So meschugge

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So meschugge ist der deutsche Titel des US-amerikanischen Foxtrottschlagers Crazy People von James V. Monaco, zu dem Edgar Leslie die englischen Original-lyrics gedichtet hat. Er erschien 1932 im Musikverlag von Leo Feist in New York.[1] In Deutschland wurde das Lied bei Francis, Day & Hunter verlegt.[2]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Charles Amberg hat den deutschen Text geschrieben. Er bediente sich dabei des aus dem Jiddischen stammenden Lehnwortes meschugge, das damals längst in den Berliner Alltagswortschatz übergegangen war und ungeniert auch von Nichtjuden gebraucht wurde.[3]

  • Kehrreim:

So meschugge,
So meschugge,
So meschugge wie wir kann einer ganz alleine nicht sein.
Wir sind heute alle
So meschugge,
So meschugge,
So meschugge wie wir kann nur ein nackter Hottentott sein.
Wir haben alle schon ein kind-
liches Gemüt,
Weil wir in Stimmung heute sind,
Singt alle mit:
So meschugge,
So meschugge wie wir kann einer ganz alleine nicht sein.

In Ambergs Text fällt des Weiteren der Vergleich mit dem „nackten Hottentott“ auf; er gebraucht eine verächtlich gemeinte Bezeichnung[4] für eine afrikanische Völkerschaft, die in dieser noch vom Kolonialismus geprägten Zeit des Öfteren in der Schlagerwelt bemüht wurde, wenn es darum ging, „unzivilisiertes“ oder sonst wie von europäischen Normen abweichendes und daher als „meschugge“ empfundenes Verhalten zu karikieren.[5]

Interpreten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das deutsche Vokalquartett “Die Fidelios”, vormals “Harmony Boys”, nahm den Titel 1933 für die “Grammophon” in Berlin auf.

In den USA hatten die für ihren close harmony-Gesang berühmten Geschwister Boswell den Schlager noch im Entstehungsjahr für Brunswick aufgenommen. Bei diesem label spielte ihn auch der Klarinettist Andy Sannella mit seinem Orchester[6] ein; den Refrain sang der als “Ukulele Ike” bekannt gewordene Cliff Edwards.

In jüngster Zeit (2004) hat den Titel die Gesangsgruppe “Ensemble Six” neu aufgenommen.[7]

Tondokumente (Beispiele)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Brunswick 6847 (mx. B12697-A) Crazy People (Monaco – Leslie) The Boswell Sisters, rec. Dez. 7, 1932.[8]
  • Brunswick 6319, auch 01314, A-9283 (mx. B11775-A) Crazy People (Monaco – Leslie) Cliff Edwards, voc. mit Andy Sannellas Orchester. Aufgen. 4. Mai 1932.[9]
  • Grammophon 10 110-A (mx. 5621 ½ BD-VIII) So meschugge. Fox-trot (Monaco – Amberg) Die Fidelios, aufgen. Berlin 1933[10]

Notenausgabe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Crazy People. Fox Trot Song. Words by Edgar Leslie. Music by James V. Monaco. Leo Feist Inc. New York 1932. 5 pages 9.25 x 12.25 inches. Werbebeischrift Presented by Andy Sannella and his Orchestra mit Photo des Musikers.
  • Leslie, E. und J. V. Monaco: So meschugge (Crazy people). Foxtr. [deutsch v. Ch. Amberg], f. Ges. m. Pfte m. dtsch-engl. Text M 1,80. Berlin, Francis, Day & Hunter.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christoph Gutknecht: Macke, Meise und Meschugge. Wenn’s am deutschen Verstand hapert, helfen jiddische Begriffe. In: Jüdische Allgemeine vom 12. Januar 2012.
  • Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898–1945. Göttingen, im Eigenverlag, 1991. Groß-oktav hardcover – unpag., zahlr. Abb.
  • Andreas Nachama: Jiddisch im Berliner Jargon oder Hebräische Sprachelemente im deutschen Wortschatz. Verlag Stapp, Berlin 1995. ISBN 978-3877764176.
  • Leo Rosten: The Joys of Yiddish. Penguin Pocket Books 1968, 2. Aufl. 1991, ISBN 978-0671728137.
  • Manfred Weihermüller, Heinz Büttner: Deutsche National-Discographie. Discographie der deutschen Kleinkunst, Band 6 – Bonn 2002, Seite 1525.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Illustr. Notentitel abgeb. bei amazon.com (abgerufen am 26. Juni 2018)
  2. vgl. Hoffmeisters Literarisch-Musikalischer Monatsbericht, Verlag von Friedrich Hofmeister, Leipzig, Januar 1933, S. 80
  3. Vgl. Nachama, Kapitel „3. Versuch: Jiddisch im Berliner Jargon von A bis Z“, S. 34f.
  4. Die niederländischen Siedler nahmen Anstoß an der Sprache der Afrikaner und bezeichneten sie derentwegen als “Stotterer” (im nördlichen Dialekt des Afrikaans: hottentots) : „Sie werden mehrenteils, wegen ihrer seltsamen Sprach, Hottentotten genennet, welche sie nach Art der Welschen Hahnen, gleichsam in der Kehlen formiren;“ schrieb Walter Schultzen in seiner 1647 in Amsterdam erschienenen “Ost-Indische Reise” auf S. 247.
  5. z. B. in dem Richard-Fall-Schlager „Ja bei den Hottentotten/Da tanzt man den Black Bottom“ von 1928, dessen Text Dr. Fritz Löhner-Beda verfasst hat; anzuhören bei youtube
  6. auf dem Notentitel wurde darauf eigens mit einem Bild des Musikers hingewiesen.
  7. 1992 gegründetes Sextett aus fünf Männerstimmen und einem Klavier ; Aufnahme von ihrem Album „Zieh dich wieder an, wir gehn ins Bett“ (2004), anzuhören auf youtube.com
  8. anzuhören auf youtube
  9. vgl. Brian Rust, Malcolm Shaw: Jazz and Ragtime Records (1897-1942): A-K - 2002 - Seite 510
  10. anzuhören auf youtube