Sommer-Paralympics 2000/Basketball ID

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Bei den Sommer-Paralympics 2000 in Sydney wurde in einem Wettbewerb Basketball ID Medaillen vergeben. Es handelte sich dabei um einen Wettbewerb in Basketball für Menschen mit Geistiger Behinderung (ID bedeutet in diesem Zusammenhang „intellectual disabilities“). Nachdem das gewinnende spanische Team später disqualifiziert werden musste, waren es die letzten Wettbewerbe für Menschen mit geistiger Behinderung bis zu den Sommer-Paralympics 2012 in London.

Disqualifikation des Siegerteams[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich ging Gold an die spanische Mannschaft, die das russische Team mit 87 zu 63 schlug. Dass es sich um einen Betrug handelte, kam heraus, als sich nach Abdruck eines Bildes der Siegesfeier in der spanischen Sportzeitung Marca Leser meldeten, die einen Teil der Spieler kannten. Zudem hatte sich der Journalist Carlos Ribagorda in das Team eingeschlichen, um den Betrug aufzudecken. Er erklärte später, dass er und andere Athleten nie hinsichtlich ihrer Behinderung untersucht worden seien. Bei den anschließenden Untersuchungen kam heraus, dass von den zwölf Spielern des spanischen Teams lediglich bei zweien eine geistige Behinderung vorlag und der Rest ohne Einschränkung an den Spielen teilgenommen hatte. Tatsächlich wurden sie sogar dazu angehalten, langsamer zu spielen, damit der Betrug nicht auffalle. Das Team wurde daraufhin disqualifiziert und musste seine Goldmedaille zurückgeben. In der weiteren Konsequenz trat Fernando Martin Vicente, der Vizepräsident des spanischen Paralympischen Komitees und Präsident des spanischen Verbandes der geistig behinderten Sportler (FEDDI) zurück. 2013 wurde er außerdem wegen Betruges zur Zahlung von 5.400 Euro verurteilt. Zudem musste er 142.355 Euro zurückzahlen, die der Verband an staatlichen Zuschüssen erhalten hatte. Ziel des Betruges sei es gewesen, höhere Zuschüsse für den Verband zu erreichen.[1] Neben den zehn Mitgliedern des Basketballteams waren auch noch fünf weitere Sportler betroffen.[2][3]

Anschließend wurden vom Internationalen Paralympischen Komitee zunächst alle Wettbewerbe für Menschen mit geistiger Behinderung gestrichen. Dies betraf alle Spiele von 2000 bis 2008 sowie eine Reihe von Meisterschaften. Der Bann wurde 2009 wieder aufgehoben. Die erste offizielle Veranstaltung waren die IPC Schwimm-Europameisterschaften im Oktober 2009 in Reykjavík.[4]

Medaillenspiegel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Land Athlet
1 Spanien Spanien disqualifiziert
Die beiden Athleten mit geistiger Behinderung erhielten als Trostpreis eine Nachbildung ihrer Medaillen.
2 Russland Russland Oleg Chubasov, Marat Oumarov, Nariman Sadekov, Shamil Kodraleev, Serguei Rogov, Vladimir Fedotov, Igor Gousev, Slava Kosoukhov, Artur Melkonian, Michail Kisilev, Slava Chernobrov, Andrey Zakharov
3 Polen Polen Marcin Merk, Andrzej Kolodziejczyk, Robert Kwiatkowski, Tomasz Macholl, Mariusz Wikbold, Adam Krzeminski, Rafat Jastrzab, Lukasz Skory, Grzegorz Sobus, Tadeusz Truszczynski, Piotr Madej, Robert Wittke

Turnier[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insgesamt nahmen acht Mannschaften an dem Wettbewerb teil.

Gruppenphase[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gruppe A
Team Siege Niederlagen Körbe Punkte vs. ESP vs. POR vs. BRA vs. JPN
Spanien Spanien 3 0 254:126 6 73:58 94:48 87:20
Portugal Portugal 2 1 251:146 5 58:73 71:56 122:17
Brasilien Brasilien 1 2 207:189 4 48:94 56:71 103:24
Japan Japan 0 3 61:312 3 20:87 17:122 24:103
Gruppe B
Team Siege Niederlagen Körbe Punkte vs. RUS vs. POL vs. AUS vs. GRE
Russland Russland 2 1 239:211 5 111:97 79:64 49:50
Polen Polen 2 1 245:214 5 97:111 77:66 71:37
Australien Australien 1 2 220:182 4 64:79 66:77 90:26
Griechenland Griechenland 1 2 113:210 4 50:49 37:71 26:90

Finalrunde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  Halbfinale     Finale
                 
   
   Spanien Spanien 97
   Polen Polen 67    
       Spanien Spanien 87
       Russland Russland 63
   Russland Russland 73      
   Portugal Portugal 45    
  Spiel um Platz 3
 Polen Polen 65
 Portugal Portugal 51

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Paralympics: Betrug unterm Brett. In: Spiegel Online. 15. Dezember 2000, abgerufen am 20. Oktober 2016.
  2. Simon Tomlinson: Are these the biggest cheats in sporting history? Staggering story of the healthy Spanish basketball team who PRETENDED to be mentally handicapped to win Paralympic gold. In: Daily Mail. 20. Oktober 2016, abgerufen am 20. Oktober 2016.
  3. Giles Tremlett: The cheats. In: The Guardian. 16. September 2004, abgerufen am 20. Oktober 2016.
  4. Intellectual disability ban ends. BBC Sport, 21. November 2009, abgerufen am 20. Oktober 2016.