Sinun

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Sinun
Lage
Sinun (Irak)
Sinun (Irak)
Sinun
Koordinaten 36° 27′ N, 41° 42′ OKoordinaten: 36° 27′ N, 41° 42′ O
Staat Irak Irak
Gouvernement Ninawa
Distrikt Sindschar
Basisdaten
Höhe 500 m
Einwohner 16.798 (Juli 2014[1])
Blick auf die Stadt Sinun
Blick auf die Stadt Sinun
Blick auf die Stadt Sinun

Sinun (auch Sinune, kurmandschi Sinunê, arabisch سنوني, DMG Sinūnī) ist eine kleine jesidische Stadt im Norden des Iraks. Die Stadt liegt im Distrikt Sindschar nördlich des Dschabal Sindschar im Gouvernement Ninawa. Der Ort gehört zu den umstrittenen Gebieten des Nordiraks.[2][3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sinun ist ein sogenanntes „Modelldorf“ (auch muǧammaʿāt genannt) und wurde zwischen 1965 und den 1970er Jahren gegründet. Für die Ansiedlung der Jesiden wurden andere jesidische Dörfer entvölkert. Im Jahr 1965 beschloss die damalige irakische Regierung die jesidischen Dörfer des Dschabal Sindschar zu zerstören und die Bewohner zur Umsiedlung zu zwingen. Die ca. 400 jesidischen Dörfer des Dschabal Sindschar wurden teilweise mit Bulldozern platt gewalzt und die Bewohner vertrieben. Das Baath-Regime bezeichnete diese erzwungenen Umsiedlungsmaßnahmen als Modernisierungsprojekte.[4]

Sinun gehört wie die gesamte Region Sindschar und die gesamte Provinz Ninawa seit dem Sturz Saddam Husseins 2003 zu den umstrittenen Gebieten des Nordiraks. Die Stadt wurde bis August 2014 von kurdischen Peschmerga kontrolliert.[5]

Im August 2014 wurde die Stadt von dem Islamischen Staat überfallen und unter ihre Kontrolle gebracht.[6] Der IS wurde später aus der Stadt und der gesamten Sindschar Region vertrieben und der Ort gilt als befreit und zurückerobert. Trotzdem sind nur wenige Bewohner in die Stadt zurückgekehrt.[7]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu der Bevölkerung Sinun‘s zählen ausschließlich Jesiden. Diese wurden aufgrund des Völkermords an den Jesiden 2014 durch den IS verschleppt, ermordet oder vertrieben. Viele Bewohner der Stadt leben derzeit in Flüchtlingslagern in der Autonomen Region Kurdistan.[6][8]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Emerging Land Tenure Issues among Displaced Yazidis from Sinjar, Iraq. (PDF) In: United Nations Human Settlements Programme (UN–Habitat). November 2015, abgerufen am 5. Dezember 2018 (englisch).
  2. Andrea Jeska: Wo sonst könnten wir leben? Ein Besuch bei Jesidinnen im Nordirak. In: Welthungerhilfe.de - Für eine Welt ohne Hunger und Armut. (welthungerhilfe.de [abgerufen am 30. November 2018]).
  3. Otmar Oehring: Christen und Jesiden im Irak: Aktuelle Lage und Perspektiven. In: Konrad-Adenauer-Stiftung. S. 92, abgerufen am 30. November 2018.
  4. Irene Dulz: Die Yeziden im Irak: zwischen "Modelldorf" und Flucht. LIT Verlag Münster, 2001, ISBN 978-3-8258-5704-2, S. 54–55 (google.de [abgerufen am 27. Februar 2019]).
  5. Human Rights Watch. Abgerufen am 13. September 2020.
  6. a b Elke Dangeleit: Nordirak: Jesiden befürchten erneut Vertreibungen. Abgerufen am 30. November 2018 (deutsch).
  7. Sindschar-Gebirge im Nordirak - Zögerliche Rückkehr der Jesiden. In: Deutschlandfunk. (deutschlandfunk.de [abgerufen am 30. November 2018]).
  8. Hoffnung in Trümmern. (tagesspiegel.de [abgerufen am 30. November 2018]).