Stephan Riccius

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Stephan Riccius

Stephan Riccius, auch Reich (* 25. Dezember 1512 in Kahla; † 15. Mai 1588 in Lissen) war ein evangelischer Theologe der Reformationszeit.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stephan Reich, in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, besuchte die Lateinschule in Jena und ging 1529 zum Studium nach Wittenberg. Außer in der artistischen Fakultät hörte er auch Vorlesungen bei Martin Luther, Philipp Melanchthon, Justus Jonas der Ältere und Caspar Cruciger der Ältere. Als ihm das Geld für das Weiterstudium ausging, empfahl ihn Melanchthon dem Johann Stratius in Posen als Lehrer der griechischen Sprache.[1]

Nach anderthalb Jahren kehrte er nach Wittenberg zurück und erwarb 1536 den Magistergrad. Nun wurde er Schulmeister in Jena und heiratete 1537 Barbara Rosenhain, mit der er acht Söhne und eine Tochter hatte. Dasselbe Amt nahm er bald darauf in Saalfeld/Saale wahr, ehe er 1542 dort zum Diakon berufen wurde. Kurze Zeit war er Pfarrer in Langenschade, dann wurde er als Nachfolger von Thomas Naogeorgus in seine Vaterstadt Kahla berufen.

Doch war dies eine unglückliche Entscheidung. Zwar veröffentlichte er einige Publikationen, doch ergab sich mit der Gemeinde kein gutes Verhältnis. 1555 wurde er bei der Visitation als „gelehrt aber trunksüchtig“ beschrieben. 1558 wurde das haltlose Gerücht aufgebracht, seine Frau habe Ehebruch getrieben. Es kam zu einem hochnotpeinlichen Prozess. Die Frau wurde öffentlich ausgepeitscht und des Landes verwiesen, der inkriminierte Mann hingerichtet. Riccius glaubte an die Unschuld seiner Frau. Er gab sein Amt in Kahla auf und zog in die Nähe von Weißenfels, wo er das Pfarramt in Lissen übernahm.

Hier hatte er die Möglichkeit, neben seinem pfarramtlichen Dienst eine rege schriftstellerische Tätigkeit zu entfalten. Außer zahlreichen Schulbüchern, Ausgaben und Übersetzungen antiker Autoren gab er eine Reihe von Luthers und Crucigers biblischer Auslegungen heraus. Wie manche andere Theologen dieser Zeit wusste er das humanistische Erbe mit der reformatorischen Theologie zu verbinden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • E. Koch: Magister Stephan Riccius, sein Leben und seine Schriften. Meiningen 1886.
  • Rudolf Hermann: Magister Stephan Riccius. In: Luther in Thüringen. Herausgegeben v. R. Jauernig. Berlin 1952, S. 207–212.
  • Reich, Stephan. In: Heinz Scheible (Hrsg.): Melanchthons Briefwechsel. Band 14, Personen O–R. Stuttgart–Bad Cannstatt 2020, S. 414–415.
  • Robert Stupperich: Melanchthon und die polnischen Humanisten. In: Fragen der polnischen Kultur im 16. Jahrhundert, herausgegeben v. R. Olesch und H. Rothe. Gießen 1980, S. 370.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. M. an Johannes Stratius in Posen. - Wittenberg, Oktober 1533. In: Melanchthons Briefwechsel – Regesten online. Abgerufen am 22. Mai 2023.