018: Fremde, Künstlerhaus Stuttgart
  • 2018: Global Calligraphy Vienna, ReArte Galerie Wien[15]
  • 2018: Internationaler großer Preis der Kalligrafie, Westerlo (N)[16]
  • 2019: Artbox-Project, Miami[17]
  • 2019: Calligraphies in Conversation, San Francisco[18]
  • 2019: Subkutan, NEO3, Landratsamt Bayreuth[19]
  • 2019: schriftlich. bild, kalligrafie, zeichen, Dreiländermuseum Lörrach[20]
  • 2020: Das unlesbare Konzept, Typomania Moscow International Festival, Moskau[21]
  • 2021: Notes from the underground, Bartlhaus Pettenbach (Österreich)[22]

(N) = Kunstpreis Nominierung

Preise und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2014: Internationaler Großer Preis der Kalligraphie Westerlo Belgien 1. Platz[23]
  • 2015: Förderpreis „Kultur der Regionen“ | Lorenz + Company[24]
  • 2016: InterRisk Kunstpreis 1. Platz[25]
  • 2017: visual art’n Sound, Kunstpreis der Volksbank Stiftung Bruchsal gemeinsam mit den Nachtschwestern
  • 2018: ARTITUEDEN, ausgezeichnet mit dem HP Regional Inkspiration Award 2018[26]
  • 2019: „Scripturen“ Kalenderprojekt Franz Wagner Gregor Calendar Award
  • 2019: red dot design award | X-Press-U: Projekt gemeinsam mit IST METZ, Nürtingen[27]
  • 2020: „dahinter“ Kalenderkonzept für Rombold & Gfröhrer GmbH & Co. KG, Nominierung zum Gregor Calendar Award[28]
  • 2020: German design award | Pad-Book: Projekt gemeinsam mit IST METZ, Nürtingen[29]
  • 2021: „Stein Zeit“ Gregor Calendar Award Projekt: Rombold & Gfröhrer GmbH & Co. KG

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit Tanja Karipidis, Ingo Cesaro: Offnes Geheimnis, Verlag Tanja Karipidis, Ingo Cesaro, Erlangen 2013[30]
  • SchreibART: kalligraphische Schrift-Experimente. Frechverlag, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-7724-6296-2
  • SHOE UNIQUE. Frechverlag, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-7724-7908-3
  • Mehr als nur ein Wort. Schrift als Gestaltungselement. Dr. Josef Raabe Verlags-GmbH, Stuttgart 2016[31]
  • 100 überraschende Acrylideen. Frechverlag, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-7724-8248-9
  • ARTITUEDEN, ein KunstWerkBuch, limit. Auflage 300 Unikat-Exemplere 2017 Eigenverlag[32]
  • Calligraphy yourself: Dein Leben! Deine Kalligrafie!. Frechverlag, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-7724-8324-0
  • Beitrag in „Junge.Kirche“ Ausgabe 2/2018[33]
  • Das unlesbare Konzept. Videovortrag zur Typomania 2020 gefördert durch das Goethe-Institut[34]
  • BEYOND WORDS, Katalog zur Typomania[35] gefördert durch das Goethe-Institut

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ↑ Artmann Sigrid Kalligrafie und Schriftkunst Ludwigsburg – about. Abgerufen am 14. Juni 2020.
  2. ↑ Holly Cohen: Bringing the inside out: A Conversation with Sigrid Artmann. In: Christopher Calderhead (Hrsg.): Letter Arts Review. Band 31:4, Nr. 1. John Neal Bookseller, New York 2019, S. 64.
  3. ↑ ein sicht, Ausstellung mit Schriftkunst von Sigrid Artmann, Vernissage am Mittwoch, 7.09.2016 um 14.30 im Ausstellungsgang Haus 1. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  4. ↑ 2018. In: Kuenstler der Filder. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  5. ↑ Stadt Ludwigsburg - Veranstaltungskalender. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  6. ↑ »Die Macht der Worte« Kalligrafien von Sigrid Artmann. Schrift & Heimatmuseum Bartlhaus, abgerufen am 16. Juni 2020.
  7. ↑ Ludwig Laibacher: Neues Experiment am Marktplatz in Ludwigsburg: Protestanten wollen sich einmischen. In: Stuttgarter-Zeitung.de. 14. März 2019, abgerufen am 16. Juni 2020.
  8. ↑ Andreas Hollender: Handschrift, Das Magazin für Kalligrafie und Handlettering. Hrsg.: NEUDENKEN Media. Band 2019, Nr. 08. neuDenken Media, 2019, ISSN 2511-8528, S. 16–22.
  9. ↑ °LAUDA FabrikGalerie. Abgerufen am 4. Juli 2021.
  10. ↑ 63. Bayreuther Kunstausstellung, Kunstverein Bayreuth e. V.
  11. ↑ Württ. Kunstverein Stuttgart: KünstlerInnen. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  12. ↑ Body Shelter Net – Künstlerhaus Stuttgart. Abgerufen am 16. Juni 2020 (deutsch).
  13. ↑ Schiller-Volkshochschule Kreis Ludwigsburg. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  14. ↑ Kunstverein Wörth e.V. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  15. ↑ Abd A. Masoud: Where art meets Calligraphy. In: Gerald Brod (Hrsg.): Vernissage. 38. Jahrgang, Nr. 340. Brod Media GmbH, Wien 2018.
  16. ↑ Kalligrafia vzw. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  17. ↑ Artbox Project Miami 2.0 | Artweeks Miami | Artbox Projects. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Juni 2020; abgerufen am 16. Juni 2020 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.artboxprojects.com
  18. ↑ 2019-Exh-Opening. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  19. ↑ „SUBKUTAN“ - Kalligrafieausstellung | Landkreis Bayreuth. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  20. ↑ Dreiländermuseum Lörrach | schriftlich: Bild. Kalligrafie. Zeichen. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  21. ↑ Calligraphy of Sigrid Artmann. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  22. ↑ Schrift & Heimatmuseum Bartlhaus. Abgerufen am 4. Juli 2021 (deutsch).
  23. ↑ Kalligrafia vzw. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  24. ↑ Lorenz & Company: Förderfonds. 23. Januar 2020, abgerufen am 16. Juni 2020.
  25. ↑ Edition InterRisk. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  26. ↑ Sigrid Artmann: HP Regional Inkspiration Award | Elanders Print & Packaging. In: ARTITUEDEN printed by Elanders. Sigrid Artmann, 18. Juni 2018, abgerufen am 17. Juni 2020 (deutsch).
  27. ↑ Red Dot Design Award: X-Press-U. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  28. ↑ d a h i n t e r 2020 – Graphischer Klub Stuttgart. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  29. ↑ PadBook - Winner - Integrated Campaigns and Advertising - German Design Award. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  30. ↑ Offnes Geheimnis: Tanja Karipidis, Buntpapier - Ingo Cesaro, Kurzgedichte. T. Karipidis I. Cesaro, Erlangen [Kronach] 2013 (dnb.de [abgerufen am 16. Juni 2020]).
  31. ↑ Stefanie Rapp: Mehr als nur ein Wort. In: www.klett-gruppe.de. Dr. Josef Raabe Verlags-GmbH, 2016, abgerufen am 17. Juni 2020.
  32. ↑ Gertraud Bichlmaier: Über Schrift, oder: eine Sprache in der Tiefe. In: Ars Scribendi e.V. (Hrsg.): Zeitschrift der Internationalen Gesellschaft zur Förderung der Literatur- und Schriftkunst e.V. 600. Auflage. Band 24, Nr. 3. Aachen 2017, S. 28.
  33. ↑ Gerard Minnaard: Über Schrift, oder: eine Sprache in der Tiefe. In: Erev-Rav, Verein für biblische und politische Bildung (Hrsg.): Junge.Kirche. Band 79, Nr. 2. JungeKirche, Februar 2018, ISSN 0022-6319, S. 60.
  34. ↑ „Das unlesbare Konzept“ von Sigrid Artmann - Goethe-Institut Russland. Abgerufen am 17. Juni 2020.
  35. ↑ Artmann Sigrid Kalligrafie und Schriftkunst Ludwigsburg - publications. Abgerufen am 4. Juli 2021.
  36. ↑ Künstler (A-Z). In: BBK Karlsruhe. Abgerufen am 18. Juni 2020 (deutsch).
  37. ↑ tgm-online – Typographische Gesellschaft München. Abgerufen am 18. Juni 2020 (deutsch).
  38. ↑ Home. Abgerufen am 18. Juni 2020.
  39. ↑ Mitgliederverzeichnis - Schreibwerkstatt Klingspor Offenbach. Abgerufen am 18. Juni 2020.
  40. ↑ Schweizerische Kalligraphische Gesellschaft - Mitglieder und Vorstand. Abgerufen am 18. Juni 2020.
  41. ↑ Mitgliedverzeichnis | Global Calligraphy Vienna. Abgerufen am 18. Juni 2020 (deutsch).
Personendaten
NAME Artmann, Sigrid
KURZBESCHREIBUNG deutsche Künstlerin, Kalligrafin, Autorin und Dozentin
GEBURTSDATUM 20. September 1966
GEBURTSORT Mühldorf am Inn
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