Stadtbahn Regensburg

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Stadtbahn Regensburg
Basisinformationen
Staat Deutschland
Stadt Regensburg
Eröffnung geplant
Verkehrs­verbund RVV
Infrastruktur
Streckenlänge 17,7 km (geplant)[1]
Spurweite 1435 mm (Normalspur)
Stromsystem 750 V = Oberleitung, Batteriebetrieb
Haltestellen 30 (geplant)[1]
Betriebshöfe 1 (geplant)
Betrieb
Linien 2 (geplant)
Linienlänge ca. 22 km (geplant)
Takt in der HVZ Linie A: 5 min, Linie B: 10 min (geplant)
Reise­geschwindigkeit 20,4 km /h (geplant)[1]
Netzplan
Netzplan
Geplantes Liniennetz, Stand März 2024

Die Stadtbahn Regensburg ist ein Projekt zur Wiedereinführung eines schienengebundenen Öffentlichen Personennahverkehrs im Stadtgebiet von Regensburg, nachdem in der Altstadt von Regensburg bereits von 1903 bis 1964 die Straßenbahn Regensburg verkehrte, die dann durch einen Stadtbus-Betrieb abgelöst wurde.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits 1967 soll nicht öffentlich in der Stadtverwaltung über eine Wiedereinführung von Straßenbahnen nachgedacht worden sein, als sich damals die Regensburger Verkehrsbetriebe an den neuen schaffnerlosen Straßenbahnlinien in Freiburg interessiert zeigten.[2]

In den 1970er Jahren wurde dann immer wieder über die Wiedereinführung von Straßenbahnlinien diskutiert. Eine 1993 vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) veröffentlichte Studie legte die Einführung einer Stadtbahn nahe.[3] Auch eine 1994 in Auftrag gegebene Studie empfahl der Stadtverwaltung von Regensburg die Einführung einer Stadtbahn, allerdings damals wieder meterspurig.

Eine Studie im Jahr 2006 bescheinigte einer Stadtbahn aber einen deutlich zu niedrigen Nutzen.[4] Allerdings wurde die Studie seitens des VCD stark kritisiert. Hauptkritikpunkt war der zum Scheitern verurteilte Ansatz von drei Linien im Reduktionskonzept. Hier schlug der VCD vor, zunächst die am stärksten förderfähige Nord-Süd-Linie einzeln zu prüfen, weil dann eine Förderfähigkeit gegeben wäre. Auch wenn bislang keine konkreten Pläne existieren, so werden bei Baumaßnahmen schon die möglichen Trassenführungen berücksichtigt, wie beispielsweise beim Neubau der Nibelungenbrücke oder auch beim absichtlichen Erhalt der ehemaligen Gütergleise in Schwabelweis.

Seit Ende November 2006 wurde ein Vorschlag einer ersten Ausbaustufe, die sogenannte Mini-Stadtbahn, von verschiedenen Seiten unterstützt.[5] Dabei handelt es sich um eine Nord-Süd-Strecke, die von Wutzlhofen im Norden über Konradsiedlung, Nordgaustraße, Donau-Einkaufszentrum, Donaumarkt, Hauptbahnhof/Albertstraße, Friedenstraße und Universität zum Universitätsklinikum führen soll. Eine Verlängerung wäre möglich.

Auch im Zwischenbericht zu einer erneuten Untersuchung, der im September 2008 dem Regensburger Stadtrat vorgelegt wurde, wird die Nord-Süd-Achse priorisiert. Regensburg sei allerdings laut dem Bericht bereits heute eine „sehr gute Busstadt“, der Systemwechsel zu einer Stadtbahn wäre nur langfristig anzustreben. Als Zwischenstufe wurde ein so genanntes „BRT“-System vorgeschlagen, das für Busse eine vom MIV unabhängige Fahrbahn ermöglicht. Dieses könnte im Vollausbau als eine Art Busbahn mit Doppelgelenkbussen auf diesen autarken Strecken verkehren. Diese Übergangslösung wurde in der laufenden Untersuchung jedoch noch nicht auf ihre Wirtschaftlichkeit geprüft; dies soll Gegenstand weiterer Prüfungen sein.[6]

Citybahn Regensburg
Citybahn Regensburg nach Wittek-Brix
Dienstleistungsachse nach Wittek-Brix
Dienstleistungsachse nach Wittek-Brix

Der Heidelberger Verkehrsplaner Robert Wittek-Brix sprach sich gegen ein isoliertes Stadtbahnnetz aus und schlug stattdessen vor, bestehende Regionalzuglinien durch die Innenstadt zu führen, anstatt sie nur zum Hauptbahnhof verkehren zu lassen. Hierzu wäre eine sechs Kilometer lange Straßenbahnstrecke vom Regensburger Nordosten bis zum Hauptbahnhof nötig. Auf den Linien würden Dieselhybrid- oder Akkuhybridfahrzeuge mit Oberleitung zum Einsatz kommen. Statt der circa 300 Millionen Euro für eine Stadtbahn sind dafür 60 Millionen Euro zu veranschlagen. Außer Universität und Krankenhaus wären die wesentlichen Punkte der „Dienstleistungsachse“ angebunden.[7][8]

Liniennetzplan von Komobile
Liniennetzplan von Komobile

Das österreichische Planungsbüro Komobile, das auch die Straßenbahn Gmunden ins Umland erweiterte und von Regensburg zur Prüfung einen höherwertigen ÖPNV beauftragt wurde, sprach sich in einer ersten Stellungnahme gegen ein „Tram-Train“-Modell aus.[9] Zusätzliche Verkehre seien auf den nicht elektrifizierten Strecken nicht darstellbar.

Der Regensburger Architekturprofessor Walter Weber gründete 2016 mit insgesamt 19 Mitgliedern ein neues „Bündnis für einen hochwertigen ÖPNV im Raum Regensburg“. Die Interessengemeinschaft fordert einen Paradigmenwechsel in der Verkehrspolitik, nämlich „Eine leistungsfähige, umweltfreundliche Stadtbahn mit weitgehend eigener Trasse“.[10]

Im Oktober 2017 wurde vom Komobile ein Zwischengutachten veröffentlicht, welches die Stadtbahn in Regensburg empfiehlt und für förderfähig beurteilt. Die Errichtung der Stadtbahn würde nun 246 Millionen kosten, wovon Regensburg einen Anteil von 19 % zu tragen hätte.[11] Die SPD Regensburgs möchte die Stadtbahn bis 2030 verwirklichen.[12]

Am 19. Juni 2018 beschloss der Planungsausschuss des Regensburger Stadtrates einstimmig die Einführung einer neuen Stadtbahn in Regensburg zum schnellstmöglichen Zeitpunkt.[13][14][15] Am 29. Juni 2018 wurde der Beschluss des Planungsausschusses vom Stadtrat bei nur einer Gegenstimme bestätigt.[16][17]

Am 5. November 2018 wurde Bürgermeister Jürgen Huber, der einst die Stadtbahnprüfung in den Koalitionsvertrag verhandelte, von DBV-Präsident Gerhard J. Curth im Berliner Abgeordnetenhaus mit dem Preis des Deutschen Bahnkundenverbandes für sein außerordentliches Engagement für eine neue Regensburger Stadtbahn ausgezeichnet.[18][19]

Mitte März 2024 werden die Vorplanungsergebnisse für die Stadtbahn dem Stadtrat vorgestellt. Für die darin favorisierten Variante wurden ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,54 und Kosten von etwa 880 Millionen Euro (Preisstand 2023; Preisstand 2030: etwa 1,21 Milliarden Euro) ermittelt. Bei einer Gesamtförderquote von rund 62 % bleibe demnach ein Eigenanteil der Stadt von etwa 334 Millionen Euro (Preisstand 2023; Preisstand 2030: etwa 464 Millionen Euro).[20] Der Stadtrat beschloss, zusammen mit der Europawahl am 9. Juni 2024 einen Bürgerentscheid über die Weiterführung der Planungen abzuhalten.[21]

Linien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beabsichtigt als Startkonzept sind zwei Linien vom Norden in den Süden der Stadt. Der Liniennetzplan wurde überarbeitet und heißt jetzt „Kernnetz mit Südspange und Netzanpassung Stadtnorden“ (Stadtratssitzung vom 20. März 2024, TOP 10).

  • Linie A von der Aussiger Straße über Weichs, Altstadt, Hauptbahnhof und Universität zum Klinikum
  • Linie B vom Bahnhof Walhallastraße über den Gewerbepark über die Walhallastraße und ab der Nordgaustraße parallel zur Linie A zum Hauptbahnhof und weiter über Furtmayr- und Landshuter Straße zum Bahnhof Burgweinting

Linie A soll im 5/10-Minuten-Takt betrieben werden, Linie B im 10-Minuten-Takt, womit sich zwischen Nordgaustraße und Hbf eine Fahrzeugfolge von 3–4 Minuten ergibt. Dementsprechend sollen Buslinien, die heute meist als Durchmesser- oder Radiallinen über den Bahnhofplatz oder Albertstraße fahren, nicht mehr in die City fahren, sondern als Zubringer zu den Stadtbahnen fungieren. Entsprechende Umstiegsknoten im Norden und Süden sind vorgesehen.

Auch sollen Buslinien gegenüber heute zusätzliche Ring- und Tangentenverbindungen herstellen.

Für einen weiteren Netzausbau ist eine dritte Linie in den Gutachten angedacht:

  • Linie C vom Donaupark in Prüfening zur Irler Höhe über Prüfeninger Straße, Bismarckplatz, Hauptbahnhof, Stobäusplatz, Greflingerstr. und das Ostenviertel Diese Linie steht so weder in der Machbarkeitsstudie noch im Masterplan von 2023.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Stadtbahn - Ergebnis der Nutzen-Kosten-Untersuchung (Standardisierte Bewertung). Beschlussvorlage. In: Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung. TOP Ö10. Stadtrat der Stadt Regensburg, 20. März 2024 (regensburg.de [abgerufen am 4. April 2024]).
  2. Moritz Neufeld: Rückblick 1967. In: Badische Zeitung. 26. September 2017, abgerufen am 26. September 2017.
  3. Stefan Janda, Wolfgang Kraus, Günter Murr, Toni Plommer, Ansgar Schimmöller: Auf neuen Gleisen – Renaissance des Schienenverkehrs in Regensburg und der Region. Verkehrsclub Deutschland Kreisverband Regensburg, 1993.
  4. Konzeptstudie Regio-Stadtbahn Regensburg – Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse. Intraplan Consult, November 2006 (regensburg.de [PDF; 1000 kB; abgerufen am 18. März 2024]).
  5. Mini-Stadtbahn. In: Mittelbayerische Zeitung. Mittelbayerischer Verlag, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 5. August 2008.@1@2Vorlage:Toter Link/www.mittelbayerische.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  6. Sitzungsvorlage. Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen, 17. September 2008, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 25. Mai 2009.@1@2Vorlage:Toter Link/srv19.regensburg.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  7. Robert Wittek-Brix: Neuer Ansatz. (PDF; 1,5 MB) Robert Wittek-Brix, abgerufen am 1. Juni 2016.
  8. Norbert Lösch: Neue Variante: Bahn fährt durch die City. In: Mittelbayerische Zeitung. Mittelbayerischer Verlag, 11. August 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. August 2016; abgerufen am 11. August 2016.
  9. Julia Ried: Verkehrsplaner schlagen Stadtexpress vor. In: Mittelbayerische Zeitung. Mittelbayerischer Verlag, 4. Juli 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Juli 2016; abgerufen am 7. Juli 2016.
  10. Norbert Lösch: Bündnis fordert Vollgas beim ÖPNV. In: Mittelbayerische Zeitung. Mittelbayerischer Verlag, 15. September 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. September 2016; abgerufen am 16. September 2016.
  11. Bettina Dostal: Regensburg: Eine Stadtbahn in Regensburg ist nützlich und wird empfohlen. In: idowa. 12. Oktober 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Oktober 2017; abgerufen am 13. Oktober 2017.
  12. Regensburger SPD-Fraktion will die Stadtbahn noch vor dem Jahr 2030 Realität werden zu lassen. In: wochenblatt. 17. Oktober 2017, abgerufen am 17. Oktober 2017.
  13. Matthias Feuerer: Beschlossene Sache: Stadtbahn Regensburg kommt. In: TVA Ostbayern. 19. Juni 2018, abgerufen am 19. Juni 2018.
  14. Julia Ried: Regensburg bekommt eine Stadtbahn. In: Mittelbayerische Zeitung. Mittelbayerischer Verlag, 19. Juni 2018, abgerufen am 19. Juni 2018.
  15. Bettina Dostal: Regensburg: Stadtbahn einstimmig beschlossen. In: idowa. 19. Juni 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Juni 2018; abgerufen am 19. Juni 2018.
  16. Marcel Kehrer, Uli Scherr: Öffentlicher Nahverkehr: Regensburg bekommt die Straßenbahn – und eine S-Bahn? Bayerischer Rundfunk, 29. Juni 2018, abgerufen am 21. August 2019.
  17. Regensburg: Stadtrat beschließt Stadtbahn. In: TVA Ostbayern. 29. Juni 2018, abgerufen am 1. Juli 2018.
  18. Verleihung des Schienenverkehrs-Preises, Rubrik Kommunal-Preis, an Jürgen Huber. Deutscher Bahnkunden-Verband, 6. November 2018, abgerufen am 13. März 2024.
  19. Melanie Bäumler: Jürgen Huber erhält den Bahnkunden-Preis. In: TVA Ostbayern. 18. Oktober 2018, abgerufen am 28. Dezember 2019.
  20. Stadtbahn-Planungen erreichen nächsten Meilenstein. In: Stadtbahn Regensburg. Stadt Regensburg, 13. März 2024, abgerufen am 13. März 2024.
  21. Stadtrat beschließt Bürgerentscheid. In: Stadtbahn Regensburg. Stadt Regensburg, 13. März 2024, abgerufen am 2. April 2024.