Solarpunk

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Eine Solarpunk-Flagge. Das Gelb repräsentiert den Solarenergie-Anteil der Bewegung, das Grün steht für Nachhaltigkeit. Das halbe Zahnrad symbolisiert die Rückgewinnung von Technologie für nachhaltige Projekte und Infrastruktur, und die Sonnenstrahlen repräsentieren die Hoffnung der Bewegung.

Solarpunk, gebildet aus Solar (von Sonnenenergie) und Punk, ist ein optimistisches Genre der Science-Fiction- und Phantastik-Literatur und eine Bewegung diese Fiktion zu erreichen.[1] Gleichsam verstehen Beobachter Solarpunk ebenso als eine Kultur- und Nachhaltigkeitsbewegung, die sich zuweilen mit Lifestyle und Aktivismus überkreuzt.[2]

Der Begriff Solarpunk ist an Steampunk und Cyberpunk angelehnt. Die Anhänger stammen unter anderem auch aus den Bereichen Umweltschutz, Ingenieurswesen, Softwareentwicklung und Open Source.

Eine ehemalige Ölplattform, die jetzt als schwimmender Garten genutzt und von Windturbinen angetrieben wird.
Eine ehemalige Ölplattform, die jetzt als schwimmender Garten genutzt und von Windturbinen angetrieben wird.

[3]

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

One Central Park in Sydney, Australien als Beispiel für Solarpunk-Architektur

Solarpunk beschreibt eine Zukunft in der Klimakatastrophe und Umweltverschmutzung[4] zumindest teilweise überwunden sind und Inklusion und Diversität das Zusammenleben prägen.[5][6] Solarpunk wird von Gruppen weltweit in diversen Sprachen über eine Vielzahl von Medien wie Literatur, Kunst, Architektur, Mode, Musik und Computerspielen transportiert.[7] Es wird oft eine ökologische Zukunft beschrieben, die tatsächlich durch vorhandene Technologien und politische Bewegungen erreichbar scheint und eine positive Zukunft für die Menschheit darstellt.[1][3]

Ästhetik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Solarpunk-Ästhetik nutzt Naturmotive und ist sehr ornamental und eine Reaktion gegen die im Mainstream verwendete zeitgenössische

Ästhetik.[8] Ihre Ästhetik ist inspiriert vom Jugendstil und dem Arts and Crafts Movement[9], wobei die handwerkliche Betonung des Arts and Crafts Movement genutzt wird. Darstellungen enthalten meist viel grüne Vegetation.[3]

Wortbedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Solarpunk stammt von Steampunk und Cyberpunk ab[8] und hat den Begriff mit dem gleichen Muster gebildet. Steampunk stellt sich eine neue Geschichte und Welt vor, in der Dampf als Hauptenergiequelle statt der traditionellen Elektrizität von heute gilt, während Solarpunk sich erneuerbare Energiequellen wie Solaranlagen als Hauptenergiequelle vorstellt.[4] Cyberpunk stellt sich eine Zukunft mit fortschrittlichen Technologien vor, die oft einen Mangel an Wertschätzung für die Menschheit aufweisen. Sowohl Cyberpunk als auch Solarpunk stellen sich mögliche Zukünfte aus der Perspektive der Sorge um die Gegenwart vor, aber während Cyberpunk betont, wie die Dinge schiefgehen können, stellt sich Solarpunk vor, wie die Dinge besser werden können. Hier kann die Sonne auch als Licht für das Positive interpretiert werden.

Das „Punk“ in Solarpunk steht dem Manifesto[1] zufolge dabei für Rebellion, Gegenkultur, Postkapitalismus, Dekolonialismus und Enthusiasmus. Der Sozialwissenschaftlerin Jennifer Hamilton zufolge fordert das Wort „Punk“ dazu auf das Establishment zu umgehen, um den zur Schau gestellten Optimismus erst möglich zu machen.[3]

Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten Ideen des Solarpunks kamen 2008[8] als im Blog namens Republic of the Bees der Beitrag „From Steampunk to Solarpunk“[10] veröffentlicht wurde. Der Beitrag beginnt mit der Konzeptualisierung von Solarpunk als ein vom Steampunk inspiriertes literarisches Genre.

2012 erscheint in Brasilien die erste Solarpunk-Anthologie, mit Texten verschiedener Autoren, unter dem Titel „Solarpunk: Histórias ecológicas e fantásticas em um mundo sustentável“ (auf Deutsch: „Solarpunk: ökologische und fantastische Geschichten in einer nachhaltigen Welt“).[3] Die englische Übersetzung erschien 2018.

Solarpunk zog im Mai 2014 eine größere Fangemeinde an, als Miss Olivia Louise einen Tumblr-Beitrag veröffentlichte, der die Solarpunk-Ästhetik zu etablieren begann.[11] Im September 2014 wurde „Solarpunk: Anmerkungen zu einem Manifest[4] veröffentlicht. Der Autor, Adam Flynn, wertete den Beitrag von Miss Olivia Louise als Inspiration.[5]

Im Oktober 2019 wurde ein Solarpunk-Manifest[1] veröffentlicht, „eine kreative Neubearbeitung von Ideen über Solarpunk, die von vielen Menschen geschrieben wurde“ (Engl.: „a creative re-adaptation of ideas about solarpunk written by many people“), und als „The Solarpunk Community“ unterzeichnet. Darin wird Solarpunk nicht nur als Genre, sondern auch als Bewegung beschrieben, die sich der gegenseitigen Beeinflussung von Politik und Science Fiction bewusst ist. Auch wenn Solarpunk keine politische Agenda verfolgt, besteht hier der Wunsch oder die Hoffnung, dass es Wirklichkeit wird. In der Architektur und dem Do it yourself Bereich wird Solarpunk teilweise schon Realität.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weil Solarpunk noch ein relativ junges Genre ist, gibt es bisher weder einen Literaturkanon noch feste Kriterien, welche Literatur als Solarpunk gelten kann. Generell lässt sich aber sagen, dass Solarpunk-Literatur unter anderem geprägt ist von einer optimistischen Zukunftsperspektive (ohne die Probleme der Gegenwart zu leugnen), einer progressiven und inklusiven Grundhaltung im Hinblick auf Gender, Sexualität, Hautfarbe und Behinderung, und dass die Klimakrise und der Kampf gegen selbige eine zentrale Rolle spielen.[12]

Grafische Vision eines futuristischen, nachhaltigen Berlins, zentral der Bahnhof Friedrichstraße

Schon bevor der Begriff Solarpunk populär wurde, gab es Romane die diesen Kriterien entsprachen und daher als Solarpunk-Klassiker gelten, z. B. Ursula K. Le Guins “Freie Geister”, Starhawks “Das fünfte Geheimnis” und Ernesto CallenbachsÖkotopia”.[13]

Als aktuelle Vertreter des Genres gelten darüber hinaus Kim Stanley Robinson, Cory Doctorow, Becky Chambers, Annalee Newitz und Ruthanna Emrys. Solarpunk-Visionen für den deutschsprachigen Raum finden sich in „Utopia 2048“ von Lino Zeddies[14] und in dem Bildband „Zukunftsbilder 2045“[15].

Abseits von Romanen gibt es zudem eine Reihe von Solarpunk-Kurzgeschichtensammlungen. Dazu gehören unter anderem Glass and Gardens: Solarpunk Summers, Glass and Gardens: Solarpunk Winters, Sunvault, Multispecies Cities. In deutscher Sprache ist bisher die Sammlung Sonnenseiten – Solarpunk trifft Street Art erschienen.[16]

Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch wenn es bisher noch keine expliziten Solarpunk-Filme gibt, gibt es doch einige Werke, die viele der zuvor genannten Werte und Kriterien transportieren.

Das Animationsstudio Ghibli wird im Solarpunkmanifest explizit erwähnt und hatte mit Filmen wie Prinzessin Mononoke und Nausicäa aus dem Tal der Winde sowohl ästhetisch als auch inhaltlich starken Einfluss auf das Solarpunk-Genre. Auch der Film Black Panther kann in diesem Zusammenhang genannt werden: In Wakanda werden die futuristischen Technologien von emissionsfreien Energiequellen gespeist; zudem thematisiert der Film neokoloniale und rassistische Strukturen.[17] Dokumentationen, die Solarpunk Lösungen, Ästhetiken und Werte vermitteln sind „2040 – wir retten die Welt“, „Unsere große kleine Farm“ oder „Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen“. Der Künstler Jan Kamensky zeigt in kurzen Videoclips „Visual Utopia“ die Transformation heutiger Straßenzüge zu nachhaltigen und grünen Plätzen.

Strange World wird für seine Kritik an Extraktivismus und der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern genannt.[18]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Solarpunk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d The Solarpunk Community: A Solarpunk Manifesto. In: re-des. 2019, abgerufen am 7. März 2020 (englisch).
  2. Fridays for Future treffen Science Fiction: Was ist eigentlich Solarpunk? 13. Juni 2019, abgerufen am 27. April 2020.
  3. a b c d e f Solarpunk – die sonnige Therapie gegen Endzeitstimmung. In: ARTE Tracks. 15. August 2018, abgerufen am 7. März 2020.
  4. a b c Adam Flynn: Solarpunk: Notes toward a manifesto. In: Hieroglyph. 4. September 2014, abgerufen am 7. März 2020.
  5. a b Suzanne Jacobs: This sci-fi enthusiast wants to make “solarpunk” happen. In: grist. 10. November 2015, abgerufen am 7. März 2020 (englisch).
  6. Silas Zbornik: Solarpunk: Das Genre einfach erklärt. In: Focus Online. 16. August 2019, abgerufen am 7. März 2020.
  7. Lynne Peskoe-Yang: What You Can Learn From the Solarpunk Movement. In: Rewire. 23. November 2018, abgerufen am 7. März 2020 (englisch).
  8. a b c Elvia Wilk: Is Ornamenting Solar Panels a Crime? In: e-flux journal. Abgerufen am 7. März 2020.
  9. Jeet Heer: The New Utopians. In: The New Republic. 10. November 2015, abgerufen am 8. Mai 2019.
  10. From Steampunk to Solarpunk. In: Republic of the Bees. 27. Mai 2008, abgerufen am 7. März 2020.
  11. Olivia Louise: Here’s a thing I’ve had around in my head for a while! In: missolivialouise. 2014, abgerufen am 7. März 2020.
  12. Solarpunk – die sonnige Therapie gegen Endzeitstimmung. Abgerufen am 7. Mai 2023.
  13. Dan: 16 Best Solarpunk Books. In: The Best Sci Fi Books. 26. Januar 2020, abgerufen am 7. Mai 2023 (amerikanisches Englisch).
  14. Miriam Scheibe: DIE WELT IM FUTURZWEI. In: Futur Zwei. Futur Zwei, 22. Oktober 2020, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  15. Franca Parianen: Bilder aus der Zukunft: Pflanzen statt Flugtaxis. In: Die Tageszeitung: taz. 1. August 2023, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 26. September 2023]).
  16. Solarpunk (104 books). Abgerufen am 7. Mai 2023 (englisch).
  17. Stefan Reismann: Was ist Solarpunk? Ein Gegenentwurf zum Cyberpunk - Netzpiloten.de. In: Netzpiloten Magazin. 5. Mai 2023, abgerufen am 7. Mai 2023.
  18. Strange Solarpunk World. In: YouTube. Abgerufen am 7. Mai 2023 (englisch).