Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland
(SEND e. V.)
Logo
Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 2017 in Berlin
Sitz Berlin
Zweck Interessenverband deutscher Sozialunternehmen
Vorstand Arnd Boekhoff, Sabrina Konzok, Génica Schäfgen, Philipp von der Wippel, Weihua Wang, Julia Post und Sascha Haselmayer
Geschäftsführerin Daniela Deuber
Ehemalige Vorstände Markus Sauerhammer, Laura Haverkamp, Birgit Heilig, Sally Ollech
Mitglieder 450
Website www.send-ev.de

Das Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (SEND) ist ein gemeinnütziger eingetragener Verein mit Sitz in Berlin und ein Interessenverband der deutschen Sozialunternehmer-Branche. Gegründet wurde es 2017 als Repräsentanz und politische Stimme der Sozialunternehmen in Deutschland.[1] Der Verband bietet Vernetzung für Sozialunternehmen und möchte dem Sektor zu mehr Sichtbarkeit verhelfen sowie deren Interessen gegenüber der Politik vertreten.[2]

Gründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

SEND wurde 2016 als Arbeitsgruppe zum Thema Social Entrepreneurship innerhalb des Bundesverband Deutsche Startups gegründet.[3] Im Vorfeld der Bundestagswahl 2017 gründete sich dann der gemeinnützige Verein als eigenständiger Interessenverband aus,[4] um sich für mehr politische Aufmerksamkeit für das Thema Social Entrepreneurship im Bundestagswahlkampf einzusetzen.[5] Anschließend wurde 2018 Social Entrepreneurship erstmals im Koalitionsvertrag erwähnt.[6]

Verbandsarbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verband ist bundesweit organisiert mit Hauptsitz in Berlin, daneben existieren Regionalgruppen in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen/Bremerhaven, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Thüringen und Sachsen.[3] Die Mitglieder von SEND organisieren sich zudem selbstständig in Fachgruppen zu verschiedenen Themen wie Genossenschaften, Innovative Bildung und Globale Gerechtigkeit.

Als gemeinnütziger Verein besitzt SEND einen ehrenamtlichen Vorstand, der alle zwei Jahre neu gewählt wird.[7]

Der Verband finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge, Kooperationen, Förderprojekte und durch Förderpartner. Zu den Kooperations- und Förderpartnern gehören die BMW Foundation Herbert Quandt, Samsung, die KfW Stiftung, der Bundesverband Deutsche Startups e. V. und die Schöpflin Stiftung.

Social Entrepreneurship Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da es in Deutschland keine staatliche Definition für Social Entrepreneurship gibt, hat SEND 2019 folgende Definition in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin entwickelt:

„Das primäre Ziel von Social Entrepreneurship ist die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen. Dies wird durch kontinuierliche Nutzung unternehmerischer Mittel erreicht und resultiert in neuen und innovativen Lösungen. Durch steuernde und kontrollierende Mechanismen wird sichergestellt, dass die gesellschaftlichen Ziele intern und extern gelebt werden.“[8]

Die Definition bildet die Grundlage für die Verbandsarbeit und die Aufnahme von Neumitgliedern.

Projekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben der allgemeinen Verbandstätigkeiten arbeitet SEND in verschiedenen Projekten zu Themen rund um Soziale Innovationen und Social Entrepreneurship.

Deutscher Social Entrepreneurship Monitor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2018 veröffentlicht SEND den Deutschen Social Entrepreneurship Monitor (DSEM), als Studie zum Social Entrepreneurship-Ökosystem in Deutschland.[9][10][11] Der DSEM ist die erste umfangreiche Erhebung von Daten zu Sozialunternehmen und Social Start-ups in Deutschland. Seit 2020 ist der DSEM eingebunden in den von EUCLID Network geleiteten und durch die Europäische Kommission finanzierten European Social Enterprise Monitor.[12]

Buy Social Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In dem Projekt Buy Social Deutschland unterstützt SEND, in Zusammenarbeit mit SAP, Sozialunternehmen und konventionell wirtschaftende Unternehmen dabei, gemeinsame Partnerschaften in Lieferketten einzugehen. Durch den Einkauf konventioneller Unternehmen bei Sozialunternehmen soll ein sozialer Mehrwert in den Lieferketten der Unternehmen geschaffen und eine positive Wirkung auf Gesellschaft und Umwelt erzielt werden.[13]

emp:our now[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gefördert durch Google.org, dem philanthropischen Arm von Google, hat SEND 2022 das Projekt emp:our now gestartet. Dieses soll Intermediäre unterstützen, die Sozialunternehmen fördern und Unterstützungsangebote für Social Entrepreneurship in Deutschland ausbauen. Ziel ist es, den Sektor auch für weniger gründungsaffine Menschen zugänglich zu machen. Die Ausschreibung richtet sich daher an Organisationen, die sich für den Abbau von Hürden beim Gründen einsetzen, um Menschen aus benachteiligten Gruppen einen leichteren Zugang zu Gründung und Hilfe bei der Skalierung zu bieten.[14]

Fit für Sozialunternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In dem Projekt Fit für Sozialunternehmen unterstützt SEND, gefördert durch die KfW Stiftung, Gründungsberaterinnen und Gründungsberater für Sozialunternehmen durch die Bereitstellung von Arbeitsmitteln, wie Handbücher, Lernvideos und Publikationen, sowie durch Workshops und Online-Seminare.[15]

Social Economy Berlin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Projekt Social Economy Berlin bildet eine Plattform für die soziale Ökonomie in Berlin. Durch Veranstaltungen, Unterstützung bei der Gründung und Weiterentwicklung von Unternehmen, das Vermitteln von Kontakten und das Bereitstellen von Informationen soll das Ökosystem für Social Entrepreneurship und die soziale Ökonomie in Berlin gefördert werden. Auch die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Sozialunternehmen und der Austausch zwischen Politik, Verwaltung und der Wirtschaftsförderung sind Ziele des Projektes.[16] Social Economy Berlin ist ein gemeinsames Projekt von SEND und dem Technologie-Netzwerk Berlin e. V. und wird von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe unterstützt.[17]

Sozialinnovator Hessen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Landesförderprojekt Sozialinnovator Hessen unterstützt seit Mai 2020 Personen, die Sozialunternehmen in Hessen gründen wollen oder ihre bereits erfolgte Gründung voranbringen möchten. Auch Gründungsberaterinnen und Gründungsberater werden bei der Beratung von Sozialunternehmen gefördert. Zu den Angeboten des Projektes gehören die allgemeine Gründungsberatung, Workshops, Fachberatung, die Bereitstellung von Co-Working Plätzen, Vernetzungsmöglichkeiten, Veranstaltungen, die das Gründerökosystem in Hessen stärken und Weiterbildungen.[18] Der Sozialinnovator Hessen wird von SEND zusammen mit einem Konsortium verschiedener Partnerinstitutionen durchgeführt.[19]

Politische Positionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

SEND tritt als Interessenverband für den Social Entrepreneurship Sektor in Deutschland auf.[20] Dabei setzt sich SEND gegenüber der Politik unter anderem für eine Verbesserung der Finanzierungs- und Fördersituation für Sozialunternehmen und für Soziale Innovationen ein und fordert die Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen für Sozialunternehmen in Deutschland. In mehreren Positionspapieren und Publikationen, die häufig in Zusammenarbeit mit anderen Akteuren aus dem Social Entrepreneurship Sektor, Stiftungen, Universitäten oder Akteuren der Wohlfahrt entstanden sind, hat SEND zu diesen Forderungen Stellung bezogen.[21] Auch zu mehreren Landtagswahlen, Bundestagswahlen und zu der Europawahl 2019 hat SEND Positionspapiere und Wahlprüfsteine erarbeitet und veröffentlicht.[22][23]

Die Fachgruppen und Regionalgruppen von SEND sind zum Teil selber politisch aktiv. So setzt sich die Initiative #GenoDigitalJetzt, die ursprünglich aus einer Arbeitsgruppe bei SEND entstanden ist für eine Digitalisierung von Genossenschaften und eine Modernisierung der rechtlichen Rahmenbedingungen für Genossenschaften ein.[24]

Im Oktober 2019 forderte der Verband die insgesamt zwischen 2 und 9 Milliarden Euro auf nachrichtenlosen Bankkonten in Deutschland für den Aufbau eines Fonds zur Förderung von nachhaltigen und sozialen Innovationen zu nutzen.[25][26] Finanzpolitiker von FDP und Grünen begrüßten die Idee.[25]

SEND ist Co-Initiator von Entrepreneurs for Future[27] und unterstützt die Forderungen für eine digital-souveräne Gesellschaft der Initiative Digitale Zivilgesellschaft 2021.

2020 gehörte SEND zu den Initiatoren des weltgrößten Hackathons WirVsVirus[28] der Bundesregierung für Projekte gegen die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie.[29][30]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Kampagne #WegeBereiten zur Bundestagswahl 2021 hat SEND den dritten Preis des 12. Wettbewerbs Sozialkampagne der Bank für Sozialwirtschaft gewonnen[31]. In der Kampagne wurden die Hürden für Sozialunternehmen und Soziale Innovationen in Deutschland thematisiert und Forderungen an die neue Bundesregierung bezüglich der Änderung der politischen Rahmenbedingungen für diese gestellt.[32]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Interview von Katharina Kutsche: „Nicht nur schneller, höher, weiter“. In: Süddeutsche Zeitung. 2019, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 20. Mai 2019]).
  2. SEND - Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland e. V. In: gründerwoche.de. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, abgerufen am 22. Mai 2019.
  3. a b SEND: Über uns. In: www.send-ev.de. Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland, abgerufen am 22. Mai 2019.
  4. Starthilfe für Social Startups. In: www.deutschland.de. FAZIT Communication GmbH, 15. Mai 2018, abgerufen am 22. Mai 2019.
  5. Fabian Oestreicher: Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland startet durch. In: hilfswerft.de. 6. Oktober 2017, abgerufen am 22. Mai 2019.
  6. Henriette Schmidt: Social-Start-ups und Flüchtlinge - „Wir bräuchten Chancenkapital für soziale Innovationen“. In: Deutschlandfunk. 26. März 2018, abgerufen am 22. Mai 2019.
  7. admin: Über uns. In: SEND. Abgerufen am 21. März 2023.
  8. Katharina Osbelt in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Innovationsmanagement und Entrepreneurship der TU Berlin: Social Entrepreneurship – Entstehung und Bedeutung. (PDF) In: SEND e. V. SEND e. V., September 2019, abgerufen am 22. März 2023.
  9. Max Bosse: Wachstum ohne Reichtum: Berlin ist Pionier im Bereich Non-Profit-Unternehmen. Berliner Zeitung, 14. Dezember 2018, abgerufen am 22. Mai 2019.
  10. René Thannhäuser: 1. Deutscher Social Entrepreneurship Monitor. In: www.stiftungen.org. Bundesverband Deutscher Stiftungen, 20. Januar 2019, abgerufen am 22. Mai 2019.
  11. Dieter Janecek, Thomas Sattelberger: Social Entrepreneurship - ein Schatz, der gehoben werden sollte. Handelsblatt, 12. September 2019, abgerufen am 13. Oktober 2019.
  12. European Social Enterprise Monitor (ESEM). In: Euclid Network. Abgerufen am 3. April 2023 (britisches Englisch).
  13. SEND e. V.: Buy Social Deutschland. In: SEND. Abgerufen am 22. Mai 2023.
  14. SEND e. V.: emp:our now - Gemeinsam stark für ein vielfältiges Morgen! In: SEND. Abgerufen am 22. Mai 2023.
  15. Fit für Sozialunternehmen: Fit für Sozialunternehmen. In: SEND. Abgerufen am 22. Mai 2023.
  16. Über uns - Wir bauen ein gemeinsames Ökosystems für Social Entrepreneurship und Soziale Solidarische Ökonomie in Berlin. In: Social Economy Berlin. Abgerufen am 3. April 2023.
  17. Social Economy Berlin vernetzt soziale Unternehmen in Berlin miteinander, macht sie bekannter und sichtbarer. Abgerufen am 3. April 2023.
  18. merlindharms: Sozialinnovator Hessen. In: SEND. Abgerufen am 3. April 2023.
  19. Natascha Ilic: Der Sozialinnovator Hessen wurde verlängert. In: Station. 3. März 2023, abgerufen am 3. April 2023.
  20. rheinzeiger 38. Abgerufen am 19. April 2023.
  21. admin: Unsere Kernforderungen. In: SEND. Abgerufen am 19. April 2023.
  22. SEND e. V.: Ampel-Koalition: Ja zu Sozialen Innovationen und #GemeinsamWirken. In: SEND. 25. November 2021, abgerufen am 19. April 2023.
  23. SEND e. V.: NRW-Landtagswahl 2022: Antworten auf die Wahlprüfsteine von GWÖ und SEND. In: SEND. 10. Mai 2022, abgerufen am 19. April 2023.
  24. Genossenschaften digital beitreten, gründen und führen. Abgerufen am 19. April 2023.
  25. a b Vermögen: Bis zu neun Milliarden Euro schlummern auf herrenlosen Bankkonten. Abgerufen am 19. April 2023.
  26. Verein will Geld von herrenlosen Konten in soziale Zwecke investieren. In: Der Spiegel. 13. Oktober 2019, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 19. April 2023]).
  27. Entrepreneurs For Future - Wirtschaft will mehr Klimaschutz. Abgerufen am 19. April 2023.
  28. Hilmar Schmundt: (S+) "WirVsVirus": Der größte Hackathon der Geschichte. In: Der Spiegel. 30. März 2020, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 19. April 2023]).
  29. Gastbeitrag: #WirvsVirus-Hackathon der Bundesregierung: Wenn sich die Zivilgesellschaft organisiert, um gesellschaftliche Probleme zu lösen. 25. März 2020, abgerufen am 19. April 2023.
  30. #wirvsvirus: So lief der Digital-Wettbewerb gegen die Coronakrise. Abgerufen am 19. April 2023.
  31. Bank für Sozialwirtschaft: #WegeBereiten. Abgerufen am 22. Mai 2023.
  32. SEND e. V.: Mit Sozialen Innovationen neue #WegeBereiten. In: SEND. Abgerufen am 22. Mai 2023.