Sophie Grünfeld

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Sophie Grünfeld (geb. 7. April 1856 als Sophie Schneider in Wien; gest. 27. Dezember 1952 in Yonkers[1]) war eine österreichisch-jüdische Vereinsfunktionärin und Philanthropin. Für ihr humanistisches Engagement wurde ihr der Elisabeth-Orden und das Offizierskreuz des Roten Kreuzes verliehen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sophie Grünfeld wurde 1856 als Tochter von Ignaz Schneider und Johanna Schneider (geb. Stöger/Steger) in Wien geboren. 1874 heiratete sie den Arzt Josef Grünfeld, mit dem sie drei Töchter und einen Sohn hatte.[2]

Grünfeld war in der jüdischen Wohlfahrtsarbeit, insbesondere in der Armenhilfe und Kinderfürsorge, engagiert. Sie gründete 1892, zusammen mit Antonie Graf, das Kaiser Franz Josef-Ferienheim (Verein für israelitische Kinderkolonien), das zu den mitgliederstärksten jüdischen Frauenvereinen in Wien zählte und Mitglied im Bund Österreichischer Frauenvereine (BÖFV) war. Der Verein ermöglichte es jüdischen Kindern aus bedürftigen Familien, Ferien auf dem Land zu machen, u. a. in Tischnowitz bei Brünn, in Mühlhof bei Bad Vöslau und im Seehospiz in Grado. Gemeinsam mit u. a. Clotilde Benedikt, Regine Ullman und Charlotte von Königswarter initiierte sie den Verband Weibliche Fürsorge, der im Ersten Weltkrieg für die Koordination der Fürsorgeaktivitäten jüdischer Frauenwohlfahrtsvereine zuständig war. Sie übernahm dabei Ausspeisungen, Kleidersammlungen und unterstützte jüdische Flüchtlinge aus Galizien und Bukowina. Sophie Grünfeld vertrat eine moderne Auffassung von Wohlfahrt, die sie nicht als Almosen, sondern als Hilfe zur Selbsthilfe verstand. So gründete sie 1917 eine Mädchenschule für Flickschusterei, deren Schülerinnen zusätzlich lernten, andere in diesem neuen Frauenberuf auszubilden.[3]

Für ihr humanistisches Engagement wurde Sophie Grünfeld der Elisabeth-Orden und 1926, zu ihrem 70. Geburtstag, das Offizierskreuz des Roten Kreuzes verliehen. Letztere Auszeichnung erhielt vor ihr nur eine Frau, Marianne Hainisch.[3]

Als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, musste Sophie Grünfeld 1938 82-jährig aus Wien fliehen. Ihre Flucht führte sie in die USA, wo sie 1945 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt.[3] Ihre letzten Jahre verbrachte sie in einem Heim des B’nai B’rith.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Elisabeth-Orden
  • Offizierskreuz des Roten Kreuzes

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Grünfeld Sophie. In: Ilse Korotin (Hrsg.): biografiA: Lexikon österreichischer Frauen. Böhlau, Wien 2016, S. 1106.
  • Elisabeth Malleier: Jüdische Frauen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung 1890–1938: Forschungsbericht. Wien 2001.
  • Elisabeth Malleier: Zur Verschränkung jüdischer, frauenbewegter und nationaler Identitäten: Das Engagement jüdischer Frauen während des Ersten Weltkrieges in Wien. In: Mitteilungen des Instituts für Wissenschaft und Kunst, Nr. 4, 2001, S. 10–17.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. The Daily Item, Port Chester, N. Y., 30. Dezember 1952, S. 9; NY State Death Index, 1952, No. 585. Nicht 1946 In Washington, D.C.
  2. Rafi Kornfeld: Sofie Grünfeld (Schneider). In: geni.com. 24. November 2016, abgerufen am 27. Mai 2021.
  3. a b c Andrea Gruber: Sophie Grünfeld. In: Frauen in Bewegung 1848–1938. Abgerufen am 27. Mai 2021.