Sophie von Baudissin

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Grab Sophie von Baudissins auf dem Trinitatisfriedhof Dresden

Sophie Gräfin von Baudissin, geb. Kaskel (* 27. Juli 1817 in Dresden; † 9. Dezember 1894 ebenda) war eine deutsche Pianistin, Komponistin und Schriftstellerin. Sie veröffentlichte in den 1840ern und 1880ern mehrere Klavierwerke und Lieder. Unter verschiedenen Pseudonymen schrieb sie Bücher für Kinder und Jugendliche. Sie war die zweite Ehefrau des Shakespeare-Übersetzers Wolf Heinrich Graf von Baudissin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sophie von Baudissin wurde als Tochter des sächsischen Hofbankiers Michael Kaskel (1775–1845) und der Sara Schlesinger (1774–1858) in Dresden geboren. Ihr Bruder war der Bankier Carl Kaskel. Sie erhielt Klavierunterricht bei Adolph Henselt und Johann Peter Pixis sowie Kompositionsunterricht bei Ferdinand Hiller. Öffentliche Konzerte sind nicht nachgewiesen, vermutlich trat sie nur privat auf. Im Herbst 1840 heiratete sie den Diplomaten und Übersetzer Wolf Heinrich Graf von Baudissin, dem sie in den folgenden Jahren bei seiner Arbeit unterstützend zur Seite stand. Ihr Wohnhaus in Dresden wurde der gesellschaftliche Mittelpunkt bedeutender Künstler und Gelehrter wie Hans Christian Andersen, Clara Schumann und Felix Mendelssohn Bartholdy. Im Jahr 1878 wurde Sophie von Baudissin Witwe und verstarb 1894. Sie wurde neben ihrem Ehemann auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden beigesetzt.

Carl Gottlieb Reißiger, Hofkapellmeister in Dresden, widmete ihr sein 1836 erschienenes Trio Nr. 9 op. 103.

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sophie von Baudissin veröffentlichte unter den Pseudonymen Aurelie, Tante Aurelie und Gowenz Literatur für Kinder und Jugendliche. Ihr Gesamtwerk lässt sich unterteilen in Märchen für Kinder, Zusammenstellungen von fremden und eigenen Erzählungen für Jugendliche und einen Theateralmanach für die Jugend, der 1849 erschien. Zudem veröffentlichte sie eigene Beiträge in Thekla von Gumperts Töchteralbum. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit hinterließ Sophie von Baudissin auch ein musikalisches Œuvre.

Kompositionen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klavierwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Feuilles d’Album für Klavier. Leipzig: Breitkopf & Härtel 1843.
  • Impromptu. Dresden: Meser 1844.
  • Drei Lieder ohne Worte für Klavier, op. 2. Berlin: Challier & Co. 1884.
  • Variationen a-Moll über ein eigenes Thema für zwei Klavier zu vier Händen, op. 8. Berlin: Challier & Co 1887.

Lieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Drei Lieder für eine Singstimme mit Klavier, op. 4. Berlin: Challier & Co. 1884.
  • Sechs Lieder für eine Singstimme mit Klavierbegleitung, op. 5. Berlin: Challier & Co. 1884.
  • Sechs Lieder für eine Singstimme mit Klavier und Violoncello (Vcl.-stimme revidiert und mit Bezeichnung versehen von Friedrich Grützmacher), op. 7. Berlin: Challier & Co. 1885.

Literarische Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Märchen und Erzählungen für Kinder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kinder- und Novellenmärchen. Ihren Neffen und Nichten erzählt von Tante Aurelie. Mit 4 fein ill. Bildern. Potsdam, Jahnke, Potsdam 1849. (Digitalisat)
  • Märchen für Kinder, erzählt von Aurelie. Springer, Berlin 1860. (Digitalisat)
  • Geschichten der Großmutter. Für Kinder von 6 bis 10 Jahren von Aurelie. Mit 8 Bilder in Farbdruck. Lechner, Wien 1865.
  • Kinder- und Jugend - Mährchen, erzählt von Aurelie. Mit 8 Bildern in Farbdruck nach Zeichnungen von Wilhelm Schäfer. Oehmigke, Leipzig 1861. 3. verm. Aufl. 1870.
  • Mährchen für Kinder. Erzählt von Aurelie. Mit 3 Zeichnungen in Farbdr. von Ludwig Berger. Springer, Berlin 1861. (Digitalisat) 2. veränd. u. verm. Aufl. 1875.
  • Kleine Geschichten für kleine Leute. Perthes, Gotha 1884.
  • Kindermärchen. Unilon Deutsche Verlags-Gesellschaft, Stuttgart 1891.

Erzählungen für Jugendliche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Elisabeth-Album
  • Die Stieftochter. Eine Erzählung für die reifere weibliche Jugend. Hallberger, Stuttgart 1853.
  • Der Opal: Die Stieftochter. Eine Erzählung für die reifere weibliche Jugend. Hallberger, Stuttgart 1858. 3. verbesserte Auflage 1865.
  • Mährchen für die Jugend (2. Aufl., 1861)[1]
  • Aus Süd und Nord. Briefe junger heranwachsender Mädchen. Springer, Berlin 1862.
  • Erzählungen für Mädchen von zwölf bis fünfzehn Jahren. Springer, Berlin 1862. (Digitalisat)
  • Erlebtes und Erzähltes. Für heranwachsende Mädchen von Aurelie. Mit 8 color. Bildern. Lechner, Wien 1863.(Digitalisat)
  • Der Lese-Abend bei Elisabeth. Ein Buch zur Unterhaltung und Belehrung heranwachsender Mädchen. Als Fortsetzung der früher erschienenen Bunte Blätter und Erlebtes und Erzähltes. Lechner, Wien 1863. (Digitalisat)
  • Resi. Eine Erzählung für die reifere weibliche Jugend. Oehmigke, Leipzig 1864.
  • Elisabeth-Album. Ein Buch zur belehrenden Unterhaltung für heranwachsende Mädchen. Als Fortsetzung der früher erschienenen Sammlungen Bunte Blätter, Erlebtes u. Erzähltes, Lese-Aben. Lechner, Wien 1865. (Digitalisat)
  • Elisabeths Mußestunden. Ein Buch zur belehrenden Unterhaltung für heranwachsende Mädchen. Lechner, Wien 1865.
  • Der Opal. Eine Erzählung für die reifere weibliche Jugend. Mit 1 Titelbild. Springer, Berlin 1862. (3. Aufl., 1865).
  • Zweierlei Brüder. Eine vaterländische Geschichte aus der Zeit der Fremdherrschaft und der Befreiungskriege. Der deutschen Jugend gewidmet. Mit 4 Bildern nach Originalzeichnungen von Carl Rechlin. 2. Aufl. Oehmigke, Neu-Ruppin 1868. (Jugendschriften von Aurelie, Bd. 15).
  • Neues Elisabeth-Album. Gesammelt zur Unterhaltung und Belehrung heranwachsender Mädchen. Oehmigke, Neu-Ruppin 1874.
  • Der Pflegesohn. Eine Erzählung für die reifere Jugend. Hallberger, Stuttgart 1875.
  • Jugendmärchen. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart/Berlin/Leipzig 1891.
  • Der Johannistag. Oehmigke, Einbeck 1896.
  • Die Töchter des Farmers. Oehmigke, Einbeck 1896.
  • Wer ist reich? Oehmigke, Einbeck 1896.

Theater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Theater-Almanach für die Jugend, enthält Die kleine Haushälterin, Der Berggeist, Die Fußreise, Die Geburtstagsfeier, Selbstüberschätzung, Die Pantoffeln des Abu Casern. Mit kolorierten Lithogr. von Johann Baptist Sonderland. 2 Bände. Hallberger, Stuttgart 1849–1850.
  • Theater für die Jugend. (2. vermehrte Aufl. des Theater-Almanachs, 1861.)
  • Theater für die Jugend. Zum Aufführen im Familienkreise. 3. verb. Auflage. Mit 4 Bildern in Farbdr. Oehmigke, Leipzig 1876.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Brümmer: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Reclam, Leipzig 1913, S. 135.
  • Elisabeth Friedrichs: Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. Metzler, Stuttgart 1981, S. 16.
  • Bern Goldmann: Artikel „Baudissin, Wolf Heinrich Friedrich Karl Graf von“. In: Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon, hg. von Olaf Klose und Eva Rudolph. Bd. 4. Neumünster: Karl Wachholtz Verlag, 1976, S. 29–32.
  • Shawn C. Jarvis, Jeannine Blackwell: The Queen's Mirror: Fairy Tales by German Women, 1780–1900. University of Nebraska Press, Nebraska 2001, S. 201ff.
  • Susanne Kord: Ein Blick hinter die Kulissen. Deutschsprachige Dramatikerinnen im 18. und 19. Jahrhundert. Metzler, Stuttgart 1992, S. 332.
  • Anna Morsch: Deutschlands Tonkünstlerinnen. Biographische Skizzen aus der Gegenwart. Berlin 1893, S. 55. (online)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Silke Wenzel: Artikel „Sophie von Baudissin“, in: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. (Stand: 9. August 2010).
  • Theresa Schlegel: Kurzbiografie „Sophie Kaskel“ auf der Seite des Schumann-Portals (Stand: 2020).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kein Exemplar nachweisbar