Sigrid Graumann

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Sigrid Graumann (geboren 3. August 1962 in Möckmühl) ist eine deutsche Biologin, Humangenetikerin und Ethikerin. Sie ist seit 2011 Professorin für Ethik an der Evangelischen Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe, die sie seit 2017 als Rektorin leitet. Seit 2016 gehört sie dem Deutschen Ethikrat an.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sigrid Graumann studierte Biologie mit Hauptfach Humangenetik und Philosophie an der Universität Tübingen. Nachdem sie das Studium 1993 mit dem Diplom abgeschlossen hatte, war sie von 1994 bis 1997 Mitglied im Graduiertenkolleg „Ethik in den Wissenschaften“ der Universität Tübingen und von 1997 bis 2002 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Interfakultären Zentrum für Ethik in den Wissenschaften, seit 2009 umbenannt in Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) in Tübingen.[1] Im Jahr 2000 promovierte sie im Bereich Humangenetik mit einer Arbeit über wissenschaftstheoretische und ethische Fragen der somatischen Gentherapie.[2] Von 2002 bis Ende 2008 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am gemeinnützigen Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft (IMEW) in Berlin beschäftigt.[3]

Im Jahr 2009 schloss sie eine zweite Promotion im Bereich Philosophie zu menschenrechtsethischen Fragen im Zusammenhang mit der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention an der Universität Utrecht ab.[4] Ab 2009 war sie als akademische Rätin am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Oldenburg beschäftigt, bevor sie 2011 als Professorin für das Lehrgebiet Ethik im Fachbereich Heilpädagogik und Pflege an die Evangelische Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum wechselte. Von 2016 bis 2017 war sie dort Prorektorin für Forschung und Weiterbildung und seit 2017 leitet sie die Hochschule als Rektorin.

Auf Vorschlag von Bündnis 90/Die Grünen wurde sie 2016 in den Deutschen Ethikrat berufen. 2020 wurde sie für weitere vier Jahre als Mitglied des Gremiums bestätigt.[5]

Schwerpunkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Deutschen Ethikrat engagiert sie sich besonders in den Bereichen Biomedizin, Bioethik und Behinderung sowie mit sozialethischen Fragen biomedizinischer Forschung und Praxis.[6]

Darüber hinaus gehören zu den Schwerpunkten ihrer Forschung allgemeine und angewandte Aspekte der Berufsethiken von Heilpädagogik, Pflege und anderen sozialen Berufen sowie Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit mit Blick auf benachteiligte Menschen.[1]

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Degener, Theresia; Eberl, Klaus; Graumann, Sigrid; Maas, Olaf; Schäfer, Gerhard K. (Hg.) 2016: Menschenrecht Inklusion. 10 Jahre UN-Behindertenrechtskonvention. Bestandsaufnahme und Perspektiven zur Umsetzung in sozialen Diensten und diakonischen Handlungsfeldern. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, ISBN 978-3-7887-3080-2
  • Assistierte Freiheit. Von einer Behindertenpolitik der Wohltätigkeit zu einer Politik der Menschenrechte. Frankfurt a. M. 2011: Campus, ISBN 978-3-593-39396-4
  • mit Lisa Koopmann: Neue Entwicklungen in der pränatalen Diagnostik – gesellschaftliche und ethische Fragen. [Elektronische Quelle]. Bochum: Ev. Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe (2019) https://kidoks.bsz-bw.de/frontdoor/index/index/docId/1352
  • Forschung mit, an und für Menschen mit Behinderung. In: Behindertenpädagogik, 2, 118–133 (2018)
  • Assistierte Autonomie – das Rechte und das Gute für Menschen mit komplexen Beeinträchtigungen? In: Müller, J.; Lelgemann, R. (Hrsg.): Menschliche Fähigkeiten und komplexe Behinderungen. Philosophie und Sonderpädagogik im Gespräch mit Martha Nussbaum. Darmstadt, 68–82 (2018)
  • Assistierte Freiheit. Vorschlag einer moralphilosophischen Begründung sozialer Menschenrechte über verbindliche gemeinschaftliche Solidaritätspflichten. In: Jahrbuch für Ethik und Recht, 22, 229–249 (2014)
  • Kann Zwang ethisch gerechtfertigt sein? Ethische Überlegungen zu unfreiwilligen psychiatrischen Behandlungen. In: Henking, T.; Vollmann, J. (Hrsg.): Gewalt und Psyche. Die Zwangsbehandlung auf dem Prüfstand. Baden-Baden, 123–151 (2014)
  • Assistierte Freiheit. Von einer Behindertenpolitik der Wohltätigkeit zu einer Politik der Menschenrechte. Frankfurt am Main (2011), ISBN 978-3-593-39396-4
  • Sorge und Gerechtigkeit. Wie sollte eine angemessene Konzeption sozialer Gerechtigkeit für behinderte Menschen aussehen? In: Zeitschrift für politische Theorie, 2 (1), 23–40 (2011)
  • Zulässigkeit später Schwangerschaftsabbrüche und Behandlungspflicht von zu früh und behindert geborenen Kindern – ein ethischer Widerspruch? In: Ethik in der Medizin, 22 (2), 123–134 (2011)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Persönliche Homepage Prof. Dr. Dr. Sigrid Graumann - EvH RWL. Abgerufen am 16. Juli 2021.
  2. Sigrid Graumann: Die somatische Gentherapie: Entwicklung und Anwendung aus ethischer Sicht (= Ethik in den Wissenschaften. Band 12). Francke, Tübingen Basel 2000, ISBN 3-7720-2622-2 (dnb.de [abgerufen am 16. Juli 2021]).
  3. Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft: Dr. Sigrid Graumann. Abgerufen am 17. Juli 2021.
  4. S. Graumann: Assistierte Freiheit. Von einer Behindertenpolitik der Wohltätigkeit zu einer Politik der Menschenrechte. 11. September 2009, abgerufen am 16. Juli 2021.
  5. EvH-Rektorin Prof. Dr. Dr. Sigrid Graumann: „Ich freue mich auf vier weitere Jahre im Deutschen Ethikrat“. Informationsdienst Wissenschaft, 18. Mai 2020, abgerufen am 16. Juli 2021.
  6. Sigrid Graumann - Schwerpunkte des Engagements im Ethikrat. Deutscher Ethikrat, abgerufen am 16. Juli 2021.