Slagtersnek-Aufstand

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Der Slagtersnek-Aufstand (englisch Slachter’s Nek Rebellion, Afrikaans Slagtersnek-Rebellie) war eine Rebellion von Buren im Jahr 1815 an der Ostgrenze der Kapkolonie. Der Aufstand wurde nach kurzer Zeit von britischen Truppen niedergeschlagen. Er wird als eine der Entwicklungen im südlichen Afrika dieser Zeit angesehen, die das Verhältnis zwischen Briten und Buren zerrütteten und knapp zwei Jahrzehnte später zum Großen Treck führten.[1]

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kapkolonie kurz nach der britischen Annexion im Jahr 1806

Die Regionen am Kap wurden seit dem 17. Jahrhundert verstärkt von niederländischen Auswanderern besiedelt, den sogenannten Buren. Die Kolonie dehnte sich in den kommenden Jahrzehnten immer weiter nach Norden und Osten aus. Dabei kam es immer wieder zu Konflikten zwischen weißen Siedlern und der einheimischen Bevölkerung wie den Khoikhoi, Xhosa und anderen. Den Höhepunkt erreichten diese Konflikte in den Grenzkriegen ab 1779.

Als 1795 französische Truppen in den Niederlanden einmarschierten, landeten britische Truppen in Kapstadt, um die Siedlung gegen die Franzosen zu sichern. Der Gouverneur von Kapstadt übergab nach anfänglicher Weigerung am 16. September 1795 die Kolonie den Briten. Ein niederländischer Rückeroberungsversuch scheiterte im August 1796. Die Buren von Graaff-Reinet ergaben sich erst, als eine Armee gegen sie ausgesandt wurde, und revoltierten 1799 und 1801 erneut. Im Februar 1803 fiel die Kapkolonie nach dem Frieden von Amiens an die Batavische Republik. Im Zuge der wieder aufflammenden Feindseligkeiten zwischen Großbritannien und dem napoleonischen Frankreich besetzten die Briten 1806 die Kapkolonie erneut, um ihre Seehandelswege in den Fernen Osten zu sichern, und annektierten diese am 8. Januar 1806. Von 1810 bis 1812 erfolgte dann eine kurze französische Okkupation. 1814 traten die Niederlande die Kolonie dann endgültig an Großbritannien ab. Viele der angestammten Buren begegneten der neuen britische Administration mit Misstrauen und Ablehnung.

Auslöser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frederik Bezuidenhout war ein Buren-Farmer im heutigen Somerset East, das damals an der Ostgrenze der Kapkolonie lag. Im Jahr 1815 wurde er wegen des Verdachts der Körperverletzung vor das örtliche Gericht in Graaff-Reinet geladen, nachdem er von einem seiner Arbeiter, einem Khoi, wiederholt beschuldigt worden war, diesen misshandelt zu haben. In einer alternativen Vorgeschichte hielt der Farmer den Lohn des Arbeiters zurück, nachdem er diesen des Diebstahls verdächtigte. Bezuidenhout weigerte sich im Nachgang zweimal, vor Gericht zu erscheinen, und wurde am 5. Oktober 1815 in Abwesenheit zu einem Monat Gefängnis verurteilt.[2][3]

Um ihre Autorität gegenüber der Buren auch in östlichen Kapkolonie zu demonstrieren, entsandte die britische Kommandantur am 16. Oktober 1815 eine Truppe von 12 Khoi-Khoi-Soldaten unter Führung eines britischen Offiziers zu Bezuidenhouts Farm, um diesen festzunehmen. Bezuidenhout widersetzte sich der Verhaftung und floh in eine Höhle in der Nähe seines Hauses. Als er sich weigerte, sich zu ergeben und seine Strafe anzutreten, wurde er von einem der Soldaten erschossen.[4][2]

Aufstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurz nach der Beerdigung von Frederik Bezuidenhout kippte die Stimmung in der Region. Ressentiments und Gerüchte, dass die Briten den Buren gegenüber feindlich eingestellt seien und stattdessen Farbige bevorzugen wollen, ließen die Lage weiter eskalieren. Zudem wurden den örtlichen Buren im gleichen Zeitraum mehr als 3600 Rinder gestohlen, was diese in ihrer Ansicht, dass die Briten vorsätzlich nicht genug taten, um sie vor den Angriffen der benachbarten Xhosa zu schützen, weiter bestärkte.[5]

In der Folge organisierte Bezuidenhouts Bruder Hans zusammen mit Hendrik Prinsloo ein sogenanntes Buren-Kommando, eine paramilitärische Einheit, für einen Aufstand. Ziel war es, die britische Kolonialangehörigen und deren Truppen vom Ostkap zu vertreiben. Prinsloo wurde allerdings bereits kurz darauf verhaftet. Den Rebellen gelang es im Nachgang nicht, zusätzliche Unterstützung für einen bewaffneten Kampf in der lokalen Bevölkerung zu mobilisieren.

Am 18. November traf das Rebellen-Kommando in Slagtersnek, einem Gebirgspass etwa 30 km östlich von Somerset East, auf eine überlegene britische Truppenformation, die vom Militärkommandanten Oberst Jacob Cuyler an die Ostgrenze der Kolonie entsandt worden war. Nachdem erste Verhandlungen gescheitert waren, ergaben sich etwa 20 Rebellen. In den folgenden Tagen legten weitere Aufständische in der Region ihre Waffen nieder, ohne dass es zu einem Gefecht gekommen war.

Hans Bezuidenhout versuchte mit seiner Familie und ein paar wenigen Gefolgsleuten weiter in östliche Richtung zu entkommen und weigerte sich, sich zu stellen. Am 29. November wurden die letzten Aufständischen von britischen Truppen gestellt. Während sich das Gros der Rebellen widerstandslos ergab, versuchte sich Hans Bezuidenhout der Gefangennahme zu entziehen und wurde wie sein Bruder knapp zwei Monate zuvor erschossen.

Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

20 Aufständische wurden kurz nach der Niederschlagung in Uitenhage angeklagt. Einige wenige wurden freigesprochen. Sechs Rebellen wurden hingegen zum Tode verurteilt, von denen einer von ihnen später vom Gouverneur Lord Charles Henry Somerset begnadigt wurde.[6] Die übrigen fünf wurden am 9. März 1816 in Van Aardtspos, in der Nähe des heutigen Cookhouse, in der Öffentlichkeit gehängt, darunter auch Hendrik Prinsloo. Nachdem bei vier Verurteilten die Vollstreckung im ersten Versuch misslang, flehten die Häftlinge zusammen mit zahlreichen Zuschauern um ihr Leben. Dennoch ordnete der Henker an, die vier ein zweites Mal zu hängen.[2]

Dieser kompromisslose Umgang und die sehr drakonischen Strafen belasteten das Verhältnis von Briten und Buren zusehends. In den folgenden zwei Jahrzehnten kam es zu weiteren Spannungen, die am Ende zum Großen Treck, der großangelegte Migration der Buren aus der Kapkolonie zwischen 1835 und 1841, führten. Einige Voortrekker-Anführer nannten den Aufstand später als einen der auslösenden Gründe dafür.[7] Am Großen Treck selbst nahmen auch einige frühere Rebellen des Slagtersnek-Aufstandes teil.[8]

Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Slagtersnek-Monument südlich von Cookhouse

An der Stelle der Hinrichtungen erinnert eine Erinnerungsstele an die fünf gehängten Aufständischen sowie an Hans und Frederik Bezuidenhorst.[9] Es wurde am 9. März 1916, exakt 100 Jahre nach der Vollstreckung der Todesurteile, eingeweiht. Der Holzbalken, an dem die Rebellen 1816 gehängt wurden, wird im Somerset East Museum ausgestellt.[10] Für Frederik Bezuidenhorst wurde an der Stelle, an der er erschossen wurde, ein Obelisk aus rotem Dolerit errichtet, welcher von der Niederländisch-reformierten Kirche gestiftet wurde.[11][12] Sein Grab befindet sich 200 Meter entfernt davon.[12]

Die Bezuidenhouts wurden (und werden teils auch noch heutzutage) in nationalistischen Buren-Kreisen zu Nationalhelden stilisiert.[13] Der Aufstand und die anschließenden Hinrichtungen der Aufständischen haben zudem unter zeitgenössischen südafrikanischen Historikern eine besondere Bedeutung als Beginn des Kampfes der Afrikaner gegen die britische Kolonialherrschaft erlangt.[14] Die Ereignisse rund um den Aufstand sind Kern verschiedener fiktionaler und dokumentarischer Werke.[7]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Slachter’s Nek rebels are hanged | South African History Online. Abgerufen am 21. April 2023.
  2. a b c Frank Welsh: A history of South Africa. HarperCollins, London 1998, ISBN 0-00-255561-1.
  3. W. J. De Kock, National Council for Social Research: Dictionary of South African biography;. Nasional Boekhandel Bpk. for National Council for Social Research, Dept. of Higher Education, Pretoria 1987, ISBN 0-624-00856-8.
  4. Sheila Patterson: The Last trek : a study of the Boer people in the Afrikaner Nation. London 1957, ISBN 978-1-136-53269-6.
  5. H. N. Conradie: Lewensgeskiedenis van Komdt-Genl J.I.J. Fick, veroweraar van die verowerde gebied. Courant D & U. Mpy., Voorw., 1927 (google.de [abgerufen am 21. April 2023]).
  6. Cape of Good Hope (South Africa) Archives: The rebellion of 1815, generally known as Slachters Nek.: A complete collection of all the papers connected with the trial of the accused; with many important annexures. J. C. Juta & co., Cape Town, London 1902 (openlibrary.org [abgerufen am 21. April 2023]).
  7. a b Slagtersnek - ESAT. Abgerufen am 21. April 2023.
  8. J. C. Visagie: Voortrekkerstamouers, 1835-1845. Universiteit von Suid-Africa, 2000, ISBN 978-1-86888-060-7 (google.de [abgerufen am 21. April 2023]).
  9. Slachter’s Nek Exhibition at Somerset East. Abgerufen am 21. April 2023 (englisch).
  10. Somerset East Museum; Attractions in Karoo, Cacadu District. Abgerufen am 21. April 2023.
  11. Tracks4Africa. Abgerufen am 21. April 2023 (englisch).
  12. a b W. J. De Kock, National Council for Social Research: Dictionary of South African biography;. Nasional Boekhandel Bpk. for National Council for Social Research, Dept. of Higher Education, Pretoria 1987, ISBN 0-624-00856-8.
  13. December 16 and the Construction of Afrikaner Nationalism | South African History Online. Abgerufen am 21. April 2023.
  14. Dirk Jacobus Potgieter: Standard Encyclopedia of Southern Africa. Hrsg.: Human Sciences Research Council. 1971.