Sophie Binet

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Sophie Binet (2020)

Sophie Binet (geboren am 5. Januar 1982) ist eine französische Gewerkschafterin. Sie ist seit dem 31. März 2023 die Generalsekretärin des Gewerkschaftsbundes Confédération générale du travail (CGT).

2006 beteiligte sie sich an der Bewegung gegen das Gesetz über den Vertrag bei Ersteinstellung. Sie führte die Studentenvereinigung UNEF an. 2016 startete sie während der sozialen Bewegung gegen das neue Arbeitsgesetz eine Petition, für die innerhalb von zwei Wochen mehr als eine Million Unterschriften gesammelt wurden.

Nachdem sie sechs Jahre lang an einem beruflichen Gymnasium gearbeitet hatte, war sie ab 2013 ständige Vertreterin des Gewerkschaftsbundes Confédération générale du travail (CGT). Da sie sich um eine „Zusammenführung der zu zahlreichen und gespaltenen Gewerkschaftsorganisationen“ in den Berufsgruppen der Angestellten bemühte, wurde sie 2018 zur Generalsekretärin der Union générale des ingénieurs, cadres et techniciens CGT gewählt. Im Jahr 2023, mitten in der sozialen Bewegung gegen die geplante Rentenreform, wurde sie als erste Frau zur Generalsekretärin der CGT gewählt.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Studium, berufliche Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Binet studierte Philosophie an der Universität Nantes.

Sie arbeitete von 2008 bis 2009 in nördlichen Vierteln von Marseille als Beraterin an Berufsbildenden Schulen.[1], dann in Le Blanc-Mesnil im Departement Seine-Saint-Denis von 2009 bis 2013[2] mit dem Ziel, den „sozialen Fahrstuhl“ in den Arbeitervierteln wieder in Gang zu bringen.[3], wobei sie die französische Gesellschaft als „zu abgegrenzt, zu sklerotisch“ beurteilte[4].

Gewerkschaftsarbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

UNEF[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Alter von 15 Jahren gehörte sie der Christlichen Arbeiterjugend an[5][6],. Als Studentin engagierte sie sich in der UNEF in Nantes, bevor sie in den 2000er Jahren Mitglied des nationalen Vorstands wurde und insbesondere an der Bewegung gegen den Erstanstellungsvertrag 2006 teilnahm[7],.

Im Jahr 2002 wurde sie als Studentenvertreterin in den Rat für Studium und Universitätsleben der Universität Nantes gewählt. 2003 wurde sie Vorsitzende von UNEF-Nantes[8]. Anschließend wurde sie zur nationalen Vizepräsidentin der UNEF und für mehrere Mandate in den Nationalen Rat für Hochschulbildung und Forschung gewählt.[9][10]

CGT[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Union générale des ingénieurs, cadres et techniciens CGT[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Innerhalb der Gewerkschaft der Ingenieure, Führungskräfte und Techniker CGT wurde sie 2014 zur stellvertretenden Generalsekretärin gewählt., Im März 2018 wurde sie zur Co-Generalsekretärin ernannt[11] und schließlich wurde sie die Im November 2021 die einzige Generalsekretärin. In dieser Position beweist sie laut der Fachzeitschrift L'Usine nouvelle „gute Kenntnisse der Industrie“[12][13].

Zusammen mit der UGICT-CGT, Verbänden und anderen Arbeitnehmergewerkschaften wie der CFDT ist sie 2018 an der Gründung des Hauses der Whistleblower beteiligt[14], unter besonderer Berücksichtigung der Pressefreiheit. Sie sitzt als Vertreterin der UGICT im Verwaltungsrat sowie im Vorstand, in dem sie zur Sekretärin ernannt wurde[15]. Sie setzt sich insbesondere dafür ein, das im Februar 2022 verabschiedete Gesetz zum Schutz von Whistleblowern zu verbessern[16].

Tätigkeit für den Gewerkschaftsbund CGT[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits auf dem 50. Kongress wurde sie in den Vorstand der CGT gewählt[17].

Am Tag nach der Vorstellung des Arbeitsgesetzes startete sie die Petition „Arbeitsgesetz: Nein, danke!“[18][19], was zur sozialen Bewegung gegen das Gesetz beitrug. Die beiden anderen Initiatoren waren Caroline De Haas und Elliot Lepers, zu denen sich schnell etwa 20 Aktivisten aus Vereinen und Gewerkschaften gesellten. Laut den Wissenschaftlern Franck Bousquet, Nikos Smyrnaios und Emmanuel Marty, wurde für diese Petition innerhalb von zwei Wochen die Rekordzahl von mehr als einer Million Unterschriften gesammelt[20], das sei sehr bemerkenswert und gebe Aufschluss über die Logik der digitalen Mobilisierung. Es sei ein „politisches Ereignis“, das mit der „Funktionsweise der französischen Politik“ bricht. Um dies zu erreichen, vervielfachte sie ihre Kontakte zu Verbänden, anderen Gewerkschaften und sozialen Netzwerken. Insgesamt wurden für die Petition 1,35 Millionen Unterschriften gesammelt[21].

Während dieser Kampagne betonte sie in der Zeitung Le Parisien, dass die CGT sich „organisiert hat, um so nah wie möglich an den Arbeitnehmern zu sein, mit einer Funktionsweise, die von unten ausgeht“, mit dem Ziel, „sowohl Arbeiter als auch Führungskräfte und Techniker zusammenzubringen“. Zu ihren Prioritäten gehöre es, „prekär Beschäftigten und Scheinselbstständigen Rechte zuzuerkennen“, die „an ihre Person und nicht mehr an ihren Status oder ihren Arbeitsvertrag geknüpft sind“.

2018 wurde sie in der erweiterten Gewerkschaftsleitung zur Pilotin des collectif femme mixité, das für Fragen der Gleichstellung von Frauen und Männern zuständig ist,.

In einem im November 2022 in der Presse veröffentlichten Beitrag prangerte sie die mangelnden Fortschritte bei der Bekämpfung sexistischer Gewalt in der Arbeitswelt an[22] sowie die Verzögerung in den Institutionen bei der Aufbereitung der Probleme, fünf Jahre nach dem Beginn der #MeToo-Bewegung. Am 15. Februar organisierte sie eine Demonstration vor der Nationalversammlung, der UGICT-CGT und des Kollektivs #NousToutes, um die Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen anzuprangern, und moderierte einen Abend mit Erklärungen und Debatten über die Auswirkungen der Rentenreform auf Frauen.

Am 31. März 2023, auf dem 53. Kongress der CGT, löste sie Philippe Martinez als Vorsitzenden der CGT mit 82 % der Stimmen der 32 Verbände ab, nach der Ablehnung der Kandidaturen von Marie Buisson, der Kandidatin des bisherigen Teams. Sie schlug Céline Verzeletti, die ebenfalls gegen das bisherige Team antrat, und war die erste Frau, die dieses Amt seit der Gründung der Gewerkschaft im Jahr 1895 innehatte[23][24].

Ihre Wahl während der Bewegung gegen den Rentenentwurf Dussopts beendet die Fragen nach der Strategie der CGT, :Sie kündigte an, dass „die vereinigten Gewerkschaften“ sich mit Premierministerin Elisabeth Borne treffen werden, um die Rücknahme des Projekts zu fordern[25]. Marylise Léon, stellvertretende Generalsekretärin der CFDT, ist der Ansicht, dass es „eine Arbeit zur Klärung der Linie nach dem Kongress der CGT“ gibt, wo „mehrere Elemente interner Divergenzen“ auftauchten. Ihre Wahl „könnte die Spannungen“ zwischen den verschiedenen Komponenten der CGT „abbauen“ und „ihr erlauben, einen kollektiven Zusammenhalt wiederzufinden“, so eine Analyse des Spezialisten für diese Fragen, Michel Noblecourt, in Le Monde.

Am 6. April, bei ihrer ersten Veranstaltung als Generalsekretärin, unterstützte sie die Streikenden bei der Engie-Tochter Storengy in Gournay-sur-Aronde im Departement Oise, die seit 33 Tagen streikten, mit der Erklärung, dieser Streik sei von zentraler Bedeutung und betonte, dass 33 Streiktage, wenn man den Durchschnittslohn in Frankreich kennt, von den Arbeitnehmern schwer zu verkraften sind.

Andere Aktivitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Binet ist Mitglied der Sozialistischen Partei und aktiv in den nördlichen Stadtteilen von Marseille im Département Bouches-du-Rhône[26]. 2008 unterzeichnete sie auf dem Parteitag in Reims den Antrag Un monde d'avance, der von Benoît Hamon angeführt wurde. Anschließend unterstützte sie Martine Aubry gegen François Hollande bei der Vorwahl 2011. Auf dem Parteitag in Toulouse 2012, nach der Wahl von François Hollande zum Präsidenten der Republik, unterzeichnete sie den Mehrheitsantrag[27]. Anschließend lehnte sie die Politik der sozialistischen Regierung unter Manuel Valls offen ab, insbesondere während der Debatte um das Arbeitsgesetz im Februar 2016[28].

Binet war 2022–2025 Mitglied des Hohen Rates für die Gleichstellung von Frauen und Männern[29].

In den Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während einer Demonstration gegen das Rentenreformgesetz am 6. April 2023 wurde Binet von einer Journalistin von CNews befragt. Sie verweigerte die Antwort, stellte klar, dass sie nicht an den CNews-Veranstaltungen teilnimmt und sich nur an „Medien, die Meinungsfreiheit und Pluralität garantieren“, wenden wird. CNews reagiert promp. „Das ist unglaublich, das ist skandalös“, so die Moderatorin Sonia Mabrouk live, der Moderator Jean-Marc Morandini prangerte eine „schändliche Haltung“ von Sophie Binet an und der Moderator Pascal Praud, sprach von „Sektierertum“, „Intoleranz“ und einer „totalitären“ Haltung.

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Binets Partner ist ein Angestellter der Handelsmarine; sie hat einen Sohn[30].

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Binet war 2022–2023 Kolumnistin für die Wochenzeitung L’Humanité Magazine zu Fragen der Arbeitswelt[31] und zur Pressefreiheit.
  • Sophie Binet, Maryse Dumas, Rachel Silvera: Féministe, la CGT ? : les femmes, leur travail et l'action syndicale. Éditions de l'Atelier, Ivry-sur-Seine 2019, ISBN 978-2-7082-4614-0..

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sophie Binet – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Juliette Chapalain, Jeanne Bartoli: Dix ans après, que sont devenus les leaders anti-CPE ? In: Libération. 3. März 2016 (französisch, liberation.fr [abgerufen am 31. März 2023])..
  2. Cyril Brioulet: Sophie Binet élue à la tête de la CGT : 5 choses à savoir sur la nouvelle patronne du syndicat. In: ladepeche. 31. März 2023; (französisch).
  3. Qui est Sophie Binet, la nouvelle secrétaire générale de la CGT, élue contre toute attente ? In: Ouest-France. 31. März 2023 (französisch, ouest-france.fr)..
  4. Féministe, écolo, ancienne CPE : sept choses à savoir sur Sophie Binet, nouvelle patronne de la CGT. In: France Inter. Abgerufen am 31. März 2023 (französisch).
  5. Catherine Gasté: Qui est Sophie Binet, le nouveau visage de la CGT ? In: Le Parisien. 31. März 2023 (französisch, leparisien.fr [abgerufen am 31. März 2023])..
  6. Cyrielle Thevenin: Qui est Sophie Binet, la nouvelle secrétaire de la CGT ? Quels seront ses défis ? In: L'Est Républicain. 31. März 2023 (französisch, estrepublicain.fr [abgerufen am 31. März 2023])..
  7. Juliette Chapalain, Jeanne Bartoli: Dix ans après, que sont devenus les leaders anti-CPE ? In: Libération. 3. März 2016 (französisch, liberation.fr [abgerufen am 31. März 2023])..
  8. Centre d’histoire du travail: Répertoire numérique détaillé du fonds d’archives de l'UNEF Nantes. (französisch).
  9. Bulletin officiel n° 40 du 4 novembre 2004. In: education.gouv.fr. Abgerufen am 31. März 2023 (französisch).
  10. Avis relatif à la proclamation des résultats des élections des représentants des étudiants des établissements publics à caractère scientifique, culturel et professionnel au Conseil national de l'enseignement supérieur et de la recherche. In: Legifrance. August 2006; (französisch).
  11. Cyril Brioulet: Sophie Binet élue à la tête de la CGT : 5 choses à savoir sur la nouvelle patronne du syndicat. In: ladepeche. 31. März 2023; (französisch).
  12. Féministe, écolo, ancienne CPE : sept choses à savoir sur Sophie Binet, nouvelle patronne de la CGT. In: France Inter. Abgerufen am 31. März 2023 (französisch).
  13. Cécile Maillard: Sophie Binet, représentante des ingénieurs et des cadres CGT, succède à Philippe Martinez. In: Usine Nouvelle. 31. März 2023;.
  14. Isabelle Simon: Des associations et syndicats français créent la Maison des lanceurs d'alerte. In: lequotidien.lu. Abgerufen am 31. März 2023 (französisch).
  15. Qui sommes-nous ? In: Maison des lanceurs d'alerte. Abgerufen am 31. März 2023 (französisch).
  16. Loi Waserman. Sophie Binet : "L'intérêt d'une loi, c'est de toucher le business". In: humanite.fr. 16. November 2021, abgerufen am 31. März 2023 (französisch).
  17. « CGT. Un bureau confédéral renouvelé ». In: L'Humanité. 25. März 2013, abgerufen am 31. März 2023 (französisch).
  18. En moins d'une semaine, la pétition en ligne contre le projet de loi de réforme du droit du travail a recueilli plus de 410.000 signatures. In: L'Obs. 24. Februar 2016;.
  19. Féministe, écolo, ancienne CPE : sept choses à savoir sur Sophie Binet, nouvelle patronne de la CGT. In: France Inter. Abgerufen am 31. März 2023.
  20. La pétition contre le projet de loi El Khomri atteint un million de signatures. In: Le Monde. 4. März 2016;.
  21. La pétition contre la loi travail est de retour. In: Les Échos. 4. März 2016;.
  22. Qui est Sophie Binet, la nouvelle secrétaire générale de la CGT, élue contre toute attente ? In: Ouest-France. 31. März 2023 (französisch, ouest-france.fr)..
  23. Sophie Binet succède à Philippe Martinez à la tête de la CGT. In: Le Monde. 31. März 2023 (französisch, lemonde.fr)..
  24. Sophie Binet succède à Philippe Martinez à la tête de la CGT. 31. März 2023, abgerufen am 31. März 2023.
  25. Qui est Sophie Binet, la nouvelle secrétaire générale de la CGT, élue contre toute attente ? In: Ouest-France. 31. März 2023 (französisch, ouest-france.fr)..
  26. François Tonneau: Elle a démarré sa carrière dans les quartiers Nord de Marseille, qui est Sophie Binet, élue à la tête de la CGT ? In: La Provence. 31. März 2023, abgerufen am 31. März 2023.
  27. Sophie Binet, une ancienne du PS à la tête de la CGT : pourquoi c’est une révolution. In: L'Express. 31. März 2023, abgerufen am 31. März 2023 (französisch).
  28. Féministe, écolo, ancienne CPE : sept choses à savoir sur Sophie Binet, nouvelle patronne de la CGT. In: France Inter. Abgerufen am 31. März 2023.
  29. BINET Sophie - Haut Conseil à l'Égalité entre les femmes et les hommes. In: haut-conseil-egalite.gouv.fr. Abgerufen am 31. März 2023.
  30. Sandrine Gadet avec Eva Clouet: Sophie Binet, la militante nantaise élue à la tête de la CGT. In: France TV Info. 1. April 2023, abgerufen am 2. April 2023 (französisch).
  31. Clotilde Mathieu: CGT : Sophie Binet succède à Philippe Martinez. In: humanite.fr. 31. März 2023;.