Stadtmuseum Bad Tölz

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Stadtmuseum im ehemaligen Bürgerbräu-Gebäude

Das Stadtmuseum Bad Tölz, auch Tölzer Stadtmuseum genannt, befindet sich im Heimat- und Bürgerhaus an der Marktstraße in der Tölzer Altstadt. Auf über 800 Quadratmetern wird eine Ausstellung zur Stadt- und Regionalgeschichte gezeigt.

Gebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das ursprünglich aus zwei eigenständigen Gebäuden bestehende Bürgerbräu-Anwesen wurde 1903/1904 nach Plänen von Gabriel von Seidl zum repräsentativen neuen Rathaus umgestaltet. Das vierstöckige, zuvor traufständige Bauwerk erhielt dabei einen Doppelgiebel zur Marktstraße mit Dachreitern, Uhr und Monduhr. Die Fassade mit zehn Fensterachsen gliederte Seidl mit Lisenen, Erkern und Balkonen und gestaltete sie mit Fresken von Franz Rinner und Karl Wahler. Die Stadtverwaltung nutzte das Gebäude bis 1979; zuvor waren auch Feuerwehr und Stadtpolizei darin untergebracht. Anschließend wurde es zum Heimat- und Bürgerhaus umgebaut.[1] Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Museum wurde von Mitgliedern des Historischen Vereins gegründet und 1886 eröffnet. Seit 1930/1931 befindet es sich in Trägerschaft der Stadt Bad Tölz. 1982 zog das Museum vom Schlossplatz in das ehemalige Bürgerbräu-Gebäude an der Marktstraße. Zwischen 2009 und 2021 wurde die Dauerausstellung in mehreren Phasen neu gestaltet. Mit der Neukonzeption sollten spezifische Tölzer Themen herausgearbeitet und Tölzer und Isarwinkler Geschichte im bayerischen, deutschen und internationalen Kontext dargestellt werden.

Ausstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bedingt durch die kleinteilige Raumanordnung im historischen Gebäude verteilt sich die Dauerausstellung auf drei Stockwerke mit 38 Themenräumen. Der Ausstellungsbereich Land und Bewohner im ersten Obergeschoss befasst sich mit der Erdgeschichte und frühen Besiedelung im Tölzer Land, Wasserwirtschaft, Flößerei, Kalkbrennerei, Forstwirtschaft und Holzverarbeitung. Eine Sammlung von Tölzer Kästen, Metall-, Glas- und Töpferwaren, Großuhren sowie Apotheken- und Ladeneinrichtung erinnern an Handel und Handwerk im Markt an der Kreuzung zweier Handelsrouten. Ein weiteres Thema ist die Geschichte des Tölzer Brauwesens.

Im zweiten Obergeschoss befindet sich der von Gabriel von Seidl gestaltete historische Sitzungssaal, der auch für Veranstaltungen genutzt wird. Im Bereich Adel und Bürgertum werden eine Gemäldegalerie, Kleidung, Musikinstrumente und die über 100-jährige Geschichte des Tölzer Marionettentheaters gezeigt. Weitere Themen sind die Herren von Tölz und das Tölzer Schloss, die Jagd sowie das Schul- und Bildungswesen. Text- und Bildtafeln mit Medienstationen führen durch die Stadtgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Ein einzigartiges Exponat ist die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts für die Familie Toerring-Seefeld angefertigte goldene Gala-Portechaise. Der barocke, geschlossene Tragsessel wurde schon 1887 in Tölz der Öffentlichkeit präsentiert und geriet danach in Vergessenheit, bis man ihn 2016 auf dem Dachboden des Stadtmuseums wiederentdeckte. Nach umfassender Restaurierung war die Portechaise 2019 bei der Bayerischen Landesausstellung 100 Schätze aus 1000 Jahren in Regensburg zu sehen.[3]

Im Ausstellungsbereich Volksglaube, Traditionen, Feste und Freizeit im dritten Obergeschoss sind eine Hauskapelle, Objekte zur regionalen Kirchengeschichte, sakrale Skulpturen und Hinterglasmalereien, eine Krippenausstellung sowie eine Kunst- und Wunderkammer zu sehen. Ein Raum ist der Tölzer Leonhardifahrt gewidmet und zeigt einen Truhenwagen aus dem 18. Jahrhundert. Neben Uniformen und Trachten wird auch die Trachtenpflege thematisiert. Bücher und Audiostationen laden ein, die Literaten im Isarwinkel kennenzulernen. Ein weiterer Raum befasst sich mit dem Leben und Wirken des Architekten und Tölzer Ehrenbürgers Gabriel von Seidl. Den Abschluss des Rundgangs bilden regionale Sportarten und Produkte der ehemaligen Pionier-Faltbootwerft.

Eine Fläche im Erdgeschoss ist für Sonderausstellungen vorgesehen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rosemarie Bahnmüller: Gabriel von Seidl gestaltete die Fassade. Das Heimatmuseum der Stadt Bad Tölz. In: Bayerland. 91. Jahrgang, Nr. 1. W. Ludwig Verlag, März 1989, ISSN 0174-3813, S. 58–59.
  • Elisabeth Hinterstocker: Stadtmuseum Bad Tölz. Der lange Weg zu einer neu gestalteten Dauerausstellung oder warum Umwege die Ortskenntnis erweitern. In: Museum heute. Nr. 60. Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, Dezember 2021, ISSN 0944-8497, S. 21–26 (museumsberatung-bayern.de [PDF; 14,9 MB; abgerufen am 28. Januar 2024]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sammlung des Stadtmuseums Bad Tölz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Manuela Strunz, Claus Janßen: Auf den Tölzer Spuren Gabriel von Seidls. In: Zurück in die Zukunft – Gabriel von Seidl in Tölz. Begleitband zur Ausstellung im Stadtmuseum Bad Tölz. Historischer Verein für das bayerische Oberland in Bad Tölz, Bad Tölz 2013, ISBN 978-3-00-041570-8, S. 23–24.
  2. D-1-73-112-217. In: DenkmalAtlas 2.0. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, abgerufen am 28. Januar 2024.
  3. Elisabeth B. Hinterstocker, Sigrid Krämer: Die goldene Gala-Portechaise im Stadtmuseum Bad Tölz (= Schriften des Stadtmuseums Bad Tölz). Bad Tölz 2020.

Koordinaten: 47° 45′ 39,3″ N, 11° 33′ 39,7″ O