Société internationale de sauvetage du Léman

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Société internationale de sauvetage du Léman
(SISL)
Gründung 1885
Sitz Clarens (Schweiz)
Vorsitz Michel Detrey
Mitglieder 1000 freiwillige Retter (2013)

2200 Sympathisanten

Website www.sisl.ch

Die Société Internationale de Sauvetage du Léman (SISL) (deutsch etwa: Internationale Gesellschaft zur Rettung auf dem Genfersee) ist eine schweizerisch-französische Vereinigung zur Wasserrettung auf dem Genfersee (französisch Lac Léman). Die Non-Profit-Organisation hat rund 2200 Mitglieder, von denen etwa 40 % auch aktiv an der Rettung oder der Ausbildung beteiligt sind. Die 1885 gegründete Organisation betreibt rund um den See, auf dem rund 19'000 Schiffe zugelassen sind, Rettungsstationen, um im Notfall möglichst schnell helfen zu können. Die Rettungseinheiten sind jederzeit in Alarmbereitschaft. Die Alarmierung erfolgt über die Notrufzentralen oder während der Saison auch über Kanal 16.

Die SISL besteht aus 34 Sektionen rund um den See, 26 in der Schweiz und 8 in Frankreich. Der Hauptsitz des Verbandes ist in Clarens.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon vor der Gründung der SISL existierten am Genfersee lokal Rettungstrupps. 1861 veranlasste der Visionär Jean-Jacques Mercier in Ouchy bei Lausanne die Gründung eines Rettungstrupps, zusammen mit dem Ausbau des Hafens und seinem neuen Hotel Beau-Rivage. 1863 wurde ein Verein zur Wasserrettung von Einwohnern von Vevey und La Tour-de-Peilz gegründet.[1] Die Gemeinde La Tour-de-Peilz stellte 25 Franc für den Bau eines Rettungsbootes zur Verfügung. 1874 teilte sich diese in zwei unabhängige Gesellschaften auf und Tour-de-Peilz konnte sich dank Spenden auch ein neues Ruderboot für 8 Mann leisten.[1] Die engagierten Retter in Vevey bekamen ebenfalls Unterstützung von öffentlicher Hand, indem ihnen jedes Mal, wenn sie zu einem Einsatz gerufen werden, 1 Franken und 50 Rappen pro Mann zugesichert wurde.

In Genf wurde eine erste Rettungsorganisation 1880 durch Joseph Mégemond gegründet. Mégemond war Kapitän auf dem Genfersee und ausserdem ein ausgezeichneter Schwimmer, der als Lebensretter bekannt war. Aus unklaren Gründen – Mégemont war möglicherweise kein guter Organisator – nahm seine Organisation die Arbeit nicht richtig auf. Erst nachdem bei einer Kollision zweier Genferseeschiffe zwölf Personen ertranken, konnte Mégemont William Huber-Saladin davon überzeugen, ihm bei der Belebung seiner Rettungsgesellschaft zu helfen.[1]

1885 wurde die SISL durch den Schweizer Oberst William Huber-Saladin aus Genf gegründet. Die erste Versammlung fand am 21. Juni 1885 in Nyon statt. Er nahm sich dafür die französische Société Nationale de Sauvetage en Mer zum Vorbild. Zunächst stand die Unternehmung unter einem schlechten Stern, denn die bestehenden Sektionen von Vevey und La Tour wollten sich nicht in eine von Genf kontrollierte Gesellschaft einbinden lassen und hielten die neue Organisation für überflüssig. Im Gegensatz dazu kam aus Paris grosse Unterstützung: Der dortige Präsident sicherte der neuen Organisation die Lieferung von Rettungsmaterial (unter anderem Leinenwurfgeräte) zu. Am 6. September 1885 Jahres gab sich die Organisation bei einer weiteren Versammlung in Thonon-les-Bains die ersten Statuten.[1] Diese Versammlungen bildeten die Grundlage für den grenzüberschreitenden Zusammenschluss. In der Folge werden die ersten sechs Sektionen gegründet,[2] die sich aber erst noch formieren und ausrüsten mussten.

Der Start war dementsprechend harzig. Mégemond starb im darauffolgenden Jahr, viele Mitglieder waren auch nicht uneingeschränkt bereit, sowohl grosse Teile ihrer Freizeit als auch stattliche Mitgliederbeiträge für die Rettung Dritter einzusetzen. Es kostete damals in Genf zwischen 5 und 15 Franken, in die Gesellschaft einzutreten und 1 Franken pro Monat um ihr weiterhin anzugehören – damals durchaus stattliche Summen. Durch geschickte Verhandlungen und Neubesetzung wichtiger Führungspositionen in den Sektionen gelingt die Erhaltung der Sektionen und ihre Zahl steigt. Huber-Saladin erreicht auch weiterhin reiche und einflussreiche Leute wie Ami Chessex mit seinen Anliegen. Er ist auch immer für originelle Ideen zur Unterhaltung der Mitglieder zu haben.

Bei der Generalversammlung von 1888 findet erstmals ein Ruderwettrennen statt. Die Boote sollen jeweils zwei „Schiffbrüchige“ an Bord nehmen und eine Strecke von 1,2 km zurücklegen. Vier Gruppen nehmen teil. Die Veranstaltung ist ein so grosser öffentlicher Erfolg, dass sie fortan regelmässig wiederholt werden soll. Dies stellt das Zentralkomitee aber vor neue Herausforderungen, denn jetzt müssen eindeutige Regeln für die Wettfahrten und die Boote vereinbart werden, was sich über mehrere Jahre hinzieht.

Die einzelnen Sektionen verwendeten Ruderrettungsboote für ihre Einsätze. Solche wurden im 20. Jahrhundert nach und nach durch Motorboote ersetzt oder zumindest wurden die bestehenden Boote motorisiert. Teilweise wurden aber noch 1957 Ruderboote für Einsätze bemannt.[3]

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die beiden Rettungsboote der Sektion Genf vor dem Jet d’eau

Jede der 34 Sektionen der SISL ist ein eigenständiger Verein. Die Vereine organisieren sich autonom, sowohl in Bezug auf ihr Budget als auch bezüglich ihrer Boote und Ausrüstung. Deswegen ist die Flotte der Rettungsboote auf dem Genfersee uneinheitlich. Jede Sektion besitzt mindestens ein Rettungsboot, ausgerüstet mit Blaulichtern und manchmal auch Sirenen. Zudem besitzt jede Sektion ein Ruderboot, diese werden heute aber nicht mehr zur Rettung eingesetzt, sondern dienen folkloristischen Zwecken oder zur körperlichen Ertüchtigung.

Während einige Sektionen von Beiträgen der jeweiligen Gemeinden oder Regionen profitieren können, sind andere vollständig auf Spenden angewiesen.

Die Retter der SISL üben regelmässig für ihre Einsätze, auch zusammen mit Feuerwehr und Polizei, auf Schweizer und französischer Seite. Grosse Übungen finden mindestens alle zwei Jahre statt und beschäftigen Einheiten von Polizei, SISL, Feuerwehr und Grenzwache.[4]

Die Sektionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dies ist die Liste der derzeitigen Sektionen der SISL. Die Auflistung erfolgt im Uhrzeigersinn um den See herum, startend im Westen.

Sektion Land Kanton/Département Rufzeichen Rettungsboote Ruderboot
Genf Schweiz Genf Lémano 10 Lémano 210 / 310 Servir
Bellevue-Genthod Schweiz Genf Lémano 12 Lémano 212 / 312 Britannia III
Versoix Schweiz Genf Lémano 13 Lémano 213 / 313 Versoix
Coppet Schweiz Waadt Lémano 14 Lémano 214 Madame de Staël
Nyon Schweiz Waadt Lémano 15 Lémano 215 / 315 / 415 Thetys
Rolle VD Schweiz Waadt Lémano 16 Lémano 216 / 316 / 416 Général de la Harpe III
Saint-Prex Schweiz Waadt Lémano 17 Lémano 217 Beaufort
Morges Schweiz Waadt Lémano 18 Lémano 318 / 418 Juste Lagier
Ouchy Schweiz Waadt Lémano 19 Lémano 219 Étoile du Lac
Pully Schweiz Waadt Lémano 21 Lémano 221 Qui Vive
Lutry Schweiz Waadt Lémano 23 Lémano 223 Président Wilson
Villette Schweiz Waadt Lémano 24 Lémano 224 Général Guisan
Cully Schweiz Waadt Lémano 25 Lémano 225 Davel III
Rivaz Schweiz Waadt Lémano 26 Lémano 226 Le Rat
Saint-Saphorin Schweiz Waadt Lémano 27 Lémano 227 Vedette II
Vevey-Sentinelle Schweiz Waadt Lémano 28 Lémano 228 Sentinelle III
Vevey-Véteran Schweiz Waadt Lémano 29 Lémano 229 Vétéran IV
La Tour-de-Peilz Schweiz Waadt Lémano 30 Lémano 230 / 330 Le Doyen
Clarens Schweiz Waadt Lémano 31 Lémano 231 / 331 Mon devoir
Montreux Schweiz Waadt Lémano 32 Lémano 232 Vigie
Territet Schweiz Waadt Lémano 34 Lémano 234 / 334 Dame du Lac
Villeneuve Schweiz Waadt Lémano 35 Lémano 235 Île de Peilz
Bouveret Schweiz Wallis Lémano 36 Lémano 236 Colonel Huber II
Saint-Gingolph VS/Saint-Gingolph (Haute-Savoie) Schweiz/Frankreich Wallis/Haute-Savoie Lémano 37 Lémano 237 Etoile Bleue
Bret-Locum Frankreich Haute-Savoie Sauvetage Bret-Locum Unité Bret-Locum Perle du Lac
Meillerie Frankreich Haute-Savoie Sauvetage Meillerie Vedette Maillerie Vigilant II
Lugrin Frankreich Haute-Savoie Sauvetage Lugrin Unité Lugrin Le Mutin
Evian Frankreich Haute-Savoie Sauvetage Evian Vedette Evian Brancovan III
Amphion Frankreich Haute-Savoie Sauvetage Amphion Unité Amphion Anna de Noalles
Thonon Frankreich Haute-Savoie Sauvetage Thonon Vedette Thonon Yoye
Sciez Frankreich Haute-Savoie Sauvetage Sciez Vedete Sciez Croix de Savoie
Yvoire Frankreich Haute-Savoie Sauvetage Yvoire Vedette Yvoire Trait d’Union
Hermance Schweiz Genf Lémano 47 Lémano 247 La Romande
La Belotte-Bellerive Schweiz Genf Lémano 48 Lémano 248 / 348 / 548 Monique

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • P.-A. Bovard: Cent ans de sauvetage sur le Léman. Lutry 1985.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Histoire de la SISL, Teil 1. SISL, abgerufen am 15. September 2017.
  2. P.-A. Bovard: Cent ans de sauvetage sur le Léman. Lutry, 1985, S. 17–21.
  3. SISL-Histoire. SISL, 24. März 2007, abgerufen am 14. September 2017 (französisch).
  4. Simulation d'une explosion sur un bateau de la CGN. 20min.ch, 15. September 2016, abgerufen am 10. September 2017.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]