St. Michael (Bremen-Grohn)

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St.-Michael-Kirche in Grohn
Ansicht von Westen
Ansicht von Süden mit Pfarrhaus

Die Kirche St. Michael in Bremen-Vegesack, Ortsteil Grohn, Friedrich-Humbert-Straße 133 und Grohner Bergstraße 1, wurde in den Jahren 1906-1908 erbaut. Sie gehört der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St.-Michael der Bremischen Evangelischen Kirche.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch die seit Mitte des 19. Jahrhunderts verstärkt einsetzende Industrialisierung stieg die Einwohnerzahl des ehemals selbständigen Fischerdorfes Grohn an der Lesum erheblich an. Für die kirchlich bis dato zur Gemeinde der St.-Martini-Kirche in Lesum zählenden Grohner protestantischen Glaubens war der Bau eines eigenen Kirchengebäudes erforderlich geworden, nachdem bereits 1903 die katholische Kirche zur Heiligen Familie in Grohn errichtet worden war.

Nach Genehmigung der Gründung einer selbständigen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Grohn durch das zuständige Konsistorium der Generaldiözese Bremen-Verden in Stade und der Gemeindekonstituierung am 31. März 1906 wurde der Bau der Kirche von 1906 bis 1908 nach Entwurf des Architekten und Konsistorialbaumeisters der Landeskirche Hannovers Karl Mohrmann realisiert. Bereits am 1. Oktober 1905 war mit der Errichtung des Pfarrhauses begonnen worden, das am 1. Juli 1906 bezogen wurde. Der Grundstein für die Kirche wurde am 30. September 1906 gelegt, die Einweihung erfolgte am 2. Februar 1908.

Auf dem Grundstück einer ehemaligen Mühle im Grohner Ortskern entstand nach dem Vorbild rheinischer Kirchenbauten der Spätromanik und unter Einfluss des Wiesbadener Programms ein kreuzförmiger Bruchsteinbau vorwiegend aus Ibbenbürener Sandstein mit Vierungsturm nebst Konfirmandensaal und Pfarrhaus im neuromanischen Stil. Die ornamentale Ausmalung wurde durch den Maler Karl Bohlmann (1877–1929[1]) aus Hannover vorgenommen und ist ebenso wie die Ausstattung aus der Erbauungszeit vollständig erhalten. Die Buntglasfenster stammen von dem Bremer Glasmaler Georg Karl Rohde.[2] Der 55 Meter hohe viereckige Turm ist bis in die Spitze massiv gehalten und oberhalb des Glockengeschosses mit Kupferplatten verkleidet. Aus architektonischer und kunsthistorischer Sicht ist die Kirche wegen der erhaltenen Einrichtung aus der Bauzeit, der flächendeckenden Ausmalung, des verwendeten Baumaterials sowie des Baustils bemerkenswert, wurden doch in der Zeit des Historismus im nordwestdeutschen Raum, insbesondere auch in der Region Bremen, Kirchenbauten ganz überwiegend in Backsteinbauweise unter Verwendung neugotischer Stilformen errichtet.

Die Kirche samt Pfarrhaus, Konfirmandensaal und Grundstücksumfriedung stehen seit 1977 unter Denkmalschutz.[3]

2016/2017 wurde das Bauensemble um den Neubau eines Gemeindehauses ergänzt[4].

Friedhof Grohn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Gemeinde gehört der westliche, parkähnliche Teil des Friedhofs von 1907, gelegen zwischen der Steingutstraße 8 und dem Campus Ring, mit einer Kapelle und einem vielfältigen Baumbestand. Südlich befindet sich ein abgegrenzter Bereich der Familie Leffers mit einem kleinen Gedenkhäuschen und ein kleines Mausoleum der Familie Otto Freise (1872–1952, Direktor der Norddeutschen Steingutfabrik).

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste Orgel wurde 1908 von dem Orgelbauer Faber (Salzhemmendorf) erbaut. Dieses Instrument wurde 1929 durch ein neues Instrument ersetzt, das von der Orgelbaufirma Furtwängler & Hammer erbaut wurde. Bis heute erhalten ist die Prospektfassade. 1972 wurde dieses Instrument durch einen Neubau mit 27 Registern ersetzt. Die heutige Orgel stammt von der Orgelbaugesellschaft Reichenstein, wobei Teile der Vorgängerorgel der Firma Emil Hammer Orgelbau von 1972 sowie der Prospekt von 1908/1929 verwendet worden sind. Das Instrument hat 28 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen sind elektrisch.[5]

I Hauptwerk C–g3
1. Bordun 16′
2. Prinzipal 8′
3. Gambe 8′
4. Spillflöte 8′
5. Octave 4′
6. Nachthorn 4′
7. Octave 2′
8. Sesquialtera II
9. Mixtur IV
10. Trompete 8′
II Schwellwerk C–g3
11. Geigenprinzipal 8′
12. Salicional 8′
13. Vox Coelestis 8′
14. Lieblich Gedackt 8′
15. Fugara 4′
16. Traversflöte 4′
17. Waldflöte 2′
18. Mixtur IV 2′
19. Fagott 16′
20. Oboe 8′
Tremulant
Pedalwerk C–f1
21. Subbass 16′
22. Quintbass 1023
23. Octavbass 8′
24. Cello 8′
25. Gedacktbass 8′
26. Flötbass 4′
27. Posaune 16′
28. Trompete 8′
  • Koppeln: II/I (auch als Superoktavkoppel); I/P, II/P

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Geläut besteht aus drei Glocken in den Tönen e, gis und h. Es handelt sich um Bronzeglocken. Sie wiegen zusammen 2,1 Tonnen. Die Glocken wurden 1926 von der renommierten Glockengießerei Otto aus Hemelingen/Bremen gegossen. Sie haben die Glockenbeschlagnahme und -vernichtung des Zweiten Weltkrieges überstanden.[6][7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klaus Balz: Volle 100 – Die Geschichte St. Michaels in Bremen-Grohn, Bremen 2008

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Michael – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Seite der Gemeinde

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Maler Karl Bohlmann (Memento vom 29. Dezember 2015 im Internet Archive)
  2. Tag des offenen Denkmals 2016. In: denkmalpflege.bremen.de. Landesamt für Denkmalpflege, abgerufen am 1. Oktober 2023.
  3. Denkmaldatenbank des LfD
  4. Volker Kölling: Ins Zentrum gerückt. In: weser-kurier.de. 11. Februar 2021, abgerufen am 6. März 2024.
  5. Beschreibung der Orgel (Memento vom 11. September 2012 im Webarchiv archive.today)
  6. Gerhard Reinhold: Otto Glocken - Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto, Selbstverlag, Essen 2019, 588 Seiten, ISBN 978-3-00-063109-2, hier insbes. S. 527.
  7. Gerhard Reinhold: Kirchenglocken - christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen 2019, 556 Seiten, Diss. Radboud Universiteit Nijmegen, nbn:nl:ui:22-2066/204770, hier insbes. S. 489.

Koordinaten: 53° 10′ 1,8″ N, 8° 38′ 3,7″ O