Simon Schmiderer

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Simon Schmiderer (geboren am 27. Jänner 1911 in Saalfelden; gestorben am 12. April 2001 in Highland Beach, USA) war ein österreichischer Architekt, der aufgrund der Okkupation Österreichs durch das NS-Regime in die USA emigrierte.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schmiderer war der Sohn eines Eisenbahners aus dem Salzburger Pinzgau. Er studierte an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien und lernte dort seine spätere Frau Mabel Burlingham kennen.[1] Mabel war eine Urenkelin des New Yorker Juweliers Charles Lewis Tiffany und Tochter von Dorothy Burlingham Tiffany, Psychoanalytikerin und Lebenspartnerin von Anna Freud. So lernte Schmiderer auch Sigmund Freud kennen.[2] Einer seiner engsten Freunde wurde Harry Freud, ein Neffe des Psychoanalytikers.

1938 emigrierte Schmiderer gemeinsam mit der Familie Freud zuerst nach Großbritannien, später mit seiner Frau in die USA. Zu seinen ersten Aufträgen als Architekt zählte ein Süßwarengeschäft für die ebenfalls emigrierte Wiener Familie Heller an der 5th Avenue in New York. Ab 1943 arbeitete er bei den Architekten Wallace Harrison und Maxwell Abramovitz, die unter anderem verschiedene Projekte für Nelson Rockefeller und dessen Unternehmungen verwirklichten. Ab 1944 war er im Verlagshaus TIME-Life in New York tätig, ab 1947 war er als Architekt am Bau des UNO-Hauptquartiers in Manhattan beteiligt. Rockefeller hatte der UNO ein Grundstück in Manhattan geschenkt und international renommierte Architekten, wie Oscar Niemeyer und Le Corbusier, eingeladen. „Schmiderer zählte zu den ,backroom boys', die Entwürfe in konkrete Modelle umsetzten.“[2] Er war insbesondere für die Bibliothek und die Generalversammlung des UN-Hauptquartiers zuständig. Ab 1952, bis in die 1960er Jahre, realisierte er im Auftrag einer Rockefeller-Stiftung umfangreiche Wohnbauprogramme in Puerto Rico. Hierbei setzte er Ideen des Seriellen Wohnens um und prägte den Satz: „One house in one hour“.[3][4] Nach dem Zweiten Weltkrieg zählte er auch zu den Erfindern von Fertigteilen aus Beton.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Visionäre und Vertriebene, Ausstellungskatalog, Wien 1995
  • Gerald Lehner: Das menschliche Maß. Eine Utopie? Gespräche mit Leopold Kohr über sein Leben. Salzburg 2014. ISBN 978-3-902932-01-3.
  • Walter Thaler: Simon Schmiderer. Saalfeldener Eisenbahnerbub heiratet Tiffany-Erbin und wird Stararchitekt in den USA. In: ders.: Erinnerungswürdig. Prägende Persönlichkeiten der Salzburger Geschichte. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2022, ISBN 978-3-7025-1033-6, S. 240–243.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gerald Lehner: Das menschliche Maß. Eine Utopie? Gespräche mit Leopold Kohr über sein Leben. Salzburg 2014. ISBN 978-3-902932-01-3.
  2. a b Eva Maria Bachinger, Gerald Lehner: ’’Im Schatten der Ringstraße’’. Wien: Czernin 2015, ISBN 978-3-7076-0432-0, S. 155–159.
  3. Guggenheim-Museum: Collection Online: Simon Starling, abgerufen am 5. Juni 2015. Starling überarbeitete 2002 Schmiderers Entwürfe unter Verwendung von Schönbergs 12-Ton-Technik.
  4. Austria-Forum: Offizielle Kurzbiographie von Simon Schmiderer, abgerufen am 5. Juni 2015.